Kirchenaustritte in NRW: „Katholische Kirche rast in den Abgrund ihrer Bedeutungslosigkeit“

Kirche

Die schweren Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche haben Spuren hinterlassen. In NRW ist eine Rekordzahl der Kirchenaustritte erreicht. Eines verrät die Zahl aber nicht.

Düsseldorf

27.01.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 1 min
Kardinal Rainer Maria Woelki spricht beim Ostergottesdienst im Kölner Dom am Altar.

Kardinal Rainer Maria Woelki spricht beim Ostergottesdienst im Kölner Dom am Altar. © picture alliance/dpa

In Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr 155.322 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Das sind so viele wie noch nie in der bis 2011 zurückreichenden Statistik des Justizministeriums in Düsseldorf. Der bisherige Höchstwert dort waren 120.188 Austritte im Jahr 2019 gewesen.

Im Jahr darauf, 2020, waren es 89.694, was im Allgemeinen mit der Corona-Pandemie erklärt wurde. Es dauerte zum Beispiel einige Zeit, bis die Amtsgerichte etwa die Möglichkeiten für Online-Austritte ausgebaut hatten. Aus den Zahlen lässt sich allerdings nicht ablesen, wie sich die Austritte nach Konfessionen aufschlüsseln.

Das vergangene Jahr war aber vor allem für die katholische Kirche in Deutschland eine Krisenzeit. So schnellten im größten deutschen Bistum, dem Erzbistum Köln, die Austrittszahlen in die Höhe, nachdem sich Kardinal Rainer Maria Woelki entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen aus rechtlichen Gründen zurückzuhalten. Aktuell erschüttert der Missbrauchsskandal, in den sogar Ex-Papst Benedikt XVI. verwickelt sein soll, die Öffentlichkeit.

„Die katholische Kirche stirbt ohne Hoffnung auf Wiederkehr“

Der katholische Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Universität Münster sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei derzeit nicht zu erkennen, wie die Talfahrt noch gestoppt werden könnte. „Die katholische Kirche rast mit diesen Zahlen in den Abgrund ihrer Bedeutungslosigkeit. Die katholische Kirche in ihrer bekannten Sozialgestalt stirbt ohne Hoffnung auf Wiederkehr.“

Von einer Volkskirche werde sie zur Minderheitenkirche. „Das muss nicht schlecht sein, wird aber den aktuell verantwortlichen Bischöfen viel abverlangen“, sagte Schüller.