Missbrauchsskandal in katholischer Kirche: NRW-Geschädigte wollen Ex-Papst verklagen
Katholische Kirche
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat seine falsche Aussage im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal eingeräumt. Geschädigte des Skandals aus NRW erwägen trotzdem Klage gegen ihn.

Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., steht massiv in der Kritik. © picture alliance/dpa
Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zieht weiter Kreise. Obwohl der emeritierte Papst Benedikt XVI. seine Falschaussage im Zusammenhang mit dem Skandal eingeräumt hat, erwägen Geschädigte aus NRW dennoch, den Ex-Papst zu verklagen. Das berichtet die WAZ.
Der renommierte Berliner Strafverteidiger Andreas Schulz wolle demnach Benedikt XVI. vor Gericht bringen. Er ist von den Missbrauchsopfern, zu denen der gebürtige Essener Wilfried Fesselmann und der in Bottrop lebende Markus Elstner gehören, beauftragt worden.
Schulz wird von der WAZ zitiert: „Ich habe von ihnen den Auftrag zu prüfen, ob noch lebende Beteiligte in der Befehls- und Hierarchiekette vom Vatikan bis hinunter zu den jeweiligen Bistümern strafrechtlich verantwortlich sein könnten. Falls ja würde dieses Ergebnis den zuständigen Strafverfolgungsbehörden mitgeteilt werden, die dann zu entscheiden hätten, ob ein Strafverfahren einzuleiten ist.“
Klage bereits 2011 erwogen
Wie die WAZ weiter berichtet, hätten bereits im Jahr 2011 amerikanische und deutsche Kläger ein Strafverfahren gegen Joseph Ratzinger beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eingeleitet. Als Papst Benedikt XVI. genoss Ratzinger damals aber Immunität. Schulz gegenüber der WAZ: „Heute stellt sich die Sach- und Rechtslage anders da: Der emeritierte Papst kann keine völkerrechtliche Immunität mehr beanspruchen.“
Auch von der Reformbewegung „Maria 2.0“ kommt weiterhin massive Kritik am emeritierten Papst. Lisa Kötter, Initiatorin der Bewegung, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass Benedikt XVI. nichts anderes übrig geblieben sei, als seine Teilnahme an der Sitzung zuzugeben.
Der emeritierte Papst hatte am Montag eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising an einer wichtigen Stelle eine falsche Aussage gemacht zu haben. In diesem Missbrauchsgutachten geht es unter anderem um den Essener Skandal-Priester Peter H. Der predigte damals in Essen, wurde aber nach dem internen Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen nach München versetzt. Dort stand Ratzinger damals als Kardinal an der Spitze des Erzbistums München und Freising.
Laut einem schriftlichen Statement seines Privatsekretärs Georg Gänswein, das unter anderem das Portal „Vatican News“ und die Tagespost Stiftung veröffentlichten, sprach der emeritierte Pontifex von einem „Fehler“ und einem „Versehen bei der redaktionellen Bearbeitung“ seiner Stellungnahme.
Immer mehr Menschen verlieren die Angst vor der Kirche
Kötter sagte, inzwischen hätten die Leute immer mehr die Angst verloren, Kritik zu üben. Dass die Angst verloren gehe, habe auch das Outing von 125 queeren kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezeigt, die mit ihrer Aktion ein kirchliches Arbeitsrecht fordern, das nicht mehr verlangt, die schwule oder lesbische Lebensgemeinschaft geheim zu halten.
Die Initiative „Liebe gewinnt“, die im vergangenen Frühjahr deutschlandweit Segnungen in katholischen Gottesdiensten für schwule und lesbische Paare organisiert hatte, setzt große Hoffnung in die Aktion. „Die Kirche soll aufhören, unter die Bettdecke zu schauen, sondern ins Herz blicken“, sagte Klaus Nelissen, Mitinitiator von „Liebe gewinnt“ den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
urn:newsml:dpa.com:20090101:220125-99-837353/2
mit dpa
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