Viele Menschen haben in der Corona-Pandemie Spaziergänge als willkommene Abwechslung im Alltag entdeckt – weil schon sonst fast nichts geht. Wer jeden Tag die gleiche Runde dreht, für den wird sie schnell langweilig – besonders für die Kinder. Abwechslung verspricht der neue Stadtführer „Bergkamen erleben“, den der Gästeführerring herausgibt.
Er bietet sechs einfache Radtouren zwischen 12 und 20 Kilometern, bei denen Familien ihre Stadt kennenlernen können und mit Sicherheit das eine oder andere Neue entdecken. Bergkamen hat den Vorteil, dass es größtenteils recht flach ist. Die geringen Höhenunterschiede, die auf den Touren überwunden werden müssen, sind ohne Probleme zu schaffen.

Eine Übersichtskarte zeigt die sechs Touren durch die Stadt, die sich auch untereinander kombinieren lassen. Bei der Ausarbeitung hat der Radverkehrsbeauftragte Norman Raupach mit gewirkt, Dimitrij Rudmann aus dem Planungsamt hat die Karten erstellt. © Marcel Drawe
Wer die zwei Euro für den Stadtführer „Bergkamen erleben“ ausgibt, bekommt einen ganzen Packen von Büchern und Karten. Doch keine Angst: Das Ganze ist übersichtlich und einfach zu handhaben, wenn es erst einmal ausgepackt ist.
Es gibt eine kleine Karte von Bergkamen, auf der alle Touren in unterschiedlichen Farben markiert sind, erklärt Gästeführer Klaus Holzer, von dem die Konzeption stammt. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie beginnen vor dem Eingang des Rathauses und führen von dort in unterschiedliche Richtungen als Rundkurs durch einen Teil der Stadt.
Bei einzelnen Touren gibt es kleine Abstecher über die Stadtgrenze, zum Beispiel über die Lippe nach Werne zum Gedenkstein für den „Werner Bund“ oder zum Haus Reck in Hamm.

Stadtführer Klaus Holzer (r.) ist für Idee und Konzept des Stadtführers verantwortlich, den er jetzt zusammen mit dem Bergkamener Bürgermeister Bernd Schäfer präsentierte. © Marcel Drawe
Für jede einzelne Tour gibt es eine detaillierte Karte mit einem Beiblatt, das in der gleichen Farbe markiert ist. Auf dem Beiblatt können Radler nachschauen, was die markierten Punkte bedeuten. Außerdem gibt es ein Heft, in dem es in alphabetischer Reihenfolge Informationen zu jedem einzelnen Punkt gibt – kurz und knapp. „Wer hat schon Lust, unterwegs viel zu lesen“, sagt Holzer. Damit das alles unterwegs nicht nass wird, gehört zum Packen eine Klarsichthülle, in die Karte, Blatt und Buch für die jeweils aktuelle Tour passen.
Das hört sich vielleicht etwas altbacken an, mit Karte und Broschüre auf Tour zu gehen. Für alle, die weniger Gepäck wollen, gibt es auf jeder Tourenkarte einen QR-Code zum Einscannen und dann kann es auch mit dem Smartphone losgehen. Dank Christian Kruthoff von der ADFC-Ortsgruppe Bergkamen gibt es GPS-Tracks zu den Routen.

Zu den Touren gibt es ein Begleitheft, in dem Kunstwerke und andere Sehenswürdigkeiten auf den Touren erläutert sind. © Marcel Drawe
Holzer empfiehlt, Karte und Beiblatt als Tourenbegleiter nicht zu unterschätzen. „Wenn es sehr sonnig ist, dann wird es schwer, auf dem Smartphone etwas zu erkennen“, weiß er aus Erfahrung. Seine persönliche Lieblingsroute ist übrigens die Tour 2 in Richtung Oberaden, weil sie zu vielen Stätten der römischen Geschichte führt.
Die Touren im Einzelnen:
- Tour 1 ist 14,5 Kilometer lang und führt am Kuhbach entlang in den Süden von Oberaden und Weddinghofen. Zu sehen sind der Römerpark mit der Holz-Erde-Mauer und das Naturschutzgebiet Mühlenbruch.
- Tour 2 ist 11,9 Kilometer lang und führt durch den Norden und Westen von Oberaden und an der Halde entlang. Eine Station ist auch der Römerpark, außerdem die Baustelle der Wasserstadt Aden.
- Tour 3 ist 19,4 Kilometer lang und führt durch Heil mit dem Dorf und der Ökostation, zur Marina und an der Halde entlang.
- Tour 4 ist 12,9 Kilometer lang und führt rund um Bergkamen-Mitte. Stationen sind die ehemalige Zeche Monopol, die Mergelkuhle, der Galgenberg und die Kolonie Schönhausen.
- Tour 5 ist mit 20,8 Kilometern die längste und führt nach Rünthe. Stationen sind die Marina, der Gedenkstein für den „Werner Bund“ aus dem Mittelalter, der Schacht III und die „D-Zug-Siedlung“.
- Tour 6 ist 16,4 Kilometer lang und führt durch den Osten von Bergkamen-Mitte und Overberge. Stationen sind beispielsweise der Figurenpark am Hallenbad oder das Haus Reck.
Wer noch tiefer in die Bergkamener Geschichte eintauchen möchte, kann das dickere Heft 1 zur Hand nehmen. Es enthält die Chronik der Ortsteile, Kapitel wie „Das industrielle Bergkamen“ oder „Die Römer in Bergkamen“ und ein „Glossar“ – ein Wörterbuch zum Beispiel mit Begriffen aus dem Bergbau, die viele Bergkamener nicht mehr kennen.

Die Holz-Erde-Mauer im Römerpark Oberaden ist eine Bergkamener Sehenswürdigkeit, die Radler auf einer der Touren kennenlernen können. © Stefan Milk (Archiv)
Eigentlich wollte Holzer den Stadtführer Kamen zum Vorbild nehmen, an dem er vor einigen Jahren mitgearbeitet hat. Doch er musste schnell erkennen, dass das nicht ging. „Bergkamen hat keine 750-jährige Geschichte“, erklärt Holzer. Mit anderen Worten: Ein Rundgang durch die Bergkamener Altstadt fällt mangels Altstadt weg. Sechs spannende Radtouren dürften ein guter Ersatz sein.