Minister Groschek drängt auf Fusionen im ÖPNV
Verkehrsunternehmen in NRW
Der Druck auf die Verkehrsunternehmen in NRW wächst. Auch wenn das Land nur moderieren darf, steht die Zielrichtung fest: Aus vielen kleinen Gesellschaften sollen mehrere große werden, um hoch verschuldete Kommunen zu entlasten. Dortmund und Bochum gehen jedoch einen anderen Weg.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) soll neuer SPD-Vorsitzender in Nordrhein-Westfalen werden.
NRW-Verkehrsminister Michael Groschek hat sich am Montag enttäuscht über das Scheitern der Fusionsverhandlungen der Verkehrsunternehmen Bogestra (Bochum Gelsenkirchener Straßenbahnen AG) und VER (Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr) geäußert.
Nachdem Groschek in der vergangenen Woche das Zusammengehen der Verkehrsbetriebe von Essen und Mülheim als vorbildhaft gelobt und weitere Schritte dieser Art angemahnt hat, kommentierte er die Nachricht aus Bochum so: „Mein Appell: Schade, dass es jetzt nicht klappt. Mehr Zusammenarbeit kann Basis für einen zweiten Anlauf sein.“
Finanzielle Entlastung der Kommunen
Experten sehen im Zusammengehen vieler der mittlerweile rund 130 Verkehrsunternehmen im Land eine deutliche finanzielle Entlastung der hoch verschuldeten Kommunen. Groschek will deshalb das Tempo solcher Gespräche forcieren. „Je mehr Power für Bus und Bahn statt für Verwaltung und Abstimmung, umso besser. Ziel muss die Weiterentwicklung von reinen Betreibern von Bus und Bahn hin zum Mobilitätsdienstleister sein, der auch ein Angebot an Elektroautos und E-Bikes hat.“
Was die Essener Verkehrs-AG (Evag) und die Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG) getan hätten, sei ein „kluges Signal“ gewesen, so der Minister gegenüber unserer Redaktion. Auch der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) sieht das Zusammengehen von Evag und MVG als „Chance für den Öffentlichen Nahverkehr in beiden Städten“.
Lockere Kooperationen bevorzugt
Die geplante Fusion der EVAG und der MVG ist der engste Zusammenschluss im Ruhrgebiet seit Jahrzehnten. Ansonsten bevorzugt man die mehr oder weniger lockere Kooperation – nicht nur auf der Ebene des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR). Die großen Gesellschaften mit Straßen- und Stadtbahnen in ganz NRW sind im Spurwerk vernetzt.
„Es arbeitet keiner für sich allein“, sagt Bernd Winkelmann, Sprecher der Dortmunder Stadtwerke DSW21. Die Dortmunder bilden zudem gemeinsam mit der Bogestra, der Vestischen und der Straßenbahn Herne/Castrop-Rauxel die „Kooperation östliches Ruhrgebiet“ (KöR).
Seit 1999 entwickelt man hier Ideen wie zuletzt das „Happy- Hour-Ticket“ oder wickelt die Beschaffung von Material oder Fahrzeugen gemeinsam ab. So sei es bei der Beschaffung von Bussen durch Einsparungen möglich gewesen, die Fahrzeuge zusätzlich mit Klimaanlagen auszustatten, so Winkelmann.
Größere Einsparungen möglich?
Ob die Einsparungen nicht noch größer wären, wenn man mit mehr Gesellschaften kooperieren oder sich gar zusammenschließen würde? Bei DSW21 und Bogestra winkt man ab. „Der Kunde profiert davon, wenn in einer Stadt der Verkehr aus einem Guss geplant ist“, sagt DSW-Sprecher Winkelmann. Eine Erweiterung der KöR ist nicht geplant.
Von Fusionen will man bei der Bogestra in Bochum auch nichts hören. Nicht mehr. „Unser Weg ist der Weg der Kooperation“, sagt Sprecherin Sandra Bruns. Dabei führt die Bogestra seit Mitte 2015 intensive Gespräche mit der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER). Immer wieder war in der Öffentlichkeit von Fusion die Rede gewesen.
Missverständnis um Kooperationsgespräche
„Ein Missverständnis rund um das Thema Kooperationsgespräche“, hieß es am Montag in einer eilig verschickten Mitteilung. Dabei hatten Bogestra und VER im Juni 2015 in einer gemeinsamen Mitteilung einen Zusammenschluss eigens erwähnt: „Als Optionen werden (...) eine sogenannte VERneu mit der Beteiligung der Bogestra oder ein Zusammenschluss beider Unternehmen präferiert.“
Jetzt hieß es: Eine Fusion sei schon im Rahmen einer Analysephase ausgeschlossen worden. Vielmehr sei nun ein Zusammenschluss von Bogestra und VER in Form einer neuen gemeinsamen Tochterfirma eine Option, die derzeit geprüft werde.
Eine Arbeitsgruppe spiele aber verschiedene Wege der Zusammenarbeit – so auch bei Themen wie Streckenbetrieb oder Ausbildung - durch. Ab Oktober werden sich die politischen Gremien mit den Ergebnissen der Fachleute beschäftigen. „Und wir liegen dabei gut im Fahrplan. Die Zusammenarbeit geht zügig voran,“ so der Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr, Thomas Schulte.