Massener Kleingärtner experimentieren mit Orangen

Klimawandel

Dieses Jahr bringt das Wetter der Extreme. Auf einen eisigen Winter folgt ein heißer – und vor allem trockener – Sommer. Ins Jammern verfallen die Kleingärtner des Vereins Zum Viereck in Massen deshalb aber nicht. Sie setzen auf andere Pflanzen – und Experimentierfreude.

Massen

, 27.07.2018, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Marcel Grassat experimentiert in seiner Parzelle unter anderem mit einer Orangenpflanze.

Marcel Grassat experimentiert in seiner Parzelle unter anderem mit einer Orangenpflanze. © Marcel Drawe

Ohne Gießen geht es nicht. „Aber an vielen Stellen habe ich aufgegeben“, sagt Marcel Grassat, Gartenfachberater in der Kleingartenanlage „Zum Viereck“ in Massen. Der Rasen in seiner Parzelle hat trockene Stellen, die Blätter der Fliederbüsche sind an den Rändern vertrocknet, der Mais sieht mickrig aus. Mais? Im Gemüsebeet? „Ja, ich experimentiere“, sagt Grassat schmunzelnd. „Ich muss den Gartenfreunden ja Tipps geben können, was sie mit Erfolg anbauen können.“ Wenn er auf seinen Mais schaut, der regelmäßig Wasser bekommt, hat er jedoch Mitleid mit den Landwirten, die ganze Felder angebaut haben und nicht gießen können. „Wir sind hier glücklicherweise ans Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Eine Wasseruhr zählt unseren Verbrauch“, schildert er. Müssten er und seine Gartenfreunde auf Pumpen und das Grundwasser zurückgreifen, sähe die Lage garantiert anders aus. „In diesem Jahr hab ich bestimmt schon zehn Kubikmeter Wasser vergossen. 35 Euro“, rechnet Grassat. „Aber ich erhalte nur noch. Es kommt nichts neues mehr in den Boden.“ Was passiert, wenn er nicht gießt, sieht man einer Tomate. Die bekam zwei Tage kein Wasser – und lässt nun alle vertrockneten Blätter hängen.

Im Kleingärtnerverein Zum Viereck läuft ein Zucchini-Wettbewerb. Marcel Grassat (l.) und Eduard Harder freuen sich über die Ergebnisse.

Im Kleingärtnerverein Zum Viereck läuft ein Zucchini-Wettbewerb. Marcel Grassat (l.) und Eduard Harder freuen sich über die Ergebnisse. © Marcel Drawe

Wettbewerb mit Zucchini

Den Wassermangel vom Himmel bemerken die Kleingärtner auch bei ihrem Zucchini-Wettbewerb. So lang wie in den vergangenen Jahren wurde das Gemüse bislang nicht. Stolzer Spitzenreiter mit 45 Zentimeter langer Zucchini ist bis dato Eduard Harder. „Ich habe gegossen“, verrät er sein Geheimnis. Doch in der Regel lässt er die Früchte gar nicht erst so groß werden, da er sie wie Gurken sauer einlegt.

Dass die Zucchini-Ausbeute in diesem Jahr aber gut werden würde, hatte Grassat erwartet. „Ich bin abergläubisch und halte mich an Bauernregeln - und ist der Winter hart und weiß, wird der Sommer schön und heiß.“ Schnee gab es zwar nicht, aber eisige Kälte. All das schreibt Grassat dem Klimawandel zu. „Ich komme gerade aus Namibia zurück, da sah es genauso aus wie hier.“

Orangenbaum aus Tschechien

In seiner Parzelle setzt er auf Experimente. Die Kirschbäume hat er gefällt, weil alle Früchte von Maden befallen waren. Stattdessen wachsen nun Zitrusfrüchte. Aus Tschechien hat er mehrere Bäume kommen lassen. Einer soll zum Baum werden, ein anderer zum Busch. Eine Kunststoffhülle soll dafür sorgen, dass die Wärme bleibt und der Busch entsprechend austreibt. „Das ist eine Poncirus trifoliat“, erklärt er, eine dreiblättrige Blattorange. Die hält nicht nur Hitze, sondern auch Minusgrade bis 30 Grad aus. „Die ist für unsere Verhältnisse also winterhart“, sagt Grassat. Ansonsten schaut er, was in südlichen Ländern wächst und gedeiht – und baut das nun in Massen an. Mandarinen zum Beispiel, die nun eine Mischkultur mit Erdbeeren und Tagetes eingegangen sind, denn das hält Schädlinge davon ab, die jungen Wurzeln des Bäumchens zu fressen.

Ungewöhnlich groß wachsen die Brombeeren. Auch sie dürften von der Wärme profitieren.

Ungewöhnlich groß wachsen die Brombeeren. Auch sie dürften von der Wärme profitieren. © Marcel Drawe