Maddie McCanns seit 15 Jahren verschwunden: Eltern haben die Hoffnung nicht aufgegeben

Vermisstenfall

Vor 15 Jahren verschwand die dreijährige Madeleine McCann aus einer Ferienanlage in Portugal. Durch den deutschen Tatverdächtigen ist das Interesse wieder groß. Doch wie geht es Maddies Eltern?

London

von Susanne Ebner

, 03.05.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Maddie McCann ist seit 15 Jahren verschwunden. Die Eltern suchen noch immer nach ihr.

Maddie McCann ist seit 15 Jahren verschwunden. Die Eltern suchen noch immer nach ihr.

Auf den Tag genau 15 Jahre ist es her, dass Madeleine McCanns Eltern die damals Dreijährige an einem lauen Frühlingsabend in einer Ferienanlage in Praia da Luz schlafen legten, um mit Freunden in einem nahe gelegenen Restaurant Tapas zu essen. Die Erwachsenen, die in dem Ort an der portugiesischen Algarve Urlaub machten, wechselten sich ab, um nach den Kindern zu schauen. Als Madeleines Mutter Kate McCann gegen 22 Uhr erneut in das Zimmer ging, musste sie feststellen, dass das Bett der Tochter leer war. Maddie war nicht mehr da.

An den Fall können sich auch heute noch viele erinnern. Denn auf das Verschwinden des blonden Mädchens aus Großbritannien folgte 2007 eine riesige Suchaktion der britischen und portugiesischen Behörden und – ausgelöst durch die Kampagne der Eltern und das Internet – ein geradezu gigantisches Interesse der Medien. Viele Eltern mit kleinen Kindern identifizierten sich damals mit der Situation. Sie wussten: Das hätte mir auch passieren können. In ganz Europa stellte man sich damals ähnliche Fragen: Wo ist Maddie? Und was ist mit ihr passiert?

Deutscher ist offiziell tatverdächtig

Während in den ersten Jahren nach der mutmaßlichen Entführung der damals Dreijährigen mit den strahlend blauen Augen die Ermittlungen durch die Polizei in eine Sackgasse führten, kam es nun womöglich zu einem Durchbruch. Portugiesische Behörden haben vor gut einer Woche Christian B. zu einem offiziellen Tatverdächtigen ernannt. Dabei handelt es sich um einen wegen Kindesmissbrauchs verurteilten 45-jährigen Deutschen, der zum Zeitpunkt von Maddies Verschwinden in der Algarve lebte, und den Beamte schon seit 2020 im Visier haben. Er gilt als verdächtig, die damals Dreijährige entführt und getötet zu haben.

Für die Eltern war die Zeit nach Maddies mutmaßlicher Entführung in mehrfacher Hinsicht dramatisch. Denn während Medien im Vereinigten Königreich das Elternpaar bei ihrer Suchkampagne zunächst unterstützen, nahmen sie die Familie im Verlauf des Jahres 2007 ins Visier. Anlass gaben Spuren, unter anderem im Mietwagen der Familie. Die britische Boulevardzeitung „The Mirror“ titelte „Haben sie sie versehentlich getötet?“ Der „Daily Star“ stellte überdies infrage, ob Gerry McCann der Vater der kleinen Maddie sei. Nach ihrer eigenen Aussage waren dies verstörende Nachrichten in einer für die Familie ohnehin schwierigen Zeit.

Interesse an dem Fall ist wieder groß

In einem 2011 veröffentlichten Buch der McCanns mit dem Titel: „Das Verschwinden unserer Tochter und die lange Suche nach ihr“, beklagte sich Gerry McCann überdies über die Arbeit der britischen Polizei. „Unsere Tochter und wer auch immer sie mitgenommen hat, sind da draußen. Wir brauchen Ihre Hilfe, um sie zu finden“, schrieb er damals.

Die Metropolitan Police richtete im selben Jahr eine Sondereinheit ein, die sich nach wie vor mit dem Fall befasst. Charlie Hedges, ehemaliger Leiter einer Abteilung zum Schutz von Kindern bei der „National Crime Agency“, betonte diese Woche jedoch, dass die Ermittlungen nicht ewig fortgesetzt werden könnten. Die Polizei solle den Fall jedoch regelmäßig wieder in die Hand nehmen.

Interesse an dem Fall ist wieder groß

Jetzt, 15 Jahre nach dem Verschwinden Maddies, ist das Interesse an dem Fall in den britischen Medien groß. Vor allem, nachdem es nun einen offiziell Tatverdächtigen gibt. Maddies Eltern äußern sich seltener und nicht vor der Kamera.

Vergangene Woche gaben sie eine Erklärung ab: „Wir begrüßen die Nachricht, dass die portugiesischen Behörden einen Deutschen im Zusammenhang mit dem Verschwinden unserer geliebten Tochter Madeleine zum ‚offiziell Tatverdächtigen‘ erklärt haben.“ Und: „Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist, wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Madeleine noch lebt und wir wieder mit ihr vereint sein werden.“

Maddies Eltern leben mittlerweile im Zentrum Englands

Die McCanns, beide Mediziner, leben heute in einem Dorf namens Rothley im Bezirk Leicestershire im Zentrum Englands. Ihre beiden weiteren Kinder, die Zwillinge Sean und Amelie, sind mittlerweile Teenager und gelten als besonders sportlich. Sie waren erst zwei Jahre alt, als Maddie verschwand und schliefen damals im selben Raum.

Im Gedenken an Maddie veranstaltet die Familie heute einen Gottesdienst in ihrem Heimatort. Auf ihrer offiziellen Homepage schrieb sie: „Es ist 15 Jahre her, seit wir Madeleine das letzte Mal gesehen haben. Es fühlt sich nicht schwerer an als in anderen Jahren, aber auch nicht leichter. Es ist eine sehr lange Zeit.“

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