Corona-Schnelltest positiv, PCR-Test negativ: Wie kann das sein?
Coronavirus
Erst positiv, dann doch negativ: Minister Habeck ist offensichtlich doch nicht mit Corona infiziert. Wie kann es sein, dass Schnelltest und PCR-Testergebnisse unterschiedlich ausfallen?

Corona-Tests können falsch-negative und falsch-positive Ergebnisse liefern. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Es war wohl ein Fehlalarm. Robert Habeck ist am Freitag zunächst mehrfach per Schnelltest positiv auf das Coronavirus getestet worden. Symptome habe er da keine gespürt, wie eine Sprecherin mitteilte. Alle Termine in Präsenz wurden aber vorsorglich abgesagt, der Bundeswirtschaftsminister begab sich in Isolation. Als er am Wochenende digital bei einem kleinen Parteitag der Grünen zugeschaltet war, sagte Habeck dann aber, sein PCR-Test sei negativ ausgefallen. Wie kann das sein?
PCR-Test falsch-negativ oder Schnelltest falsch-positiv?
Entweder der Schnelltest oder der PCR-Test hat offensichtlich ein falsches Ergebnis geliefert. Unwahrscheinlicher ist es, dass die PCR versagt hat. Denn der von medizinischem Fachpersonal abgenommene Test gilt, auch bei Omikron, als Goldstandard. Selbst bei sehr geringer Viruslast kann er zeigen, ob man akut infiziert ist und wie hoch die Viruslast zum Zeitpunkt der Probenentnahme war. Absolut sicher sind aber auch PCR-Tests nicht. Falsch-negative Ergebnisse können sie dem Bundesgesundheitsministerium zufolge beispielsweise liefern:
- wenn die Entnahme der Probe oder der Transport zum Labor unsachgemäß erfolgte
- wenn der PCR-Test zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurde, als kaum Viren vorhanden waren – zum Beispiel sehr früh nach der Ansteckung
Wahrscheinlicher ist, dass der Schnell- beziehungsweise Selbsttest nicht richtig funktioniert. Ein positives Schnelltest-Ergebnis wird zwar „bei hohen Inzidenzen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine Infektion korrekt“ anzeigen, hält das Ministerium auf seiner Homepage fest. Aber Antigen-Schnelltests können beispielsweise falsch-positive Ergebnisse anzeigen:
- wenn die Qualität des Antigen-Schnelltests schlecht ist
- wenn der Test nicht richtig angewendet oder die Probe falsch abgestrichen wurde
Zudem sind Schnelltests immer nur eine Momentaufnahme. Ein negatives Testergebnis gibt keine hundertprozentige Sicherheit, dass eine Person nicht mit dem Coronavirus infiziert ist. Es zeigt nur an, dass es in ebendiesem Moment weniger wahrscheinlich ist. Und ein positives Testergebnis kann nicht absolut ausschließen, dass man womöglich doch nicht infiziert ist.
Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ist es durchaus möglich, dass eine infizierte Person, die ein negatives Antigentestergebnis erhält, bereits am darauffolgenden Tag plötzlich ein positives Ergebnis bekommt. Die Viruslast im Nasen-Rachenraum ist dann gestiegen. Eine hohe Viruslast entwickelt sich in der Regel zu Beginn einer Infektion. Dabei kann man Symptome wie Husten, Kopfschmerzen und Schnupfen verspüren. Es gibt aber auch viele Menschen, die gar keine Symptome verspüren. Im Zweifel sollte man in zeitlichen Abständen mehrere Tests durchführen, raten Corona-Experten und Expertinnen.
Schnelltest anwenden - was beachten?
Einen Schnelltest durchzuführen, ist nach mehr als zwei Pandemie-Jahren für die allermeisten Menschen zur täglichen Routine geworden. Dabei gibt es einiges zu beachten:
Der Abstrich: Beim Schnelltest kann dieser aus der vorderen Nase oder dem Rachen erfolgen. Das RKI empfiehlt beim Nasenabstrich, den Tupfer parallel zum Gaumen bis zur Nasenmuschel einzuführen, dort einige Sekunden zu belassen, und dann unter rotierender Bewegung wieder herauszuziehen. Beim Rachenabstrich sollte man die Zunge mit dem Spatel herunterdrücken und den Tupfer durch Drehen kräftig an der Rachenwand entlang streichen. Weder der Zungengrund noch der weiche Gaumen wird dabei berührt.
Die Bedienungsanleitung: Wichtig ist für ein möglichst zuverlässiges Testergebnis die korrekte Durchführung. Bei Anwendung eines Antigen-Selbsttests sollte daher der Test exakt nach Anleitung durchgeführt werden.
Der Zeitpunkt des Ablesens: Üblicherweise ist das nach rund 15 Minuten. Nach 30 Minuten darf das Ergebnis nicht mehr abgelesen werden. Bei zwei sichtbaren roten Strichen ist der Test positiv. Das heißt, man hat sich wahrscheinlich mit dem Coronavirus angesteckt. Je nach Virenlast kann der rote Strich unterschiedlich stark sichtbar sein. Schon eine leichte Verfärbung bedeutet, dass Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde. Ist hingegen nur eine rote Kontrolllinie zu sehen, ist der Test negativ – man ist also wahrscheinlich nicht mit Sars-CoV-2 infiziert.
Die Lagertemperatur: In der Regel empfehlen Hersteller eine Lagerung zwischen 5 und 30 Grad sowie eine Anwendung bei Raumtemperatur. Man sollte darauf achten, Tests nicht auf Heizungen oder in Kühlschränke und auch nicht direkt in die Sonne zu legen. Abweichende Temperaturen können das Testergebnis verfälschen. Es kann zu vermehrten falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnissen kommen.
Die Tageszeit: Der Selbsttest kann zu jeder Tageszeit durchgeführt werden. Am verlässlichsten ist das Ergebnis allerdings morgens direkt nach dem Aufstehen. Morgens ist die Viruslast am höchsten und kann am besten nachgewiesen werden. „Verzichten Sie deshalb vor dem Test darauf, den Mund auszuspülen, die Zähne zu putzen, etwas zu trinken oder zu essen“, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Homepage.
Woran erkenne ich gute Schnell- und Selbsttests?
Das Paul Ehrlich-Institut (PEI) hat aber Mindestkriterien für Antigen-Schnelltests festgelegt. Demnach müssen sie eine Spezifität von mehr als 97 Prozent aufweisen – das heißt, 97 von 100 Nichtinfizierten müssen als solche erkannt werden. Und die Sensitivität muss mehr als 80 Prozent betragen. Also bei 80 von 100 Infizierten muss der Test auch wirklich ein positives Ergebnis anzeigen. Damit ein Schnelltest auch bei der Omikron-Variante verlässlich bleibt, muss er zudem das Nukleo-Protein (N-Protein) des Coronavirus nachweisen. Die meisten Tests können das dem PEI zufolge.
Verbraucher und Verbraucherinnen können sich an unabhängiger Stelle darüber informieren, welche Produkte diesen Standards entsprechen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat auf seiner Homepage zwei Listen aufgeführt: mit Schnelltests und Selbsttests. Dort lässt sich nachlesen, ob ein Produkt zertifiziert und geprüft, ausreichend sensitiv ist und Omikron erkennt. Es gibt dort auch Angaben zur Spezifität. Das bedeutet, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Test falsch positiv ausfällt.
Nicht jeder angebotene Corona-Test entspricht Mindestqualität
Tests, die im Internet oder Supermarkt angeboten werden, entsprechen nicht automatisch den PEI-Kriterien. Es gibt Lücken bei der Qualitätskontrolle, die Tests werden bislang relativ schwach reguliert und müssen vorher nicht von unabhängiger Seite geprüft werden. Zum 26. Mai tritt dem PEI zufolge aber eine neue europäische Verordnung in Kraft – mit einer deutlich verschärften Regelung: Kommt ein Schnelltest neu auf den Markt, muss er vorher begutachtet und im Labor eines EU-Referenzlabors geprüft werden.
Auch die neuen Bestimmungen erlauben es aber den bereits erhältlichen älteren Tests, bis Mai 2025 weiter ohne Prüfung vermarktet zu werden. Im Zweifel lohnt deshalb vor dem Kauf ein Blick auf die Schnelltest- und Selbsttestlisten des BfArM.
Der Artikel "Corona-Schnelltest positiv, PCR-Test negativ: Wie kann das sein?" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.