Löhne entwickeln sich besser als bei vielen EU-Nachbarn
Die Einkommen in Deutschland haben sich im Vergleich zu vielen anderen großen EU-Staaten besser entwickelt. Allerdings fiel der Anstieg mit Blick auf alle Länder der EU unterdurchschnittlich aus.

Was die Reallöhne angeht schneidet Deutschland im EU-Vergleich ziemlich schlecht ab.
Die Gehälter der deutschen Arbeitnehmer stiegen im vergangenen Jahr um 0,1 Prozent, wenn man die Inflation berücksichtigt. Damit blieb den Deutschen mehr in der Tasche als den Kollegen in Italien, Österreich, Frankreich, Spanien, Tschechien oder Belgien, wie aus einem EU-Bericht hervorgeht.
Im EU-Durchschnitt hatten die Arbeitnehmer im vergangenen Jahr 1,3 Prozent mehr Geld in der Tasche gehabt, heißt es in dem Bericht, der am Dienstag in Dublin vorgestellt wurde und aus dem die Zeitung «Die Welt» zuvor zitierte. Im Jahr 2007 waren die Reallöhne EU-weit sogar um 3,6 Prozent gestiegen.
Weil allerdings in Deutschland 2007 die Reallöhne um 0,1 Prozent zurückgingen, verbuchte Europas größte Volkswirtschaft ein Jahr später - als eines der wenigen großen Länder - im Jahresvergleich sogar ein Plus. Besser als Deutschland standen von den großen Industrienationen im vergangenen Jahr etwa Großbritannien da, wo die Reallöhne um 0,3 Prozent wuchsen.
Statistisch gesehen liegt Deutschland im Vergleich mit sämtlichen EU-Ländern am hinteren Ende der Tabelle. Ab besten schnitten Litauen, Lettland oder Rumänien ab, die Anstiege der Reallöhne zwischen 8 und 9,5 Prozent verbuchten.
Ein starkes Gehaltsgefälle zeigte der Bericht zwischen Männern und Frauen. Im Schnitt verdienten Frauen in Deutschland 23 Prozent weniger als Männer. Nur in Zypern, den Niederlanden, der Slowakei, Tschechien und Estland sind die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern noch größer. Im EU-Durchschnitt verdienen Frauen 16,6 Prozent weniger als Männer. Am geringsten seien die Unterschiede in Italien (4,4 Prozent), Portugal und Slowenien (jeweils 8,3 Prozent).
Die Europäischen Gewerkschaften kritisierten die Entwicklung der Löhne in Deutschland scharf. Die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen in Deutschland sei ein Skandal, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, der «Welt». Der Vizechef der europäischen Gewerkschaften verwies darauf, dass Frauen in Deutschland zwar besser ausgebildet seien, aber dennoch weniger verdienten. Hoffmann: «Die Arbeitgeber in Deutschland müssen endlich umdenken und Frauen gleiche Rechte bei der Entlohnung einräumen. Andere Länder zeigen doch, dass das geht.»