„Kunst kriegt zu fressen“ Werke von Picasso und Beckmann im Von-der-Heydt-Museum

„Kunst kriegt zu fressen“
Lesezeit

Die Ausstellung „Picasso / Beckmann: Mensch-Mythos-Welt“ ist „wie ein Reagenzglas, in dem die Werke zweier großer Künstler aufeinander wirken.“ So beschreibt Roland Mönig, Direktor des Wuppertaler Von-der-Heydt-Museums und Kurator, die Schau. Zu sehen sind rund 160 Werke – Radierungen, Lithografien, Kreide- und Ölarbeiten – von Pablo Picasso und Max Beckmann, aufgeteilt in verschiedenen Kapiteln ihrer Schaffenszeit.

56 Gemälde, 105 Grafiken und zwei Skulpturen zeigen die Perspektiven der beiden Künstler und den Einfluss, die sie auf die Moderne genommen haben. „Zwei große Menschenbildner aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sich am eindringlichsten mit den Krisen, Lücken und Abgründen des Menschen beschäftigt haben“, erklärt Mönig.

Gewalt und Stille

Die Ausstellung konzentriert sich auf die Themenschwerpunkte „Selbst und Künstler“, „Mann und Frau“, „Mythos und Geschichte“ sowie „Ding und Welt“. Die Werke geben Gauklern, Armen und Ausgegrenzten ein Gesicht und werfen kritische Blicke auf die Gesellschaft. Brutalität zwischen den Geschlechtern wird genauso thematisiert wie die Beziehung zwischen Dingen und der Welt im Stillleben.

Die Gewalt ist zum Beispiel in Picassos „Die Vergewaltigung“ als Kaltnadelradierung von 1933 und Beckmanns Öl-Gemälde „Messingstadt“ zu sehen. Während bei Picasso klar ist, wer Opfer und wer Täter ist, verschwimmen bei Beckmann die Grenzen, weil beide Menschen von spitzen Schwertern im Bett bedroht sind.

Beckmann-Bild
Max Beckmann malte das „Bad im August“ im Jahr 1937. © Sprengel Museum Hannover

Der Aspekt „Ding und Welt“ zeigt unter anderem Beckmanns „Stillleben mit schiefer Schnapsflasche“ von 1939 in Öl und Picassos „Stillleben mit Stierschädel“ von 1942. Für beide Maler dient das Genre auch als künstlerische Erholung von den großen, schweren Themen. Sie erarbeiten sich einen neuen Zugriff auf die Welt und nähern sich in Flächen und Formen einander an.

Persönliche Einblicke

Die Schau ermöglicht den Betrachtern ein vergleichendes Sehen der Zeitgeschichte. Sie ist aber auch ein Blick in die Abgründe der Maler selbst. Beckmann ist getrieben von seinem Wunsch, Künstler zu werden.

Horror des Kriegs

Den Ersten Weltkrieg sieht er als Möglichkeit, das pralle Leben kennenzulernen. Als Sanitäter ist er in den Lazaretten auf der Suche nach Dramen. Als er den Horror des Kriegs findet, zerbricht er daran. „Meine Kunst kriegt hier zu fressen“, beschreibt er die gefundene Realität. Das „Selbstbildnis als Krankenpfleger“ 1915 markiert nach seinem psychischen Zusammenbruch einen Neubeginn.

Picasso dagegen entsetzte der spanische Bürgerkrieg, den er 1937 in seinem Bild „Guernica“ anklagend thematisiert.

Von der Heydt-Museum Wuppertal: „Pablo Picasso / Max Beckmann: Mensch-Mythos-Welt“, bis 7. 1. 2024, Turmhof 8, Di/Mi/Fr-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Eintritt 9 Euro. www.von-der-heydt-museum.de

„Kosmos“: Aus Dortmund ins ins Weltall reisen wie ein Astronaut

Spektakuläre Ausstellung „Planet Ozean“: Die Besucher tauchen ab in die Weltmeere

Weiße unerwünscht? Rechter Shitstorm und Drohungen gegen Zeche Zollern: Dortmunder Staatsschutz ermi