Künstlerin lässt 100 Vasen zerfließen

Ausstellung

Auf dem Boden stehen mehr als 100 Vasen. Karin Lehmann hat sie in den vergangenen Tagen an der Töpferscheibe gedreht und geformt. 150 Kilogramm Ton hat sie verarbeitet. Schöne Vasen sind das, gehalten in den verschiedenen sanften Erdfarben des Materials. Keine wird die Ausstellung heil überstehen.

MÜNSTER

, 17.07.2014, 18:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Um nicht gleich alles zu zerstören, füllt Lehmann die Gefäße etwas zeitversetzt. Dennoch: „Es wird sehr schnell gehen.“ Schon nach einer halben Stunde beginnt sich das Material aufzulösen, das Wasser bricht sich seine Bahn. „Ich bin sehr gespannt, wie es aussehen wird. Wahrscheinlich wie eine Landschaft, es wird einen See geben, Matsch und Schlick.“ „Sediment Sampling“ nennt sie die Arbeit. Eine Auflösung der Schichten. „Eine langsam kollabierende Raumskulptur“ nennt es das diesjährige siebenköpfige studentische Kuratoren-Team. Die Künstlerin interessiert vor allem das Prozesshafte in der Kunst. Die Transformation von Material. Die beginnt schon bei der Gestaltung der Vasen selbst: Die gelernte Keramikerin formte die filigranen Gefäße aus groben Klötzen Ton. Klassische, archaische Vasen, bauchig oder schlank, manche mit Henkel. Das Wasser gestaltet nicht nur ihre Form, es verändert sich auch selbst: Es wird verdunsten, der Schlick womöglich trocknen. Vielleicht kommt man irgendwann aber auch gar nicht mehr in den Raum rein, weil der Boden zu matschig ist.

Dann muss man die zweite Arbeit der Künstlerin von der Tür aus betrachten. Auch da geht es um Veränderung. Lehmann streicht eine Wand des Ausstellungsraumes mit Rote-Beete-Saft – und schaut, was geschieht. Der in der Flasche noch dunkelrote Saft ist an der Wand nur noch rosa. Und da der Saft dem Sonnenlicht nicht standhält, verblasst „Beetroot“, so der Titel der Arbeit, immer mehr. Dokumentiert werden soll die Veränderung durch ein Foto pro Tag und eine fest installierte Videokamera. Wer mehr sehen will, sollte öfter mal vorbeischauen.

  • Die Eröffnung ist am 18. Juli (Freitag) um 19 Uhr, Fresnostraße 8, Münster.
  • Zu sehen bis 17. August, Do bis So 16-19 Uhr.
  • Führungen am 20. Juli und 10. August (jeweils Sonntag), 16 Uhr.
  • Kunstvermittlung: Führungen mit Bastelaktion am 26. Juli (Kinder von 3 bis 6 Jahren) und 16. August (Kinder von 6 bis 10 Jahren), jeweils Sa, 16-17.30 Uhr. Anmeldungen per E-Mail: fakzweitausendundvierzehn@gmail.com