Lange Zeit hatte das Aufdrehen des Thermostats keinen Sinn. Alexander Peters lebte mit seinen beiden Kindern Mara und Fabian monatelang in einer Wohnung ohne funktionierende Heizung.

© Jörg Gutzeit

Kühlschrank-Wohnung in Herten-Süd: So geht es der Familie Peters momentan

rnMonate ohne Heizung – mit Video

Neun Monate lang leben Mara (5), Fabian (8) und Alexander Peters (33) in einer Wohnung in Herten-Süd ohne einen einzigen funktionierenden Heizkörper. Bis sie plötzlich ein Geräusch hören.

Herten-Süd

, 09.03.2022, 05:55 Uhr

Die Lebensenergie ist in die 70 Quadratmeter zurückgekehrt, auf denen Alexander Peters seit einigen Jahren mit seinen Kindern wohnt. Mara (5) und Fabian (8) flitzen durchs Wohnzimmer, aufräumen ist angesagt.

Bei unserem letzten Besuch wirkten die beiden Kinder noch antriebslos, die eisige Kälte in der Wohnung lähmte sie geradezu. Monatelang schliefen sie teils in drei Decken eingehüllt. „Die Decken sind weg. Und die Winterjacken auch“, erklärt der alleinerziehende Vater und strahlt. Denn seit einigen Tagen funktionieren die Heizkörper in der Wohnung wieder.

„Das kam schon ziemlich überraschend“

Und das kam so: Nachdem unsere Redaktion über den Fall berichtet hatte, meldeten sich auch andere Medien bei der Familie. Bei einer Aufnahme für ein TV-Magazin vor wenigen Tagen geschah das Unerwartete. „Plötzlich blubberte es und unsere Heizung sprang an“, erzählt der 33-Jährige. Dass sich der Vermieter um die Heizung kümmern würde, hatte er laut Alexander Peters in den vergangenen Monaten immer wieder versprochen. Daran geglaubt hatte der Familienvater nicht mehr. „Daher kam das jetzt schon ziemlich überraschend.“

Endlich geht die Heizung wieder: Mit der Wärme kam bei Alexander Peters und seinen beiden Kindern Mara (5) und Fabian (8) auch die Lebensenergie zurück.

Endlich geht die Heizung wieder: Mit der Wärme kam bei Alexander Peters und seinen beiden Kindern Mara (5) und Fabian (8) auch die Lebensenergie zurück. © Jörg Gutzeit

Die Geschichte der Familie Peters ist nahezu unglaublich: Nach Arbeiten im Keller Anfang Juni 2021 waren alle Heizkörper der Wohnung von einer Sekunde auf die andere eiskalt. „Ich habe daraufhin mehrfach den Vermieter auf die nicht funktionierende Heizung angesprochen. Der erklärte mir, dass es in der Corona-Zeit eben schwierig sei, Handwerker zu bekommen. Er hat uns Monat für Monat weiter vertröstet.“ Ende des vergangenen Jahres schaltete der 33-Jährige dann einen Anwalt ein, der zu einer Mietminderung riet.

Zudem wandte sich Alexander Peters an unsere Redaktion, da er für sich und seine Mutter Hildegard eine neue Wohnung suchte und auch weiterhin sucht. Die 67-Jährige lebt nebenan und hatte seit November 2021 ebenfalls keinen funktionierenden Heizkörper. Hildegard Peters leidet an COPD, einer chronischen Lungenerkrankung, bei der die Atemwege dauerhaft eng und entzündet sind.

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Wohnungssuche blieb bisher erfolglos

Im Zuge unserer Berichterstattung gab es viele Hilfsangebote und auch einige Anläufe, eine neue Wohnung zu finden – alle erfolglos. „Ich würde auch mit meiner Mutter zusammen in eine große Wohnung ziehen“, sagt Alexander Peters im Gespräch mit unserer Redaktion. Da die Familie aber nicht motorisiert ist, würde der alleinerziehende Vater gerne in Herten-Süd bleiben (siehe Infokasten).

Dieses Foto entstand Anfang Februar: Eiskalt waren da alle Heizungen in der Wohnung von (v.l.) Mara (5), Fabian (8) und Alexander Peters.

Dieses Foto entstand Anfang Februar: Eiskalt waren da alle Heizungen in der Wohnung von (v.l.) Mara (5), Fabian (8) und Alexander Peters. © Daniel Maiß

Zu den Problemen mit der Heizung gesellte sich dann auch noch Corona – Fabian und Hildegard Peters infizierten sich. „Mir ging es schlecht, ich hatte zwischendurch Sorge, ob ich das überlebe“, so die 67-Jährige. Die Kälte in ihrer Wohnung war da mit Sicherheit nicht förderlich. Doch auch bei ihr ist es seit einigen Tagen wieder warm.

Stellungnahme bleibt bisher aus

Und was sagt der Vermieter zu alldem? Auf unsere Kontaktversuche hatte er in der Zwischenzeit zumindest einmal reagiert. In einer knappen Mail wurde angekündigt, dass man unserer Redaktion zeitnah eine Stellungnahme zukommen lassen werde. Die Mail datiert vom 9. Februar, bisher ist ein solches Schreiben ausgeblieben. Eine neuerliche Anfrage per Mail blieb bisher unbeantwortet.

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Wie berichtet, hatte auch die Stadt Herten den Vermieter aufgefordert, sich zu dem Sachverhalt zu äußern. Zwar habe der Vermieter laut Bauordnungsamtsleiter Marcus Frank diese Frist verstreichen lassen, da aber die Heizung wieder funktioniere, sei er der hauptsächlichen Forderung nachgekommen.

Laut Informationen unserer Zeitung waren allerdings auch noch andere Fachbereiche der Stadt mit dem Fall Peters vertraut. Zum Stand der Dinge steht eine konkrete Antwort auf unsere Nachfrage noch aus.

„Werde das nie vergessen“

Für Alexander Peters ist der Fall nicht abgeschlossen: „Es kann ja nicht sein, dass der Vermieter die Heizung repariert und so einfach davonkommt. Die vergangenen neun Monate kann er damit nicht auslöschen. Die werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen.“

So kann man der Familie Peters helfen

Wer die Familie Peters bei der Wohnungssuche unterstützen möchte oder sogar etwas Passendes kennt, der kann sich weiterhin an unsere Redaktion unter der E-Mail-Adresse haredaktion@medienhaus-bauer.de wenden. Wir werden dann den Kontakt zu der Familie herstellen.
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