Eiskalt sind alle Heizkörper in der Wohnung von (v.l.) Mara (5), Fabian (8) und Alexander Peters.

© Daniel Maiß

Seit Monaten keine Heizung: Mara (5) und Fabian (8) brauchen nachts drei Decken

rn„Das ist unmenschlich“

Es ist kaum vorstellbar: Alexander Peters lebt mit seinen Kindern Mara (5) und Fabian (8) in einer Wohnung in Herten-Süd, in der seit Monaten nicht ein Heizkörper funktioniert. Wir waren vor Ort.

Herten-Süd

, 01.02.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Alexander Peters ist die Verzweiflung anzusehen. „Das ist unmenschlich hier“, sagt der 33-Jährige und schaut sich um. Der alleinerziehende Vater lebt mit seiner fünfjährigen Tochter Mara und seinem achtjährigen Sohn Fabian in einer gut 70 Quadratmeter großen Wohnung in Herten-Süd. Das Problem: Alle Heizkörper sind eiskalt. „Und das mittlerweile seit dem 1. Juni 2021“, erklärt der Hertener im Gespräch mit unserer Redaktion.

Damals habe es Arbeiten im Keller des Wohnhauses gegeben, erinnert er sich. Danach ging auf einen Schlag nichts mehr. Was genau vorgefallen ist, weiß der 33-Jährige nicht. „Ich habe daraufhin mehrfach den Vermieter auf die nicht funktionierende Heizung angesprochen. Der erklärte mir jedes Mal, dass es in der Corona-Zeit eben schwierig sei, Handwerker zu bekommen. Er hat er uns Monat für Monat weiter vertröstet.“

Auch kein warmes Wasser: „Das ist die Hölle“

Uns, damit meint Alexander Peters auch seine Mutter Hildegard. Die lebt nur wenige Meter über den Hausflur im Erdgeschoss in der Nachbarwohnung. Hildegard Peters hat seit November 2021 ebenfalls keinen funktionierenden Heizkörper. „Ich hatte sogar bis Silvester kein warmes Wasser“, sagt die 67-Jährige, die allein in der rund 50 Quadratmeter großen Wohnung wohnt. „Weihnachten ohne warmes Wasser – die Hölle. Das war der schlimmste Heiligabend, den ich bisher erleben musste.“ Erst zum Jahreswechsel wurde dann endlich ein Durchlauferhitzer installiert.

Hildegard Peters hat massive gesundheitlich Probleme. Die 67-Jährige leidet an COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease). Dabei handelt es sich um eine chronische Lungenerkrankung, bei der die Atemwege dauerhaft eng und entzündet sind. Sie muss ständig husten. „Ich wohne hier seit 21 Jahren und eigentlich dachte ich auch, dass ich hier bleiben werde. Aber jetzt? Das ist doch kaum noch zu ertragen.“

Familie hat einen Anwalt eingeschaltet

Unlängst habe sie der Vermieter ein weiters Mal vertröstet. „Er sagte, dass es mit der Heizung wohl was im Februar oder März werde“, erklärt Alexander Peters. „Wir können und wollen das aber so nicht mehr akzeptieren.“ Daher hat die Familie Peters mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet, der zu einer Minderung der Miete geraten hat. „Wir haben das eigentlich viel zu lang geduldet, viel zu lange nichts gesagt. Aber man will ja auch keinen Ärger machen“, erklärt Hildegard Peters.

Jetzt lesen

Auf der anderen Seite tun ihr und ihrem Sohn vor allem die Kinder leid. „Die waren in den vergangenen Wochen natürlich immer wieder aufgrund der Kälte in der Wohnung krank, hatten Schnupfen oder Husten“, sagt der 33-Jährige, der dann auch immer wieder erklären musste, dass es sich nicht um eine Corona-Erkrankung handelt.

Winterjacken, dicke Pullis und Fleecejacken

Er trägt bei unserem Vor-Ort-Termin eine dicke Winterjacke, gleiches gilt für seine Mutter. Die Kinder versuchen, sich mit dicken Pullis und Fleecejacken warmzuhalten. „Abends holen wir dann gleich mehrere Decken und kuscheln sie darin ein – damit sie nicht allzu sehr frieren und schlafen können.“

Alexander Peters hat nach seinen Angaben das Sorgerecht für Mara und Fabian, eine Mutter wohne mittlerweile in Bayreuth, die andere habe Alkoholprobleme. Der 33-Jährige zieht daher die beiden Kinder allein groß. Daher ist er dringend auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen und ihr dafür auch sehr dankbar.

Haben seit Monaten keine funktionierende Heizung: Alexander Peters und seine Mutter Hildegard sowie Mara (5) und Fabian (8).

Haben seit Monaten keine funktionierende Heizung: Alexander Peters und seine Mutter Hildegard sowie Mara (5) und Fabian (8). © Daniel Maiß

Der gelernte Landschaftsbauer ist seit einiger Zeit arbeitslos, versucht jetzt aber, wieder Fuß zu fassen. Dafür hat er nach eigener Aussage einen Zwei-Euro-Job angenommen und wird im Auftrag des Zentralen Betriebshofs Herten (ZBH) Gartenarbeiten auf dem Waldfriedhof ausführen.

Startschuss dafür wäre schon Mitte Februar. „Alles ist besser als Hartz IV“, sagt Peters, „ich möchte so auf Dauer nicht leben, ich möchte etwas tun.“

Familie braucht dringend neue Wohnungen

Auch in Sachen Wohnung hofft der 33-Jährige auf einen Neuanfang. „Wir wollen hier eigentlich so schnell es geht raus. Das ist doch kein Leben mehr.“ Aber eben nur eigentlich, denn momentan zweifelt Alexander Peters daran, dass es für ihn, seine beiden Kinder, Kater Miki und Mutter Hildegard etwas Passendes gibt.

Da er den Alltag nicht allein bewältigen kann, müsse seine Mutter in direkter Nähe wohnen. Besonders dann, wenn er demnächst wieder arbeiten geht.

„Wir würden gern im Umfeld bleiben“

„Wir müssten also ein Haus finden, in dem idealerweise gleich zwei Wohnungen frei sind. 70 bis 80 Quadratmeter würden mir und den Kindern reichen. Das wäre toll. Und Mama bräuchte rund 50 Quadratmeter.“ All das dürfte laut Alexander Peters aber eben nicht allzu weit vom jetzigen Wohnort entfernt sein.

Jetzt lesen

„Mara geht in Herten-Süd in den Kindergarten, Fabian hier in die Grundschule. Die beiden haben auch alle Freunde hier. Wir würden also schon sehr gern im Umfeld bleiben. Aber ich befürchte, dass es das so nicht gibt.“

Ausziehen könnte die Familie Peters übrigens problemlos sofort. Das hat der Anwalt neben der Mietminderung auch schon geklärt.

Auch unsere Redaktion hat versucht, den Vermieter telefonisch zu erreichen, was bisher allerdings scheiterte.

Jetzt lesen

So kann man der Familie Peters helfen Wer die Familie Peters bei der Wohnungssuche unterstützen möchte oder sogar etwas Passendes kennt, der kann sich an unsere Redaktion unter der E-Mail-Adresse haredaktion@medienhaus-bauer.de wenden. Wir werden dann den Kontakt zu der Familie herstellen.
Schlagworte: