Klavier-Genie Trifonov öffnete pianistische Wunderkammer
Konzerthaus Dortmund
Der Kultursender Arte war da und zeichnete für ein Porträt auf, die Deutsche Grammophon hat eine CD live mitgeschnitten, und der Saal des Dortmunder Konzerthauses war am Sonntagabend natürlich ausverkauft: Wunderpianist Daniil Trifonov fasziniert alle.

Daniil Trifonov, hier noch ohne Bart, ist ein Ausnahmetalent.
Und dieses Programm mit beiden Klavierkonzerten von Chopin auch. Und so abgeklärt, reif, ausdrucksstark und technisch souverän wie der Russe spielt, vergaß man schon mal, dass da ein erst 26-Jähriger an den Tasten sitzt.
Trifonov ist ein Musiker, der eine pianistische Wunderkammer öffnet. Im lyrischen ersten Konzert in f-Moll kratzte er im langsamen Satz Töne vom Himmel, sang Melodien an den Tasten aus und spielte alles, was glänzt und glitzert in Chopins virtuosen Kaskaden technisch brillant. Verliebt in jeden Ton ist Trifonov auch dann, wenn es rasant wird bei Chopin, und genau diese Präzision und selbstverständliche Geläufigkeit machen seine Klasse aus.
Streicher ausgedünnt
Am Pult des Mahler Chamber Orchestra stand ein Pianist: der zurückhaltende Mikhail Pletnev, der den Streicherapparat im ersten Konzert behutsam ausgedünnt hatte, um das Werk noch lyrischer klingen zu lassen.
Aus dem zweiten, bekannteren Konzert in e-Moll ließ Trifonov mehr Energie und Brillanz klingen. Mit großen Gesten und wunderbar farbigem Spiel zeigte er da Bravour.
Dieses Konzert war ein Ereignis
Riesenjubel und schon Ovationen im Stehen nach dem ersten Konzert für ein Ereignis. Trifonov ist ein Genie und wenn er dieses Niveau hält, ist er mit seiner kongenialen Verbindung aus Technik und Ausdruck in ein paar Jahren konkurrenzlos unter den Meisterpianisten.
Vorangestellt hatte das Orchester eine Streicherserenade von Mieczyslaw Karlowicz - kein besonders meisterliches Werk.