Kinderautoren: Mit Lyrik Geld verdienen für ein Pferd

Verglichen mit Indonesien ist Deutschland ein Kinderautoren-Entwicklungsland. Nadia aus Jakarta gibt Nick und Franca Nachhilfe auf der Buchmesse

Frankfurt/Main (dpa)

von Von Sandra Trauner, dpa

, 14.10.2015, 18:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Junge Nachwuchsautoren: Nick Kiesgen, Nadia Shafiyana und Franca Nitsche. Foto: Frank Rumpenhorst

Junge Nachwuchsautoren: Nick Kiesgen, Nadia Shafiyana und Franca Nitsche. Foto: Frank Rumpenhorst

Sie sind noch Schulkinder, aber schon richtige Autoren: Franca (9) aus Hamburg und Nick (11) aus München stellen auf der Frankfurter Buchmesse ihr erstes Werk vor.

Nadia (11) aus dem Buchmessen-Gastland Indonesien ist in ihrer Heimat schon ein kleiner Literatur-Star. Ihre Bücher erscheinen in Tausender-Auflage, sie verdient damit richtig Geld.

Professionelle Kinder-Autoren sind in Indonesien nicht so ungewöhnlich wie in Europa, es gibt sogar einen eigenen Verlag «von Kindern für Kinder». Rund 400 Schriftsteller unter zwölf Jahren hat Verleger Dadan Ramadhan unter Vertrag, auch Nadia Shafiana Rahma hat ihre Bücher bei «DAR!Mizan» veröffentlicht. Vier hat sie mit nach Frankfurt gebracht, die drei neuesten werden gerade gedruckt.

Ihr erstes Buch hat sie mit sieben Jahren geschrieben, erzählt sie. «In Indonesien lernen wir im Kindergarten Lesen und Schreiben, aber da konnte ich es schon, meine Mama hat es mir beigebracht.» Ihre Bücher handeln von ihren alltäglichen Erfahrungen, von Schulausflügen, Erlebnissen mit Freunden oder Mobbing in der Klasse. «Ich verdiene damit viel Geld», sagt Nadia, von ihren Honoraren hat sie sich ein Keyboard und ein Laptop gekauft.

Davon können Franca Nitsche (9) und Nick Kiesgen (11) erstmal nur träumen. Ihre Erstlingswerke sind bei der Self-Publishing-Plattform epubli erschienen. Käufer sind - bisher - vor allem Verwandte, Nachbarn und Freunde, berichten die Eltern. Aber ihre Bücher haben ein Cover, eine ISBN-Nummer und einen Preis - und sind damit richtige Bücher und kein Stapel ausgedrucktes und zusammengeheftetes Papier.

Nick hat eine Fantasy-Geschichte veröffentlicht: «Das vergessene Drachenland». «Inspiriert hat mich "Drachenreiter" von Cornelia Funke», erklärt er ganz routiniert. Auf der Buchmesse geben die beiden am Mittwoch ein Interview nach dem anderen. «Ich wollte ausprobieren, wie es ist zu schreiben», sagt er. Als das Buch nach einem Jahr fertig war, «wollte ich ausprobieren, wie das geht, ein Buch zu veröffentlichen». Das Cover hat sein Bruder Leon gestaltet. «Ich mag Schreiben, er mag Fotoshop.»

Franca hat sich einem selteneren Genre verschrieben, der Lyrik. «Ich finde, Gedichte können so schön Gefühle ausdrücken», sagt sie. Der Preis für ihren ersten Lyrik-Band «Nebelglanz» ist mit 8,99 Euro vergleichsweise hoch, aber das ist volle Absicht: «Ich spare auf ein eigenes Pferd.» Das Schreiben zum Beruf machen will Nick eher nicht: Er tendiert zu Informatik oder Maschinenbau. Franca will Schriftstellerin werden und nebenbei «irgendwas mit Pferden» machen.»

Dank der vielen Self-Publishing-Plattformen sind solche Projekte heute viel leichter zu realisieren als zu Zeiten, als jeder Text durch das Nadelöhr einer Verlags-Prüfung musste. Die Hürde, dass ein Kind, das wie Franca und Nick «kiloweise Bücher» liest, selbst zum Autor wird, ist viel niedriger. Gefördert wird das in Deutschland aber nicht - im Gegensatz zu Indonesien.

Nadia aus Jakarta gibt auf der Buchmesse sowas wie Nachhilfe für ihre jungen Kollegen im Kinderautoren-Entwicklungsland Deutschland. Im Ehrengast-Pavillon hält sie einen Workshop, wie man als Kinder-Autor Erfolg hat. Auch Franca und Nick sind unter den Zuhörern und fragen interessiert nach. Einer von Nadias Tipps: «Immer Block und Stift dabei haben, damit Ihr Ideen gleich aufschreiben könnt.»

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