Karneval: Diskussion um Sauf-Exzesse und #MeToo
Die Narren sind los - aber vielleicht nicht ganz so wild wie sonst: Köln wird von einer Diskussion um Sauf-Exzesse erschüttert, und dazu kommt noch die #MeToo-Debatte.

Jecken feiern vor dem Dom in Köln den Beginn der Karnevalssession. Foto: Rolf Vennenbernd/Archiv
In den närrischen Hochburgen hat am Donnerstag um 11 Uhr 11 unter blauem Himmel der Straßenkarneval begonnen. In vielen Städten stürmten die Frauen an Weiberfastnacht die Rathäuser und übernahmen symbolisch die Macht. So nahmen in Düsseldorf die „Möhnen“ traditionell den Bürgermeister gefangen. In Bonn griffen die Waschweiber an. Und in Köln forderte das Dreigestirn die Stadtschlüssel ein.
In mehreren Städten appellierte die Polizei an die Narren, auf Verkleidungen als Terrorist und auf Waffenattrappen zu verzichten. Die Polizisten müssten ansonsten nachschauen, ob es sich um echte oder falsche Waffen handele, warnte der Kölner Polizeidirektor Martin Lotz.
In Köln ging auch die Diskussion darüber weiter, ob der Karneval zu einem reinen Massenbesäufnis zu verkommen droht. Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Christoph Kuckelkorn, sagte, er habe sich über diesen Vorwurf „extrem geärgert“. „Es ist geradezu billig, ständig so zu tun, als wäre der Karneval schlecht“, sagte der Ober-Jeck. Karneval stehe auch für soziales Engagement, für Integration, für kleine Feiern in Pfarreien und Schulen, für strahlende Kinderaugen. „Der Karneval ist gut für Köln und die Menschen“, betonte Kuckelkorn.
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte zuvor in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur gesagt: „Der Karneval ist in den letzten Jahren - oder eher Jahrzehnten - zu etwas geworden, das eher einem allgemeinen Besäufnis entspricht, als dem, was unsere Karnevalskultur ausmacht.“ Der Schriftsteller Navid Kermani (50) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn nur noch eine Verballermannisierung stattfindet, wenn die Spaßgesellschaft sozusagen durchdreht und es nur noch darum geht, zu grölen und sich möglichst schnell zu besaufen, laufe ich weg.“
Zur #MeToo-Kampagne gegen Sexismus und Belästigung sagte Kuckelkorn der dpa: „Im Karneval wie auch an jedem anderen Tag gilt: Erlaubt ist, was gefällt - solange es allen gefällt! Wenn man sich respektvoll verhält, ist sicherlich auch ein Bützjer in Ordnung.“ Ein „Bützjer“ ist ein Wangenkuss, der in Köln an Karneval auch unter Fremden üblich ist.
„Fiese Typen gibt es leider überall, ja, aber ich werde mir das Feiern auf keinen Fall vermiesen lassen“, sagte dazu „Nonne“ Petra in Köln. „Schunkel und Bützje gehören für mich dazu.“ Katrin im Obelix-Outfit sagte: „Ein bisschen Kuscheln ist okay, aber Nein heißt Nein, auch im Karneval.“ Ihre Freundin Melanie (39) warnte: „Die Herren müssen ihre Finger schon bei sich halten.“
Eine Oberleitungsstörung am Düsseldorfer Hauptbahnhof hat am Donnerstag für erhebliche Störungen im Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen gesorgt. Betroffen waren sowohl der Fern- als auch der Regionalverkehr. Ein Trageseil, an dem die Stromleitungen befestigt sind, war am Morgen gerissen, wie ein Bahnsprecher sagte.
Der Schaden hatte Auswirkungen auf das Bahnnetz im gesamten Rhein-Ruhr-Gebiet. Betroffen waren auch Karnevalisten, die an Weiberfastnacht auf dem Weg nach Köln und Düsseldorf waren. Der Schaden in Düsseldorf konnte im Laufe des Vormittags repariert werden.