Im Hause Krupp

Stephen Pielhoff/Waltraud Murauer-Ziebach

Heute haben sie Jachten und Privatflugzeuge. Aber wie lebten die Superreichen eigentlich im 19. Jahrhundert oder kurz vor dem Ersten Weltkrieg? Eine Antwort gibt das neue, hochinteressante Büchlein "Im Hause Krupp. Die Bediensteten der Villa Hügel".

14.02.2017, 11:20 Uhr / Lesedauer: 1 min
Im Hause Krupp

Der damals weltberühmte Zoologe Ernst Haeckel war 1902 bei der Familie Krupp in Essen eingeladen und schrieb danach an seine Frau: "Liebe Agnes! (...) Ich erhielt im Schloß ein fürstliches großes Zimmer mit herrlicher Aussicht. Nur die Masse der überall wimmelnden Dienerschaft war mir ängstlich."

Und das war auch kein Wunder. Etwa um diese Zeit waren auf Villa Hügel nämlich 648 (!) Menschen beschäftigt. Ähnlich repräsentativ lebten damals nur Familien wie die Rothschilds oder die Rockefellers.

Wissenschaftliche Recherche

Der Historiker Stephen Pielhoff und die Kulturjournalistin Waltraud Murauer-Ziebach haben mit dem Buch "Im Hause Krupp" eine wissenschaftliche Recherche mit vielen Quellen aus dem Historischen Archiv Krupp vorgelegt. Aber das Ganze ist so gut geschrieben und so reich bebildert, dass eine Ära wieder aufersteht.

Auf den Fotos prunkt nicht nur die 1873 erbaute Villa Hügel, sondern auch das Gartenhaus, die Ställe und eine riesige Küche - alles in Schwung gehalten von Hausmädchen, Stallknechten, Sekretären, Gärtnern, einer eigenen Feuerwehr und - ganz im Ernst - einem reitenden Boten, der Eilmeldungen von Alfred Krupp in 30 Minuten zur Gussstahlfabrik in die Innenstadt zu bringen hatte.

Keine Enthüllungen

Enthüllungen von pikanten Beziehungen zwischen "denen ganz oben" und "denen da unten" sollte niemand erwarten. Aber es ist ein aufschlussreiches Stück Sozialgeschichte, dass die Krupps ihre Angestellten gut bezahlten, eine gute Gesundheitsfürsorge boten, zu ihren Kindermädchen teils lebenslange Freundschaften hegten (wie etwa Bertha Krupp zu "Anna" Garschagen), aber auch unangenehme Kontrollbesuche in den Häusern ihrer Mitarbeiter machten oder ihnen unendlich lange Arbeitstage bescherten.

Stephen Pielhoff/Waltraud Murauer-Ziebach: Im Hause Krupp, 224 S., Deutscher Kunstverlag, 12,90 Euro, ISBN 978-3-422-02438-0.

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