Ein selbstgemachtes Stück. Noch dazu eines, bei dem das Team die eigene Lebenswelt endlich einmal auf der Bühne sehen will. Da schwindet normalerweise die Hoffnung, etwas Gescheites zu sehen. Was für ein Glück, dass im Studio des Schauspiels Dortmund bei der Uraufführung von „I wanna be loved by you – Jung, lesbisch, Schwarz sucht ...“ dann doch alles anders ist.
Stück dauert nur eine Stunde
Emotional, mitreißend, mit tollen R&B-Songs und irrwitzigen Kostümen – das gerade mal einstündige Stück von Shari Asha Crosson, die auch Regie geführt hat, bietet eine Wahnsinns-Gute-Laune-Show. Aber nicht nur das: Unter der unterhaltsamen Oberfläche stecken sehr fein empfundene und genial gespielte Szenen einer Beziehung.
Als „Afronauten“ in schillernden Raumanzügen kommen Akasha Daley und Dena Abay auf die Bühne – wohl ein Hinweis (aus der aktuellen Kunstrichtung „Afrofuturismus“) dafür, wie fremd sich People of Color in unserer Gesellschaft manchmal fühlen. Bühnenbildner Marian Nketiah hat mit einem kreuzförmigen Laufsteg ein treffendes Motiv gefunden für Zwei, die sich treffen und auch mal verschiedene Wege gehen.
Voluminöse Kostüme
Doch Tempo, Tempo: Hier hält sich niemand mit Metaphern auf. Die beiden Frauen flirten sich an, tanzen voller Selbstzweifel und Begeisterung für den anderen aufeinander zu. Realistisch und dabei dezent gemacht, wie es bei den erstem Intimitäten auch mal peinlich und lustig wird. Irgendwann liebt die eine zu viel, die andere braucht mehr Zeit für sich und ihre Haare. Die Krise ist da.
An dieser Stelle haben sich Regisseurin Crosson und Kostümbildnerin Lorena Díaz Stephens für ein Spiel im Spiel entscheiden, bei dem Abay und Daley das mediale Power-Paar Beyoncé und Jay-Z in unglaublich voluminösen Kostümen darstellen – die eine steckt in einem Goldkleid wie fürs Michelin-Männchen, die andere in einer gigantischen Steppweste. Zitate des Rappers Jay-Z zur Trennung der beiden werden eingespielt. Was für eine Persiflage ...

Schön, wie beide Frauen schließlich aus den Puffer-Klamotten krabbeln, sich von ihren Vorbildern lösen und zu einer freien Beziehung finden.
Die Multitalente Dena Abay und Akasha Daley lassen nicht nur gekonnt die Emotionen der Frauen über ihre Gesichter huschen. Sie erheben auch den unfertigen Satz, den die jeweils andere weiterführt, zur Kunstform und tanzen in den kraftvollen Choreografien von Willie Stark Glück und Wut heraus.
Partnerschaft geht jeden an
Mit der Musik von Beyoncé, Faith Evans, Missy Elliott oder der Gesangs-Ikone Nina Simone wird ein Gesamtkunstwerk daraus, bei dem es bei der Uraufführung Freitagabend die Zuschauer und Zuschauerinnen kaum auf den Stühlen hielt. Dabei ist es einem schnell egal, ob es hier um schwarze, junge und/oder lesbische Frauen geht – das Thema Partnerschaft geht einfach jeden an. Hingehen!
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