Holger Gravius lässt ein Mietshaus wie Steinkohle aussehen
Tag der Architektur 2017
Er ist gestaltet wie ein Stück Kohle, und doch ist der "Anthrazit" umweltbewusst gebaut. Mit dem Niedrigenergiehaus an der Essener Roßstraße nimmt Architekt Holger Gravius am Samstag und Sonntag (24./25.6.) am Tag der Architektur, teil. Vom Dach bis in den Keller dokumentiert das Bergbau-Konzept den Weg von der grünen Pflanze zum schwarzen Gold.
Wie ein riesiger, grauer Kristall wirft er seinen Schatten auf die Roßstraße im Essener Stadtteil Bedingrade.
Idee wurde aus der Not geboren
Der "Anthrazit", ein Mietshaus mit sechs Wohneinheiten, ist von Architekt und Bauherr Holger Gravius wie ein Stück Kohle gestaltet worden. Die Idee ist sozusagen aus einer Not heraus geboren.
"Das Grundstück hat eine Rautenform", erklärt Gravius, "und der Bebauungsplan sah vor, dass die Grenzen bebaut werden müssen."
Bergwerks-Besuch brachte die Lösung
Das bedeutete, dass ein rechtwinkliges Haus wesentlich kleiner ausgefallen wäre. Der Architekt grübelte monatelang. "Das war eine echte Herausforderung für mich", sagt er.
Doch dann besuchte Gravius das Bottroper Steinkohlebergwerk Prosper Haniel und nahm ein Stück Kohle mit. Und schon kam ihm die Idee.
Das Gebäude sollte tatsächlich rautenförmig werden und wie ein Stück Glanzkohle, "Anthrazit" genannt, aussehen. Die Idee funktioniert.
Dach und Fassaden sind aus demselben Material, keine Regenrinnen oder -rohre sind von außen zu erkennen. Loggien wurden statt Balkonen angelegt.
Treppenhaus dokumentiert den Weg der Kohle
Den gewünschten Glanzeffekt erzeugen die aus Aluminium gefertigten Fensterlaibungen, die inneren Mauerflächen der Fensteröffnungen. Das Treppenhaus beschreibt den Weg der Kohle.
Und dieser beginnt bekanntlich als Pflanze. Eine ganze Wand im obersten Stock ließ Holger Gravius mit echtem Moos verkleiden und in einem floralen Muster anordnen.
Niedriger Verbrauch durch Erdwärme und Solarenergie
Eine beleuchtete Wand mit einer Fotografie der Zeche Henrichshütte und weitere Bilder begleiten die Bewohner in den Keller, dessen Wände mit schwarzem Rillenputz einem Kohleflöz nachempfunden sind.
Der "Anthrazit" habe durch seine Rundum-Isolation, Erdwärmetechnik und Fotovoltaikanlagen einen sehr niedrigen Energieverbrauch, sagt Architekt Gravius - 3 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.
Tag ist ein Kontaktpunkt zwischen Architekten und Bürgern
Besonders für junge Mieter sei das attraktiv gewesen, zusätzlich zu der besonderen Gestaltung des Hauses.
Für Holger Gravius ist der Tag der Architektur ein wichtiger Kontaktpunkt zwischen Architekten und Bürgern: "Die Besucher setzen sich mit dem Thema auseinander und bekommen es hautnah vermittelt."
Am Samstag und Sonntag (24./25.) sind , Quartiere, Gärten und Parks in 140 Städten und Gemeinden in NRW geöffnet.