Heidi Sievert gibt ihren Abschied von der Tanzschule

Ballettgala

Mehr als 40 Jahre lang leitete Heidi Sievert ihre eigene Ballettschule in Münster. Am Sonntag (8. Juni) gibt sie im Großen Haus im Theater Münster ihren Abschied mit einem Rückblick auf ihre jahrzehntelange pädagogische und choreografische Arbeit. Die Show „Schritt für Schritt“ ist längst ausverkauft.

MÜNSTER

, 04.06.2014, 19:17 Uhr / Lesedauer: 2 min

Während im Trainingsraum die letzten Vorbereitungen für die große Show am Sonntag laufen, wacht Sievert mit erfahrenem Blick über ihre Schützlinge. Alles soll perfekt sein, die langen Haare gebändigt, wie es sich für eine Ballerina gehört. Armbänder und Uhren an den Handgelenken sind tabu. Die Schülerinnen halten sich daran. Höhepunkte aus vier Jubiläumsvorstellungen werden zu sehen sein. Aus „Der dicke fette Pfannekuchen“ zum Beispiel, der zum 10-jährigen Geburtstag der Schule zur Aufführung kam. Dann aus „Das arme kleine Schwein, das nicht schlafen kann“, „Prinzessin und die Erbsen“ und aus der erst zwei Jahre alten Choreografie „Blut im Schuh statt Aschenputtel“. Darüber hinaus zeigt das Ensemble im ersten Teil des Programms mit „Schritt für Schritt“ die Entwicklung der Schule bis heute. Viele Überraschungen werde es geben, verspricht Heidi Sievert.

45 Jahre lang unterrichtete sie in Münster. 1972, vor 42 Jahren, gründete sie ihre eigene Ballettschule, zunächst in Gievenbeck. Mehrfach ist sie seither umgezogen, bis sie zuletzt in der Tibusstraße schöne Räumlichkeiten fand. Die Liebe zum Tanz ist Heidi Sievert in die Wiege gelegt worden. „Ich hatte eigentlich keine Wahl“, sagt sie. 1949 hatten ihre Eltern, beide Tänzer, ihre eigene Tanzschule in Frankfurt gegründet. „Das war damals nach dem Krieg eine Ruine.“ Fortan wurde das Leben der kleinen Familie vom Rhythmus des Lehrplans geprägt. Sobald sie dazu in der Lage war, tanzte die kleine Heidi mit. Viel Zeit für anderes blieb den Eltern nicht. „Ich habe mir manchmal gewünscht, meine Mutter könnte einen Kuchen backen“, sagt Sievert. Als der Vater starb, war die Mutter gerade 36 Jahre alt und musste die Schule alleine führen. „Da habe ich kochen gelernt.“ Die Schule der Eltern war eine der ersten Ausbildungsschulen in Deutschland. Heidi Sievert lernte dort ihr Handwerk und verfeinerte es später auf der Royal Ballettschool London. Ein Engagement führte sie nach Studienaufenthalten in New York ans Theater Münster.

Inzwischen ist Heidi Sievert 70. Im Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik möchte sie sich nun noch intensiver engagieren. Die Leitung der Tanzschule übergibt sie in die Hände ihrer ehemaligen Schülerinnen Svenja Gasche und Petra Wiegert. Wer seinen Beruf liebe, der denke nicht an Ruhestand, sagt Sievert. Sie habe ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Wenn du etwas tun willst, dann gib dich ganz. Diese Bisschen-Gesellschaft ist nicht das, was mir Freude macht. Wenn, dann richtig.“ Das klingt ehrgeizig, aber auch der Gemeinschaftssinn innerhalb ihrer Förderklassen ist der Pädagogin wichtig. „Ich bin schon strikt, aber ich will in der Schule diesen Konkurrenzkampf nicht haben.“ Gefühle statt Leistungsdruck eben. „Ich glaube, dass der Tanz in den Menschen sehr schöne Emotionen freilegen kann“, sagt sie – und lächelt.

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