Hayao Miyazakis letzter Film enttäuscht

"Wie der Wind sich hebt"

Nach traumhaft schönen Filmen wie „Prinzessin Mononoke“, „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Das wandelnde Schloss“ verabschiedet sich Oscar-Preisträger Hayao Miyazaki ganz offiziell aus dem Kino – mit einem äußerst fragwürdigen Werk.

17.07.2014, 18:17 Uhr / Lesedauer: 1 min
Jiro als kleiner Junge mit seinem imaginären Ratgeber, dem legendären Flugzeugbauer Gianni Capron.

Jiro als kleiner Junge mit seinem imaginären Ratgeber, dem legendären Flugzeugbauer Gianni Capron.

Auch der Auftakt der Geschichte hat ihre unbestreitbaren Reize: In den 1920er-Jahren träumt der kleine Jiro Horikoshi davon, ein großer Flugzeugingenieur zu sein – so wie sein italienisches Vorbild Gianni Caproni. In zahlreichen Fantasmen ist er dem strebsamen Jungen Gesprächspartner und Beistand. Eine Liebesgeschichte entfaltet zudem harmlosen Liebreiz. Bis hierher ist alles in Ordnung.

Horikoshi geht seinen Weg. Er studiert, überrascht seine Lehrer mit innovativen Ideen, steigt als hoch talentierter Konstrukteur bei einer Flugzeugfabrik ein und darf seinen geschätzten Kollegen der Partner-Firma Junkers im grauen Nazi-Deutschland über die Schultern schauen. Nicht zum ersten Mal reibt man sich verwundert die Augen.

Dass Horikoshi im damaligen Japan ausschließlich als Entwickler moderner Kriegsflugzeuge seinen willfährigen Dienst tut, bleibt im Film ohne persönliches Konfliktpotenzial. Der Satz „Wir sind doch keine Waffenlieferanten, wir sind Flugzeugbauer“ soll ausreichen, um ihn als historische Figur und als Filmheld aus der Schusslinie eines Mitschuldigen zu nehmen. Eine naive, wenn nicht gar fahrlässige Redlichkeitsbekundung. Wäre „Wie der Wind sich hebt“ eine deutsche Produktion, würde man ihn uns um die Ohren hauen. Zu recht. In Japan war er 2013 der erfolgreichste Film des Jahres. Darüber müsste man länger diskutieren.

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