Fußballtraining vor dem Aus: „Nach Spanien dürfen die Leute fliegen - aber die Kinder nicht kicken“

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Fußballtraining vor dem Aus: „Nach Spanien dürfen die Leute fliegen - aber die Kinder nicht kicken“

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Der großen Erleichterung folgt nun die herbe Enttäuschung: Die Erlaubnis für Gruppensport für Kinder wird mit großer Wahrscheinlichkeit zurückgenommen. Verständnis dafür gibt es nur bedingt.

Kreis Unna

, 23.03.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Björn Kempe kann sich noch gut erinnern. Als im Sommer 2020 das Fußballspielen wieder für kurze Zeit erlaubt war, sah er die strahlenden Augen der Kinder seiner E-Junioren der JSG Langschede/Frömern, als sie das erste Mal wieder den Platz betreten haben.

E-Jugendcoach erzählt vom schönsten Training unter seiner Leitung

„Das war für mich das schönste Training, das ich je geleitet habe“, sagt Kempe. „Die Kinder haben sich so frei gefühlt und hatten unheimlich viel Spaß.“ Genau dieses Gefühl wollte er noch einmal erleben. Für Dienstag, 23.März, ist die erste Trainingseinheit für die E-Junioren seit vielen Monaten angesetzt. „Auch wenn es derzeit für die Kinder möglich ist, Kontaktsport zu betreiben, werden wir kontaktlos trainieren“, sagt Kempe.

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Womöglich ist es aber in diesem Frühjahr die erste und vorerst letzte Einheit, die der Jugendcoach leiten darf. Das Ergebnis der Bund-Länder-Runde von Montag (22.3.) sieht die Notbremse vor - auch für den Sport. Gemeinsames Training für Kinder bis 14 Jahren könnte spätestens ab kommenden Montag (29.3.) wieder komplett verboten werden. Womöglich sogar früher.

„Vielleicht drücken sie ja nochmal ein Auge zu“

Kempe, der Altenpfleger von Beruf ist und somit jeden Tag mit den Corona-Bestimmungen zu tun hat, habe mit der Entscheidung bereits gerechnet, sagt er: „Es kommt für mich nicht überraschend. Trotzdem fehlt mir in vielerlei Hinsicht das Verständnis. Nach Spanien dürfen die Leute fliegen, aber die Kinder dürfen nicht um die Ecke in ihre Vereine gehen und unter freiem Himmel trainieren.“

Ganz ähnlich sieht das Andreas Heinrich, C-Jugendtrainer bei der SG Massen. „Das ist schlecht für die Kinder. Sie haben sich riesig gefreut, dass sie wieder auf die Plätze durften. Am Mittwoch (24.3.) haben wir noch eine Einheit mit 17 Kindern. Dann müssen wir ihnen sagen, dass es wohl bald nicht mehr geht“, sagt er. „Vielleicht drücken sie ja nochmal ein Auge zu und die Kinder dürfen weiter trainieren“, sagt Heinrich. Große Hoffnungen hat der Mitarbeiter der Gemeinde Holzwickede aber nicht.

Am Mittwoch womöglich die vorerst letzte Trainingseinheit

Auch Marvin Wurlitzer hat mit dem Schritt gerechnet. Der Trainer der F-Junioren beim Holzwickeder SC hat die Entwicklung der Corona-Zahlen genauestens verfolgt: „Wir sind davon ausgegangen, dass das Training für die Kinder wohl nur für kurze Zeit sein wird. Irgendwo habe ich auch Verständnis für die Entscheidungen, aber für die Kinder ist es natürlich eine Katastrophe. Denn ich habe in den bisherigen Einheiten gesehen, wie glücklich sie waren.“

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Wurlitzer und sein Trainer-Kollege Laurenz Kruse haben die 17 Kinder während der jüngsten Einheiten in zwei Gruppen eingeteilt, am Mittwoch (24.3.) plant das Trainer-Duo noch eine Einheit - womöglich die vorerst letzte. „Dann geht es für die Kinder abends wieder vor den Fernseher. Ich weiß nicht, wie ich im Alter von acht oder neun Jahren damit umgegangen wäre“, so Wurlitzer weiter.

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„Das Hin und Her wollten wir den Kindern besser nicht antun.“
Lena Pasbrich, Jugendleiterin FC TuRa Bergkamen

Noch gar nicht wieder in den Genuss von Fußballtraining gekommen sind die Junioren von TuRa Bergkamen - auch wenn sie theoretisch auf den Platz gedurft hätten. Lena Pasbrich erklärt das so: „Wir wollten erst die Entwicklung der Zahlen abwarten. Leider sind wir im Vorstand in unserer Vermutung bestätigt worden, denn die Zahlen sind ja wieder gestiegen. Das Hin und Her wollten wir den Kindern besser nicht antun“, sagt die TuRa-Jugendleiterin, die in einer Grundschule arbeitet.

Die meisten Eltern hätten für die Entscheidung des TuRa-Vorstands Verständnis gezeigt. Aber nicht alle. Pasbrich: „Ein paar Eltern haben auch auf andere Vereine verwiesen und gesagt, dass bei denen ja trainiert werden darf.“ Denen habe Pasbrich aber entgegnet, dass es dem Klub nur darum gehe, die Kinder zu schützen: „Ich habe selbst ein Kind in der D-Jugend, dem ich erklären muss, warum es nicht auf den Fußballplatz darf. Das ist nicht einfach, aber da müssen wir alle zusammen durch.“