Auf unsere Berichterstattung zur neuen Grundsteuer in Herten haben viele Bürgerinnen und Bürger reagiert. Unter anderem hatten wir Nutzer unserer Facebook-Seite gefragt, wie hoch ihr Bescheid ausgefallen ist. Die Tendenz ist zwar nicht repräsentativ, aber eindeutig: Mit Antworten wie „Wahnsinn, das kann keiner mehr bezahlen“ über „Einfach krass“ bis hin zu „Die spinnen doch“ äußern viele Menschen dort ihren Unmut über Mehrkosten für ihre Häuser oder Wohnungen.
Die Ausnahme ist ein Kommentar, in dem ein Facebook-User von „60 Euro weniger“ berichtet. Ansonsten ist oft gar die Rede von jährlichen Steigerungen im dreistelligen Euro-Bereich. „580 Euro mehr“ muss ein Eigentümer berappen, der daher meint: „Ich frage mich wirklich, ob es nicht sinnvoller ist, nicht arbeiten zu gehen.“ Von einer noch höheren Abrechnung für ihre Immobilie berichtet eine Frau: „200 Euro jeden dritten Monat mehr.“ Das Schicksal teilt sie mit einer anderen Hertenerin: „Vierteljährlich knapp 200 Euro mehr... echt der Wahnsinn“, heißt es von ihr zur unliebsamen Post von der Stadt.
Vorher 881 Euro Grundsteuern – nun 5767
Kritik an der Hertener Grundsteuer-Linie kommt von einer weiteren Facebook-Nutzerin: „Es ist schon eine Frechheit, dass die Stadt den Hebesatz bei 920 Prozent belassen hat“, sagt sie. Und eine andere, deren Grundsteuer-Bescheid nun „von 860 auf 1390 Euro“ angestiegen ist, meint: „Da wird es aber Widersprüche hageln.“ In den Nachbarstädten Recklinghausen und Marl liegt der Hebesatz bei privat genutztem Eigentum nur bei 663 bzw. 790 v.H. Trotzdem gibt es auch dort Berichte über krasse Steigerungen.
Das liegt daran, dass meist der vom Finanzamt festgelegte neue Grundsteuerwert (oder letztlich der Messbetrag), für die Erhöhung sorgt. Ein Beispiel dafür ist der Härtefall der Recklinghäuserin Barbara Ellinghaus: Zur neuen Besteuerung eines großen Grundstücks, auf dem nur noch nicht mehr genutzte Gewächshäuser stehen, sagt sie: „2024 musste ich noch 881 Euro zahlen, jetzt verlangt man 5767 Euro.“ Was mal eben eine Erhöhung von mehr als 650 Prozent ausmacht.
Grundsteuer-Bescheide genau auf mögliche Fehler prüfen
Bei Marzena und David Pietzka aus Marl hat sich die Grundsteuer zwar „nur“ verdoppelt, von 672 auf 1305 Euro – aber für ihren Bescheid gab es falsche Berechnungsgrundlagen: Die Familie hatte im Online-Elster-Formular einen Fehler gemacht, sodass der Grundsteuerwert und der sich daraus ergebende Steuermessbetrag zu hoch angesetzt wurden. Nach ihrem Widerspruch korrigierte das Finanzamt zwar die Werte, gab sie aber nicht an die Stadt weiter, sodass diese den ersten, viel zu hohen Steuermessbetrag von 165 Euro mit dem Marler Hebesatz von 790 Prozent multiplizierte und die so falsch berechnete Grundsteuerlast von 1305 Euro in den Bescheid über Grundbesitzabgaben einfügte.
Auch bei uns sollten Bürger ihre Bescheide genau prüfen und sich im Zweifel bei der Stadt melden. Erste Anlaufstelle für Beschwerden ist aber die Grundsteuer-Hotline des auch für Herten zuständigen Finanzamtes Marl: Tel. 02365/516-195.
