Nach der Berichterstattung zu Grundsteuerbescheiden mit Aufschlägen im drei- bzw. vierstelligen Prozentbereich haben sich bei uns weitere Leser gemeldet, die ebenfalls mehr für ihren Grundbesitz zahlen müssen. Dominik Hoffmann weist darauf hin: „„Steven Gbur ist kein Einzelfall – ganz im Gegenteil!“ Seines Wissens sei ein Großteil der Siedlung auf der Jägerstraße von stark erhöhten Jahresbeträgen betroffen.
„Viele müssen nach dieser tollen Berechnung nun zwischen 600 und über 1000 mehr zahlen... manche müssen demnach eine Anpassung von über 1000 Prozent hinnehmen.“ Auch bei ihm träfe das zu: „Unsere Grundsteuer wurde von 91,72 auf 1004,73 Euro angepasst.“
Dominik Hoffmann fragt daher besorgt: „Wer soll das noch bezahlen? Unser Haus und unser Grundstück ist auch nicht um über 1000 % im Wert gestiegen.“ Und an die Adresse der Stadt gerichtet: „Die Kommune könnte die Hebesätze zumindest nach unten korrigieren, um die Kosten der Bürger einigermaßen abzufangen... aber Nein... mittlerweile gehört die Weltmetropole Herten, gemessen an den Hebesätzen, zu den teuersten in ganz NRW“, meint er, mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. Nicht nur sein direktes Wohnumfeld sei betroffen: „Mit wem ich auch spreche: Alle ärgern sich über höhere Grundsteuern: ob Bekannte auf der Beethovenstraße oder oben in Langenbochum.“
Zur Erinnerung: Kämmerer Oliver Lind hatte vor der Ratsentscheidung im Dezember für die Beibehaltung der bisherigen Hebesätze plädiert. Sein Argument: Durch die Reform würde es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben. Dominik Hoffmann sieht das anders: „Ich kenne bisher nur Verlierer.“
Klares Ergebnis bei Grundsteuer-Umfrage
Dazu zählt auch Rolf Kischel: Er schreibt unserer Redaktion, dass er am 5. Februar Post von der Stadt mit dem Grundsteuerbescheid für 2025 bekommen habe: „Ich habe mich von dem Schock noch nicht erholt. Meine Wohnung ist in einem Haus Baujahr vor 1947. Die Grundsteuer ist sage und schreibe um 81,02 Prozent erhöht worden.“
Laut einer Online-Umfrage unserer Zeitung hatten die meisten der 225 Menschen, die (Stand: 14.2.) abgestimmt haben, erhöhte Bescheide im Briefkasten: Einen etwas angestiegenen Jahresbetrag gab es bei 48 Prozent (107 Stimmen), mit mehr als 300 Prozent stark erhöht war er bei 30 % (67). Dagegen freuten sich lediglich 19 Prozent (42) über einen leicht gesunkenen und gar nur 1 Prozent (3) über einen stark gesunkenen Jahresbetrag mit über 300 Prozent Ersparnis. Weitere 3 Prozent (6) hätten ihren Bescheid noch nicht erhalten. Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, zeigt aber, dass die Grundsteuer-Problematik die Bevölkerung bewegt.

Auch Babette Nieder, die für die SPD im Herbst ins Rennen ums Bürgermeister-Amt geht, greift das Thema auf. Es sei „das eingetroffen, was ich im Gespräch mit den Siedlervereinen schon zu Beginn des Jahres 2024 befürchtet hatte. Viele Hausbesitzer in Herten haben ältere Häuser auf zum Teil großen Grundstücken, wo es nach der Neuberechnung des Messbetrags zu erheblichen Steigerungen gekommen ist. Häufig handelt es sich dabei um Rentner oder Menschen mit geringen Einkommen“, erklärt sie in einer Stellungnahme gegenüber dieser Zeitung. Und verspricht: „Wenn ich Bürgermeisterin werde, werde ich dem Rat vorschlagen, wie unsere Nachbarstadt Recklinghausen einen gesplitteten Hebesatz für Wohngrundstücke und Nichtwohngrundstücke einzuführen. (...) Die vom Verfassungsgericht eingeführte neue Berechnungsgrundlage für den Grundsteuermessbetrag kann die Stadt Herten nicht verändern, sie kann aber die negativen Auswirkungen für Wohngrundstücke mildern ohne Gewerbegrundstücke zusätzlich zu belasten.“
Nieder: Hebesatz für Wohngrundstücke senken
Als Orientierung solle dabei der Vorschlag des Landes NRW dienen, den Hebesatz für Nichtwohngrundstücke auf 1570 Punkte anzuheben und für Wohngrundstücke auf 781 Punkte zu senken. „Mit einem solchen gesplitteten Hebesatz kann die Erhöhung der Grundsteuer für Familie Gbur zwar auch nicht vermieden werden, aber sie kann rund 200 Euro geringer ausfallen.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. Februar 2025.