Grundsteuer in Herten Beispielrechnungen – so viel wird für verschiedene Haustypen fällig

Grundsteuer ab 2025: So viel wird für verschiedene Haustypen fällig
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Der Grundsteuer-Hebesatz in Herten soll im kommenden Jahr konstant bleiben. Nach der Ankündigung von Kämmerer Dr. Oliver Lind, den zur Berechnung des Steuerbescheides maßgeblichen Wert bei 920 zu belassen (wir berichteten), muss allerdings noch der Stadtrat grünes Licht für den Plan geben.

Trotzdem können Hausbesitzer schon jetzt herausfinden, wie hoch ihre finanzielle Belastung durch die Abgabe im kommenden Jahr voraussichtlich ausfällt. Dann tritt bekanntlich das neue Grundsteuergesetz in Kraft, durch das insbesondere Eigentümer von Ein- oder Zweifamilienhäusern höhere Kosten befürchten.

Aber ist das tatsächlich so? Die Hertener Kämmerei ist vorab um Aufklärung bemüht und hat einige Beispielberechnungen für unterschiedlichste Immobilien im Stadtgebiet gemacht, die unserer Redaktion vorliegen.

Grundsätzlich lässt sich festhalten: Je älter eine Immobilie ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie durch die neuen Berechnungsgrundlagen schlechter wegkommt – sprich: der Besitzer mehr Grundsteuer dafür berappen muss.

Das sind die Grundsteuer-Verlierer in Herten

Dafür liefert die Verwaltung in ihrer Übersicht auch ein Exempel: ein gemischt genutztes Grundstück am Pastoratsweg in der Innenstadt, auf dem ein inhabergeführtes Ladenlokal mit Wohneinheiten steht. Das Gebäude wurde in der Zeit vor 1930 erbaut. Der bisherige Steuermessbetrag, der vom Finanzamt übermittelt wird, lag bei 52 – er steigt durch die Reform auf 124, also um mehr als das Doppelte.

Obwohl der Hebesatz in Herten womöglich konstant bleibt, ergibt sich somit für den Besitzer – und etwaige Mieter, auf die er seine Kosten über die Nebenkostenabrechnung umlegt – eine jährliche Mehrbelastung von 655 Euro. Denn sein Grundsteuerbescheid liegt nun bei 1136 Euro (vorher: 481).

Für kleinere Objekte kann der prozentuale Zuwachs bei der Abgabe sogar noch höher ausfallen. Ein Einfamilienhaus (EFH) an der Wallstraße (Baujahr: 1935) in Bertlich wird in 2025 durchs Finanzamt mit einem mehr als vierfachen Messbetrag berechnet (von 8 auf 34). Zieht man den Hebesatz hinzu (Multiplikation mit 9,2), resultiert daraus eine Gesamtsumme von 313 Euro (vorher: 72) – und eine um 241 Euro höhere Belastung.

Bei Einfamilienhäusern jüngeren Datums an anderer Stelle in Herten fällt der finanzielle Mehraufwand dagegen geringer aus. Ein Eigentümer eines Reihenmittelhauses an der Schneeberger Straße (in Süd) muss laut den Berechnungen der Kämmerei für sein 2005 erbautes EFH 100 Euro pro Jahr mehr berappen. In einem Haus aus dem Jahr 1972 an der Elper Straße in Scherlebeck sind es gar nur 50 Euro.

Ein Blick in eine Gasse des Alten Dorfes Westerholt mit zahlreichen Fachwerkhäusern.
Fachwerk-Idylle: Ausgerechnet die Besitzer solcher schmucken Häuser im Alten Dorf Westerholt werden durch die Grundsteuerreform wohl finanziell stärker belastet. © Jörg Gutzeit (Archiv)

Das sind die Grundsteuer-Gewinner in Herten

Neben diesen vier exemplarischen Objekten aus dem Stadtgebiet, für die höhere Kosten fällig sind, werden gleichzeitig fünf aufgeführt, bei denen die Kosten insgesamt geringer ausfallen. Der größte Profiteur der Grundsteuerreform befindet sich dabei in der City an der Hermannstraße: Auf dem gemischt genutzten Grundstück gibt es ein Ladenlokal mit Wohneinheiten. Der alte Messbetrag des Finanzamtes für das 1969 entstandene Gebäude lag bei 512. Ab dem kommenden Jahr sinkt er auf nur noch ein Drittel davon (169). Folglich geht auch die Grundsteuer-Belastung deutlich zurück: von 4709 auf 1551 Euro (-3158).

Nicht ganz so krass sind die Grundsteuer-Einsparungen bei einem anderen Beispiel ganz in der Nähe: Es handelt sich um ein 1978 erbautes Gebäude einer Bank an der Ewaldstraße. Dort gibt es neben deren Filiale auch Wohneinheiten. Bei letzteren beträgt die finanzielle Entlastung pro Jahr 204 Euro, während das Gewerbe 505 Euro weniger an den Staat zahlen muss.

Für die Besitzer von zwei beispielhaften Zweifamilienhäusern steht unterm Strich ebenfalls eine schwarze Zahl. In einem Objekt auf der Straße An der Kirche (Baujahr: 2011) in Scherlebeck beträgt die Ersparnis 400 Euro jährlich, in einem anderen auf der Bachstraße in Disteln (Baujahr: 1982) sind es 247.

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So wird die Grundsteuer ab 2025 berechnet

Die Berechnung funktioniert mit drei Faktoren: Wert des Grundbesitzes x Steuermesszahl x Hebesatz. Der vom Finanzamt neu berechnete Grundsteuerwert ersetzt dabei den bisherigen Einheitswert. Dieser wurde 2018 vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig eingestuft.

Der Grundsteuerwert hängt im Land NRW, das dem Bundesmodell folgt, von folgenden Faktoren ab: Bodenrichtwert, Grundstücksfläche und Grundstücksart, Alter des Gebäudes sowie statistisch ermittelte Nettokaltmiete, die unter anderem von der sogenannten Mietniveaustufe der Kommune abhängt.

Die Steuermesszahl wurde im Zuge der Reform etwa auf 1/10 des bisherigen Werts gesenkt. Sie liegt nun bei 0,031 Prozent für Wohngrundstücke beziehungsweise 0,034 Prozent für Nichtwohngrundstücke.

Den Hebesatz legen die Kommunen fest: In Herten liegt er für die Grundsteuer B (auch bekannt als „Wohnsteuer“) seit Anfang 2023 bei 920. Das ist der zweithöchste Wert im Kreis RE nach Gladbeck (950).

Dieser Artikel wurde erstmals am 2. Oktober 2024 veröffentlicht.