
© Archiv
„Gefälschter Spieler“ leitet den endgültigen Absturz von RW Unna ein
Vor 10 Jahren:
RW Unna hat in der Kreisliga A mittlerweile wieder einen Namen. Doch vor nur zehn Jahren sah das noch anders aus. Ein „gefälschter Spieler“ bescherte den Absturz in die Kreisliga C.
In den 80er Jahren spielte RW Unna in der Verbandsliga guten Fußball im damaligen Stadion am Hertinger Tor. Der Traditionsklub war das Aushängeschild der Kreisstadt, das attraktiven Fußball bot. Doch Anfang der 90er nahm der drastische Absturz des Traditionsvereins seinen Lauf. Negativer Höhepunkt war vor zehn Jahren der Abstieg in die Kreisliga C - damals die tiefste Amateurklasse.
Und als ob das nicht schlimm genug für den so erfolgreichen Traditionsverein war, die Art und Weise wie dieser Abstieg zustande kam, war am Ende noch der Gipfel auf diesem sportlichen Niedergang. Denn: RW Unna hatte vor zehn Jahren sogar noch die Möglichkeit, in der Relegation die B-Kreisliga zu halten. Allerdings: Der sogenannte „gefälschte Spieler“ durchkreuzte die Pläne des Klubs.
Entscheidungsspiel gegen die Reserve von TuRa Bergkamen
Am 1. Juni 2011 mussten die Rot-Weißen im Kamener Hemsack mit ihrem damaligen Trainer Michael Baptista zunächst im Entscheidungsspiel der B (2) gegen die punktgleiche TuRa-Reserve aus Bergkamen siegen. Der Verlierer musste das Relegationsspiel gegen den Drittletzten der B (1) - Germania Hamm - austragen.
Heiß umkämpftes Spiel mit Siegtor in der Nachspielzeit
Die Partie in Kamen war heiß umkämpft, eine Bergkamener 2:0-Führung glich Unna bis zur 81. Minute noch zum 3:3 aus. RWU kassierte obendrein noch zwei Platzverweise und alles sah nach einer Niederlage aus. Doch in der Nachspielzeit - der Schiedsrichter hatte acht Minuten draufgesetzt - markierte der eingewechselte Celik das entscheidende 4:3. Der Jubel war groß, der Klassenerhalt geschafft.

In Unterzahl gewannen die Rot-Weißen - hier mit Somasundaram - das Spiel zunächst mit 4:3 gegen die TuRa-Reserve. © Wagner
So sah es auch am Folgetag noch aus, doch die Reserve des FC TuRa Bergkamen mit Coach Michael Böll hatte bereits am Abend zuvor rasch festgestellt, dass Unnas eingewechselter Torschütze gar nicht der Spieler Celik wie auf dem Pass war, sondern ein gänzlich anderer Akteur. Es stellte sich schließlich heraus, dass der RWU-Trainer mit Majouran Jeganathan einen nicht für Unna gemeldeten Topspieler eines anderen Vereins eingewechselt hatte. Der hatte RW Unna den Siegtreffer beschert - und gleichzeitig den Abstieg.
RWU-Vorstand zieht drastische Konsequenzen
Der Hauptvorstand von RW Unna - Siegfried Pogadl war damals Vorsitzender - hatte erst wenig später Wind von der Sache bekommen, gestand den Fehler ihres Trainers beim Fußballkreis offiziell ein und zog drastische Konsequenzen. Trainer Michael Baptista wurde sofort seines Amtes enthoben und durfte den Verein verlassen. In einer anschließenden Kreisspruchkammer-Sitzung wurde er für 18 Monate - auch für Funktionärstätigkeiten - gesperrt. Der ehemalige Kreisvorsitzende Horst Weischenberg bezeichnete die Vorgehensweise des RWU-Vorstandes dann auch als „absolut fair“.
Zu einem Relegationsspiel kam es dann doch noch: Germania Hamm setzte sich hier relativ klar mit 6:0 gegen RW Unna durch und besiegelte den Unnaer Absturz. Zu diesem Match hatte der Kreisstadt-Klub mittlerweile einen Großteil seiner Reserve, betreut von Dieter Zorn, entsendet. Die Spieler der Ersten wurden abbestellt. Denn: Auch die hatten ja zuvor mit dem „gefälschten Spieler“ in einer Mannschaft gestanden.
Der Stachel der Enttäuschung saß damals tief. Die Auflösung der Fußballabteilung war sogar ein Thema. Vorstand und Mitglieder der Fußballabteilung haben sich am Ende dennoch dazu durchgerungen, dass bei Rot-Weiß weiter Fußball gespielt werden soll. Das hat sich ausgezahlt: Der Klub spielte zwischenzeitlich sogar wieder in der Bezirksliga und nun in der Kreisliga A - mit legalen Mitteln.
67er Jahrgang aus dem Herzen Westfalens. Lokaljournalist durch und durch, seit über 25 Jahren mit dem geschärften Blick auf das Sportgeschehen zwischen Lippe und Ruhr.
