Gefährliche Geschwisterliebe - Jubel für «Les Enfants Terribles»

Nürnberg (dpa) - Drei Pianos, vier Sänger und erotische Geschwisterliebe - genug für einen fesselnden Theaterabend im Staatstheater Nürnberg und die deutsche Erstaufführung von «Les Enfants Terribles».

von Von Stephan Maurer, dpa

, 03.05.2007, 14:49 Uhr / Lesedauer: 2 min

In der «Tanzoper» des zeitgenössischen US- Komponisten Philip Glass wird die Beziehung der Geschwister Elisabeth und Paul geschildert, die von Bosheit, Hass und Zärtlichkeit gleichermaßen geprägt ist und schließlich in der Katastrophe endet. Bei der Premiere im Schauspielhaus erntete die Inszenierung der Nürnberger Tanzchefin Daniela Kurz begeisterten, lang anhaltenden Applaus.

«Les Enfants Terribles» aus dem Jahr 1996 ist das letzte Werk einer Trilogie, die Glass nach Texten von Jean Cocteau schrieb. Elisabeth und Paul haben sich nach dem Tod der Mutter in ein «Fantasiereich» zurückgezogen, das aber durch die Begegnung mit anderen Menschen allmählich zerbricht. Ein Netz hetero- und homoerotischer Beziehungen entsteht und gefährdet die Balance der sensiblen Geschwister-Beziehung. Als Paul sich in Agathe verliebt, verhindert Elisabeth das junge Glück mit einer Intrige, die Bruder und Schwester schließlich in den Tod führt.

«Les Enfants Terribles» führt die drei Sparten des Nürnberger Staatstheaters zusammen: Gleichzeitig agieren das Tanzensemble, vier Opernsänger sowie der Schauspieler Hannes Seebauer auf der Bühne, einem Raum mit beklemmend klaustrophobischer Atmosphäre (Bühnenbild: Stefan Morgenstern). Seebauer verkörpert in einer Sprechrolle Gérard, den Freund der Geschwister, der das Stück im Rückblick erzählt.

Philip Glass, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, hat für «Les Enfants Terribles» eine suggestive, zugleich monotone und spannungsreiche Musik für drei Klaviere (Pianisten: Graham Cox, Andreas Paetzold, Christian Reuter) geschrieben. Die Instrumente sind in das Bühnenbild integriert. Geprägt wird die auf Französisch gesungene «Tanzoper» unter der musikalischen Leitung von Michael Clark von den ganz in orangefarbene Gewänder gehüllten Sängern, der furios auftrumpfenden Mezzosopranistin Frances Pappas als Elisabeth und Timothy Sharp als passiv-leidendem Paul.

In weiteren Rollen sind Stefan Livland als Gérard und Linda Sommerhage als Agathe zu hören. Der Tanz dagegen gerät in dieser Inszenierung mehr zum «Beiwerk», schon allein optisch tritt das Ensemble zurück - als flüchtige graue Schatten huschen die acht Tänzerinnen und Tänzer über die Bühne, begleiten das Geschehen mit bedrohlichen Gesten. (Internet:

www.Staatstheater.Nuernberg.de

Schlagworte: