Galeria erhält weitere staatliche Hilfen - Einzelhandel in Innenstädten erleichtert

Einzelhandel

Der Bund greift tief in die Tasche, um Galeria unter die Arme zu greifen. Der Handel ist erleichtert. Denn für viele Innenstädte sind die Konsumtempel noch immer ein wichtiger Besuchermagnet.

Essen/Berlin

26.01.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Auch Galeria Karstadt Kaufhof hat stark unter der Corona-Pandemie zu leiden. Eine Finanzspritze soll die Warenhauskette über die Runden bringen.

Auch Galeria Karstadt Kaufhof hat stark unter der Corona-Pandemie zu leiden. Eine Finanzspritze soll die Warenhauskette über die Runden bringen. © Annette Riedl/dpa

Neues Hilfspaket für Galeria Karstadt Kaufhof: Deutschlands letzte große Warenhauskette erhält zur Bewältigung der Corona-Krise weitere Staatshilfen in dreistelliger Millionenhöhe.

Nach dpa-Informationen soll der Handelsriese vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes stille Einlagen in Höhe von 250 Millionen Euro bekommen, davon 220 Millionen Euro als liquide Mittel. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

„Gerade für die Innenstädte sind zwei Jahre Pandemie eine besondere Belastung. Vor allem der stationäre Handel hat besonders mit den Einschränkungen zu kämpfen“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dem RND. „Daher haben wir entschieden, dass der Wirtschaftsstabilisierungsfonds Galeria Karstadt Kaufhof erneut unter die Arme greift.“

Bereits zweite Finanzhilfe für das Unternehmen

Der Handelsverband Deutschland (HDE) begrüßte die geplante Finanzspritze für die Warenhauskette. „Die Warenhäuser von Galeria sind definitiv für viele Innenstädte systemrelevante Betriebe, die viele Kunden auch in den benachbarten Einzelhandel ziehen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Es ist bereits das zweite Mal, dass der durch die Fusion der Traditionsunternehmen Karstadt und Kaufhof entstandene Handelsriese in der Pandemie auf staatliche Hilfen zurückgreifen muss. Schon Anfang 2021 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Warenhauskonzern mit einem Darlehen in Höhe von 460 Millionen Euro unter die Arme gegriffen.

Nach dieser Geldspritze hatte der Konzern eigentlich gehofft, das Schlimmste überstanden zu haben. Noch im Oktober stellte Konzernchef Miguel Müllenbach ein neues Zukunftskonzept vor, mit dem er die 131 Warenhäuser wieder generalüberholen wollte. Insgesamt wollte der Konzern 600 Millionen Euro für die Modernisierung ausgeben.

Konzern spricht von „Quasi-Lockdown“

Doch die steigenden Corona-Infektionszahlen und die Einführung der 2G-Regel im Modehandel, die nur noch Geimpften und Genesenen den Zutritt erlaubt, machten Galeria einen Strich durch die Rechnung. Für den Konzern sei dies einem „Quasi-Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft“ gleichgekommen, klagte Galeria-Finanzvorstand Guido Mager. Er erwartete damals einen Umsatzrückgang von 40 Prozent im Dezember. Galeria hatte deshalb um ein ergänzendes Darlehen gebeten. Der Manager warnte damals: „Wenn die Warenhäuser schließen, schlägt das voll auf die Innenstädte durch - besonders auf mittlere und kleine.“

HDE-Hauptgeschäftsführer Genth betonte, Galeria stehe mit seinen Problemen in der Pandemie nicht allein da. „Viele Handelsunternehmen sehen sich aufgrund der mit 2G zurückgehenden Kundenfrequenzen und Umsätze in großer wirtschaftlicher Not.“ Die Überbrückungshilfen der Bundesregierung hätten nach wie vor grobe Konstruktionsfehler, so dass sie oft nicht weiterhülfen. Genth plädierte deshalb dafür die „nutzlose 2G-Regelung beim Einkaufen“ wieder abzuschaffen. „Kein Handelsunternehmen ist gerne auf staatliche Hilfen angewiesen, die Händler wollen endlich wieder selbst wirtschaftlich arbeiten dürfen.“

Die Bundesregierung hatte den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), der jetzt Galeria unter die Arme greift, im März 2020 gegründet, um in der Corona-Krise große Unternehmen mit Garantien und Kapitalhilfen zu unterstützen und Arbeitsplätze zu erhalten. Davon profitieren neben Galeria unter anderem auch die Lufthansa und der Reisekonzern Tui.

dpa

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