Funky und schlau: Maurice & die Familie Summen
Als Betreiber des Berliner Labels Staatsakt ist Maurice Summen eine feste Größe in der deutschen Indiepop-Szene. Auf seiner neuen Platte eifert er nun mit Erfolg Vorbildern aus der schwarzen Musik nach.

Mit Soul und Hut: Maurice Summen. Foto: Gabriele Summen
Toller Albumtitel: „Bmerica“. So heißt die neue Platte des kultigen Indie-Musikers und Labelbetreibers Maurice Summen. Wie eine B-Version amerikanischer Soulmusik klingen die mit angemessen schlauen Texte versehenen Tracks aber keineswegs.
Sondern ausgesprochen funky und satt groovend - orientiert unter anderem an Göttern der schwarzen Musik wie George Clinton, Bootsy Collins, James Brown, Prince oder auch Sly & The Family Stone, jenem legendären Soul-Kollektiv um Sylvester Stewart alias Sly Stone. Angelehnt an dessen Bandnamen, nennt Summen sein Projekt nun Maurice & die Familie Summen. Der Chef der Berliner Plattenfirma Staatsakt, seit 2002 Frontmann von Die Türen und Der Mann, hat also ein weiteres Betätigungsfeld gefunden.
Mit einer Reihe befreundeter Topmusiker entwirft Summen einen authentisch-lässigen Sound, zu dem er seine zeitkritischen deutschen Texte singt und rappt. Mit „Zeichen des Widerstands“ ruft er zum politischen Engagement auf, in „Nichtantworten ist das neue Nein“ geht es um gesellschaftliche Umgangsformen in Social-Media-Zeiten, Titel wie „Kommerzialisierung“, „Klima“ und „Recht auf Unerreichbarkeit“ sind ein Stück weit selbsterklärend.
In einer ausführlichen Audio-Erzählung zu seiner musikalischen Genese, die in der tiefsten münsterländischen Provinz begann, verneigt sich der 43-Jährige unter anderem vor der Plattensammlung seiner Eltern. Denn die habe ihn mit Soul und Funk der Motown-Ära überhaupt erst vertraut gemacht.
Heute sagt Summen im „taz“-Interview über seine „Anmaßung“, den schwarzen Seventies-Sound in Deutschland anno 2017 nachzubauen: „Musikmachen lässt mir streng genommen nur eine Wahl. Entweder begehe ich kulturellen Diebstahl und schände Denkmäler, oder ich spiele ausschließlich in werkgetreuen Coverbands und verehre in ehrfurchtsvollem Schweigen die Klassiker. Da bin ich lieber Strauchdieb und Schänder.“ Guter Mann, dieser Maurice Summen.
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