Für Römer regnet´s rote Rosen
LWL-Römermuseum
Für den Besucher der Ausstellung „Triumph ohne Sieg“ in Haltern soll´s rote Rosen regen. An der Decke und auf den Wänden fallen die Blütenblätter scheinbar herab, auf dem Fußboden liegen sie bereits. Und blitzt da nicht ein Schmuckstück zwischen den groben Steinen? Man schaut genauer hin und muss schmunzeln: Ach nein, der Schmuck ist ebenso wie der ganze Fußboden nur ein gedrucktes Foto.

Motive antiker Triumphzüge zieren die Wände der Ausstellung im Römermuseum Haltern. Die Rosenblätter auf der Decke und auf beiden Seiten sind aufgedruckt, ebenso wie die Steine auf dem Boden.
Die Schau „Triumph ohne Sieg“ im LWL-Römermuseum Haltern ist sicher eine der ästhetisch gelungensten Ausstellungen des Jahres, wenn nicht sogar die schönste von allen. Staunend steht der Besucher gleich zu Beginn in einer Art Tunnel. Rechts und links hat der Triumphzug des Germanicus in Rom Aufstellung genommen. Nur zu gern machen wir uns zwischen den Abbildern antiker Menschen auf den Weg zur Erkenntnis.
„Die Besucher sind begeistert von der Ausstellung“, sagt Museumsleiter Rudolf Aßkamp. „Sie berührt einen emotional.“ Von Anfang an hatte das Team die Idee, die Schau als Triumphzug des römischen Feldherrn Germanicus aufzuziehen.
Doch wie sollte das funktionieren? Nach einer Ausschreibung kam Ausstellungsgestalterin Barbara Hähnel-Bökens aus Düsseldorf zum Zuge. Die Idee mit den Rosen sei kein Geniestreich gewesen, wehrt sie ab: „Das liegt nahe, wenn man sich mit der Literatur beschäftigt.“ Denn in Rom anno 17 n. Chr. hatte es wirklich Rosenblätter geregnet.
Exakte Planung
Schon schwieriger war es, den Tunnel zu realisieren. Der Berliner Fotograf Jochen Hähnel, Bruder der Gestalterin, entwarf die riesigen Stoffbahnen. Auf ihnen sind ganz zart neben den Rosenblättern der Triumphator, Streitwagen, Opferstiere und Tauben aufgedruckt. Der dünne Stoff wurde mit Klettbändern auf Leuchtkästen befestigt.
„Solche Wandcollagen sind unser Markenzeichen“, erklärt Hähnel-Bökens. „Aber sie sind eine unglaubliche Herausforderung.“ Das größte Problem: Schon lange im Vorfeld müssen Ausstellungsgestalter und Museumsteam gemeinsam so exakt planen, dass die aufgedruckten Motive perfekt mit den 250 edlen Exponaten harmonieren.
Gelungene Szenografie
In Haltern kann man sehen, wie Szenografie – der Fachbegriff für Ausstellungsgestaltung – die Botschaft dieser 1,3 Millionen Euro teuren Schau unterstützt. Nach dem Triumphzug gerät der Gast nämlich in einen viel dunkleren Bereich. Vor blauen Landschaftsfotos, auf denen der Nebel näher zu kriechen scheint, entfaltet sich der Schrecken des Krieges.
Hier stehen die Büste des Germanicus, der die Germanen nicht zu besiegen vermochte, und die Statue des Kaisers Claudio Nero Tiberius, der seinen Adoptivsohn und die römische Streitmacht im Jahr 17 aus den rechtsrheinischen Gebieten abzog – nicht etwa, weil ein Sieg errungen, sondern weil der Krieg zu teuer und zu verlustreich geworden war. So war der Triumph eigentlich keiner, sondern markierte das Ende der römischen Besatzung in unserer Region und das Ende des Römerlagers in Haltern, das damals noch Aliso hieß.
Ein letzter Bereich schließlich, vom Team Hähnel mit edlem hellgrauen Teppich ausgelegt, beschreibt die antike Hochkultur Italiens. Was wäre, wenn die Römer hiergeblieben wären? Ein goldenes Totenbett – im 3-D-Drucker neu entstanden – zeigt die verfeinerte Kunst dieser Epoche.
Teure Kunst-Versicherung
Als Ausstellungsgestalterin zu arbeiten, sei ein großes Privileg, sagt die 66-jährige Barbara Hähnel-Bökens, die schon drei Enkelkinder hat und sich schmunzelnd als „Schlachtschiff der Szenografie in Deutschland“ bezeichnet. Seit 40 Jahren macht sie drei Ausstellungen pro Jahr. „Der Besucher erwartet heute eine didaktische Gestaltung“, sagt sie.
Szenografen kämpfen heute damit, dass sie gegen immer effektvollere Filme und Werbung antreten müssen, aber die Etats der Museen nicht mitwachsen. „Heute stecken durchschnittlich 80 Prozent der Kosten einer Ausstellung im Transport der Exponate und in den Versicherungsgebühren“, seufzt Hähnel-Bökens.
Und sie fragt sich angesichts dieser Kosten und der fortschreitenden Technik, ob die „Aura des Originals“ wirklich noch so wichtig ist. Sie meint: „Der 3-D-Druck wird eines der Mittel der Zukunft sein.“