Papatastisch-Autor Thomas Raulf freut sich vielleicht am meisten über den Schulbeginn: Endlich muss er nicht mehr allein früh aufstehen.

Papatastisch-Autor Thomas Raulf freut sich vielleicht am meisten über den Schulbeginn: Endlich muss er nicht mehr allein früh aufstehen. © Hennes/Raulf/Montage Klose

Für Kinder ist alles unfair – und jetzt sind auch noch die Ferien vorbei

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Das Leben ist nicht fair. Niemand empfindet das mehr als Kinder. Ich hingegen finde: In dieser Woche ist die Welt endlich wieder ein bisschen gerechter geworden. Die Schule ist zurück.

Unna

, 12.08.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Voll unfair! Unsere Kinder können täglich mehrere Dinge aufzählen, die mega-ungerecht sind. Wenigstens sind jetzt die Ferien vorbei: Für mich haben sie gefühlt zehn Wochen gedauert – auch nicht fair.

Kein angeborener Sinn für Fairness

Vor ein paar Jahren hat der Philosoph Richard David Precht in Unna einen Vortrag gehalten, aus dem ich mir eine Sache gemerkt habe: Es gebe beim Menschen keinen angeborenen Sinn für Fairness, sondern nur einen angeborenen Sinn für Unfairness, die ihm selbst widerfährt. Das bestätigt unser Familienalltag. Meine Tochter lieh sich kürzlich von meinem jüngsten Sohn den Roller aus. Das sei eigentlich total unfair, schimpfte der Sohnemann: Seine Schwester habe ihm selbst nämlich vor Tagen noch verboten, ihr „Hoverboard“ zu fahren. Oder mein anderes Mädchen mit seinem Handy: Eine lächerliche Spiel-Daddel-Nutzungszeit von nur einer Stunde und 15 Minuten am Tag erlaubt der gemeine Vater ihr. Es ist so unfair: Die älteren Geschwister dürfen viel länger...

Unsere Kinder haben diese coolen Spiel-Sport-Fahrzeuge, und Handys haben die drei Großen auch. Ein Leben im Luxus eigentlich. Wir versuchen, alle einigermaßen gleich zu behandeln, damit es fair zugeht. Kinder: Könntet Ihr das vielleicht auch mal zur Kenntnis nehmen und wertschätzen?

Unfair: Nur einer muss wochenlang früh ‘raus

Dass der Papa nach unserer Urlaubsreise zu Beginn der Sommerferien direkt schon wieder arbeiten durfte, während alle anderen im Haus inklusive der als Lehrerin tätigen Mutter weiterhin Ferien hatten – das hat in den vergangenen Wochen niemand als unfair empfunden, außer ich. Als ich morgens aufstand, hörte ich aus einigen Zimmern noch gemütliches Schnarchen.

Aber dieses Lotterleben ist seit dieser Woche Mittwoch endlich vorbei. Herrlich: Die Tage sind endlich wieder strukturiert, und alle müssen morgens starten.

Die wunderbare Straffheit des Schulalltags hat natürlich auch ihre Schattenseiten. Wir müssen zu Hausaufgaben motivieren, Termine organisieren, noch fehlenden Schulkram besorgen. Die Kinder verlangen regelmäßig Mahlzeiten, die geplant und termingerecht hergestellt werden sollen. Es fängt schon damit an, dass früh morgens ausreichend Brot zur Verfügung stehen muss. Wasserflaschen wollen gefüllt werden, vorher muss man sie finden. Pausensnacks wollen verpackt werden, vorher muss man sie diskutieren: „Doch, ein Apfel gilt als gesund; nein, Waffeln oder Kekse leider nicht. Und jetzt mach schnell: Der Bus fährt...“

Drei Tage erst, und ich wünsche mir schon fast ein wenig Lotterleben zurück. Aber es sind ja bald schon wieder Herbstferien.

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„Papatastisch“ ist ein Neu-Wort aus der Internet-Community. Es passt ganz gut zur Kolumne von Redakteur Thomas Raulf: Familie ist einfach toll, und ein „Papa“ schreibt darüber. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, beim Schreiben fließt hier und da auch ‘mal satirische Würze ein. Lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch