Erinnern Sie sich? Fußball-WM 2010, und die Welt lernte die „Vuvuzela“ kennen. Auch ohne solche Tröten können Kinder ganz schön laut sein.

Erinnern Sie sich? Fußball-WM 2010, und die Welt lernte die „Vuvuzela“ kennen. Auch ohne solche Tröten können Kinder ganz schön laut sein. © picture alliance / dpa

Kinderlärm – was gibt es Schöneres?

rnKolumne Papatastisch

„Du bist zu laut. Leiser bitte...“ Wie oft höre ich mich diesen Satz sagen? Lebensfreude kann bei Kindern ebenso laut sein wie Ärger. Ob das schön ist, ist eine Frage der Perspektive.

Unna

, 17.06.2022, 12:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Neulich beim Bäcker in Unna: Schon von draußen hörte ich schrille Schreie. Mein erster Reflex: Ein Kind weint. Wehgetan? Müde? Keines von beidem war der Fall. Das Kind war noch ein Baby, und aus dem Maxicosi-Sitz heraus strahlte der niedliche Wurm seine Mama an. Diese erklärte bereits der Verkäuferin, die Kleine weine gar nicht, sie wolle sich unterhalten, nur eben etwas lauter.

Wenn die Lautstärke entgleist

Hat dieses Kind möglicherweise Kunden gestört? War es zu laut? Ich ertappte mich bei diesen Gedanken, obwohl die Situation ganz entspannt war. Wie doof von mir. Warum denken Erwachsene überhaupt über so etwas nach?

Vielleicht, weil sie als Eltern einfach sensibel sind dafür. Auch unsere Kinder sind ab und zu etwas lauter. Nein, das stimmt nicht ganz. Ab und zu sind sie krass laut. Wenn mein Jüngster in Rage ist, dann hat er den Lautstärkeregler überhaupt nicht im Griff, um seinen Standpunkt zu vertreten. „Junge, Ich stehe direkt vor dir, ich kann dich gut verstehen, auch wenn du nicht schreist...“ Was für Wut gilt, gilt auch für Freude: Wenn die Kinder im Garten spielen, geht mitunter ganz schön die Post ab. Lachen und Kreischen mischen sich mit dem Quietschen der Federn unseres Trampolins. Zum Glück haben wir keinen Pool...

Wenn das Bällebad nicht Papatastisch-Autor Thomas Raulf beherbergt, sondern Kinder, dann kann es auch ganz schön laut zugehen.

Wenn das Bällebad nicht Papatastisch-Autor Thomas Raulf beherbergt, sondern Kinder, dann kann es auch ganz schön laut zugehen. © Udo Hennes

Da denke ich schon manchmal an die anderen Menschen, die in unserer Gegend leben. So wie bei der Episode mit der Zelt-Übernachtung in den Sommerferien: Eine Nachbarin sah sich gezwungen, die Kinder mitten in der Nacht um etwas Ruhe zu bitten. Sie müsse morgens raus und arbeiten. Sie tat mir schon leid, als ich das mitbekam. Kinder: Rücksicht nehmen bitte, so geht es nicht! (Sorry, liebe Nachbarin.)

Lebendige Kinder, wie schön!

Dann zogen einmal neue Leute in ein anderes Nachbarhaus. Ein mittelaltes Pärchen ohne eigenen Nachwuchs. Solche Menschen haben sicher wenig Verständnis für Kinder und ihre Lautäußerungen, könnte man meinen. Weit gefehlt! Schon kurz nach dem Kennenlernen erkundigte sich die neue Nachbarin, ob das wohl unser Trampolin sei, dessen Nutzung sie ab und zu höre. „Könnte sein, vielleicht...“, bestätigte ich, kurz davor, mich für Krach zu entschuldigen. Doch die Gute kam mir zuvor: Es sei total klasse, so etwas zu hören. „Lebendige Kinder in der Nachbarschaft, wie schön!“

Die Wahrnehmungen sind eben sehr unterschiedlich, und Lärm fühlt sich hier anders an als dort. Wie immer im Leben gilt: Wer kritisiert wird, sollte sich immer auch in die Position des anderen hineinversetzen. Das ist natürlich nicht immer leicht zu vermitteln, besonders, wenn gerade bei Wut der Lautstärkeregler entgleist.

Brüllen oder Lachen – Kinder können laut sein, das ist so. Aber stellen Sie sich mal vor, sie wären es nicht. Das wäre doch auch furchtbar.

„Papatastisch“ ist ein Neu-Wort aus der Internet-Community. Es passt ganz gut zur Kolumne von Redakteur Thomas Raulf: Familie ist einfach toll, und ein „Papa“ schreibt darüber. Alle Schilderungen beruhen auf wahren Ereignissen, beim Schreiben fließt hier und da auch ‘mal satirische Würze ein. Lesen Sie gern ein Augenzwinkern mit. Alle bisher erschienen Folgen finden Sie auf unserer Internetseite: www.hellwegeranzeiger.de/schlagwort/papatastisch