Frau und Sohn tot in den Rhein geworfen – Vater wollte mit „Kind nichts zu tun haben“

Prozess

Eine Frau und ihr Sohn sollen getötet und anschließend in den Rhein geworfen worden sein. Angeklagt ist der Vater des Kindes, der die Pflichten der Vaterrolle nicht akzeptieren wollte.

Köln

von Jonas-Erik Schmidt

, 13.07.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es sind dunkle Novembertage, als am Rhein in Köln zwei schreckliche Funde gemacht werden. Zuerst treibt eine tote Frau im Wasser eines Hafens im Stadtteil Niehl - wenig später wird auch ihr Sohn gefunden. Ebenfalls tot, ebenfalls im Wasser. Schnell ist klar: Sie wurden umgebracht und in den Rhein geworfen. Aber warum?

Rund acht Monate später hat am Mittwoch vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Der Vorwurf lautet: Doppelmord. Die Staatsanwaltschaft meint die Frage nach dem Motiv nämlich gut beantworten zu können. Sie ist überzeugt, dass der 25-Jährige die Frau und ihren Sohn umbrachte, um zu verhindern, dass bekannt wird, dass er der Vater des damals Vierjährigen war. Auch habe er keinen Unterhalt zahlen wollen.

Die Chronologie laut Anklage: Anfang 2021 wird im Zuge eines Verfahrens beim Jugendamt klar, dass der Mann definitiv der Vater des Jungen ist. Wie genau das festgestellt wurde, blieb im Prozess zunächst unklar. Die Frau habe jedenfalls Kontakt zu dem Mann aufgenommen, ihn mit der Sachlage konfrontiert und Unterhalt eingefordert, so die Staatsanwaltschaft. Der Mann habe aber deutlich gemacht, „dass er mit dem Kind nichts zu tun haben“ wolle. Er habe von der Frau gefordert, die Vaterschaft nicht publik zu machen.

Mutmaßlicher Täter sollte Unterhalt zahlen

Im Falle eines Bekanntwerdens habe der 25-Jährige „soziale Konsequenzen“ gefürchtet, hieß es in der Anklage - unter anderem von seiner Freundin, einer anderen Frau, die er habe heiraten wollen. Als ihm klar geworden sei, dass die Mutter des Jungen nicht von ihren Forderungen abrücke, habe er entschieden, sie zu töten.

Der Doppelmord soll dann nicht weit von seiner Anschrift in Nähe des Rheins geschehen sein. Der Angeklagte habe sich dort mit der Frau und dem Kind verabredet und sie plötzlich attackiert. Beide seien erstochen worden. Anschließend habe er die Leichen in den Rhein geworfen, so der Vorwurf.

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Die tote Frau war Mitte November 2021 im Hafen im Kölner Stadtteil Niehl gefunden worden. Einen Tag später wurde auch das Kind entdeckt. Eine Polizistin schilderte im Prozess den Moment, in dem sie den toten Vierjährigen erblickte, den Spaziergänger aus dem Wasser gezogen hatten. „Ich habe sofort angefangen, zu reanimieren, obwohl die Leichenstarre schon eingesetzt hatte“, sagte sie. „Das möchte man in dem Moment nicht realisieren.“

Angeklagter schweigt bisher

Der Anwalt des Angeklagten erklärte, dass sich der Deutsche zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen äußern werde.

Der Vater der Toten trat als Nebenkläger auf. Er berichtete, dass seine Tochter studiert und ihr Leben gemeistert habe. Den Namen des Vaters seines Enkels habe sie nie genannt. Irgendwann sei zwischen ihnen aber mal die Frage aufgekommen, wie man im Hinblick auf den kleinen Jungen mit der Situation verfahren wolle. Als Opa habe er gefragt: Kann man ihm einen Teil seiner Familie vorenthalten? Um Geld sei es dabei nicht gegangen.

„Sie hat gesagt: Okay Papa, dann werde ich da etwas machen“, sagte der Nebenkläger. Hilfe habe sie dabei keine gewollt.

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dpa