Das Bild zeigt den Angeklagten (vorne rechts) neben seinem Verteidiger Olaf Krekeler.

Das Bild zeigt den Angeklagten (vorne rechts) neben seinem Verteidiger Olaf Krekeler. © Werner von Braunschweig

Messerstecher (36) weist Mordabsichten zurück: „Ich wollte den nur anpiksen“

rnProzess

Vor sechs Monaten wurde ein Mann (41) in einem Mietshaus niedergestochen. Die Anklage nennt Eifersucht als Motiv - doch der Messerstecher enthüllt eine ganz andere Tatversion.

Bochum

, 12.07.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach einer Messerattacke in einem Mehrfamilienhaus muss sich der mutmaßliche Täter (36) aus Herne jetzt vor dem Bochumer Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Eifersuchtstat aus. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.

Es war der 15. Januar gegen 15 Uhr, als der Angeklagte aus Herne und das spätere Opfer, ein gelernter Metzger (41), im Treppenhaus eines Wohnhauses in Recklinghausen aufeinandergetroffen waren. Laut Anklage war Eifersucht „mit hoher Wahrscheinlichkeit das tragende Motiv“. Fest steht: Der Recklinghäuser war seit einigen Monaten liiert mit der vormals langjährigen Partnerin des Angeklagten.

Nach einem ersten Streitgespräch an der Wohnungstürschwelle des Metzgers, soll der wütende und betrunkene (rund 1,5 Promille) Angeklagte ins Erdgeschoss des Wohnhauses zu einem Bekannten gelaufen sein und sich dort ein Küchenmesser (elf Zentimeter Klinge) gegriffen haben. Dann soll der 36-Jährige erneut nach oben gerannt sein, die Tür eingetreten und dem Recklinghäuser das Messer in die Brust gestoßen haben. Laut Staatsanwaltschaft wurde durch den Stichkanal der Herzbeutel nur knapp verfehlt, eine Not-OP rettete dem 41-Jährigen später das Leben. Nachbarn sollen den Messerstecher zurückgehalten haben.

Während der damals schwer verletzte Mann diesen Tatablauf als Zeuge weitestgehend bestätigte, schilderte der Angeklagte an der Seite seines Verteidigers Olaf Krekeler eine ganz andere Version. Der 36-Jährige belastete das spätere Opfer als Drogendealer, behauptete, dass der Recklinghäuser ihn seit Jahren mit Amphetaminen versorgt habe.

„Ich wöllte ihn nicht verletzen, auch nicht töten“

„Er war mein Ticker“, sagte der Angeklagte. Am fraglichen Tag habe ihm der Mann wegen eines noch unbezahlten Deals erst gar keine weitere Drogen verkaufen wollen, ihn dann mit einer Mini-Menge abspeisen wollen. „Dann ging es richtig zur Sache“, so der Angeklagte. Beide hätten sich geprügelt und auf dem Boden gerangelt. Schlussendlich habe er zwar mit einem Küchenmesser zugestochen, aber nur, weil er sich von einer Ausholbewegung bedroht gefühlt habe.

„Ich wöllte ihn nicht verletzen, auch nicht töten. Ich wollte den nur anpiksen“, beteuerte der Angeklagte. Mit Eifersucht habe das alles gar nichts zu tun gehabt.

Fakt ist: Eine Woche vor der Bluttat waren von der Polizei 60 Gramm Amphetamine und fast 100 Gramm Marihuana bei dem späteren Opfer an der Herner Straße beschlagnahmt worden. Dass er der Dealer des Angeklagten gewesen sei, bezeichnete der 41-Jährige dennoch als „Lüge“. Es seien allein eigene Vorräte gewesen.

Der vielfach vorbestrafte Angeklagte sitzt seit Januar in U-Haft. Im Falle einer Verurteilung droht eine mehrjährige Haftstrafe. Für den Prozess sind noch Verhandlungstage bis zum 7. September anberaumt.

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