Christoph Harney, Architekt, sitzt in einem Neubauprojekt eines Mehrfamilienhauses der Genossenschaft „Kassel im Wandel“. Die Genossenschaft aus Kassel setzt auf ökologischen Baustoff. Den Strohballenbau gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Doch lange Zeit war er wenig populär. Dabei sind Strohballen als Dämmstoff günstig, nachhaltig und energetisch hochwertig.

Christoph Harney, Architekt, sitzt in einem Neubauprojekt eines Mehrfamilienhauses der Genossenschaft „Kassel im Wandel“. Die Genossenschaft aus Kassel setzt auf ökologischen Baustoff. Den Strohballenbau gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Doch lange Zeit war er wenig populär. Dabei sind Strohballen als Dämmstoff günstig, nachhaltig und energetisch hochwertig. © dpa

Frag doch Onkel Max: Sind Häuser aus Stroh klimafreundlich?

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Onkel Max beantwortet hier die Alltagsfragen der Leserinnen und Leser, seiner Nichten und Neffen, wie er sie liebevoll nennt. Diesmal geht es um die Frage, ob Strohhäuser unser Klima stärker schonen als Häuser, die auf herkömmliche Weise errichtet wurden.

von Onkel Max

14.10.2022, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

NICHTE MARLENA J. fragt: Lieber Onkel Max, ein Artikel aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat mich aufhorchen lassen. Dort werden nachhaltige und klimaneutrale Strohhäuser beschrieben. Das ist ja alles schön und gut, aber wie hält denn ein Dübel in einer Pressstrohwand? Gern würde ich mir gern ein solches Haus einmal anschauen.

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Tatsächlich ist Stroh ein sehr klimafreundlicher Baustoff und wird nicht so selten eingesetzt, wie man zunächst denken mag.

Bei der herkömmlichen Massivbauweise (Ziegelbrand, Klinkerbrand von Zement) werden große Mengen CO2 freigesetzt, und zwar sowohl durch die hohen Brenntemperaturen, als auch bei Zement durch den Einsatz des Rohstoffes Kalkstein. So verursacht die Produktion von einer Tonne Zement immerhin zwischen 500 und 900 Kilogramm an klimaschädlichem CO2.

„Diese Emissionen entfallen bei einem Strohballenhaus, sofern zum Beispiel keine Unterkellerung vorgesehen ist, für die Beton verwendet werden muss. Wird Stroh als regionales Nebenprodukt der Landwirtschaft als Baustoff eingesetzt, ist eine klimaneutrale Bauweise möglich“, sagt Dipl.-Ing. Hermann Keßler vom Umweltbundesamt.

Dabei gilt es jedoch, folgendes zu beachten: Das eingesetzte Stroh ersetzt bei Strohbauweisen auch die Dämmung zum Beispiel aus Styropor, dessen Herstellung ebenfalls mit CO2-Emissionen verbunden ist (rund 3,5 kg CO2/kg Styropor). Im Gegensatz zu diesem ist Stroh auch am Ende der Nutzungsdauer eines Gebäudes noch verwertbar.

Genaugenommen handelt es sich bei Strohballenhäusern um Holzbauten nach der Holzständerbauweise, in deren Gefache Stroh gepresst wird. Ein Flammschutzmittel ist dabei nicht notwendig. Für die Außenseite wird auf das Gefache häufig eine zementgebundene Gipsfaserplatte als Flammschutz, eine Holzfaserplatte und anschließend die Fassade zum Beispiel aus Holz aufgebracht. Im Innenbaubereich werden überwiegend mehrere Putze an Lehm aufgebracht, häufig auch Holzplatten.

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„Ich empfehle die Besichtigung des neuen Anbaus im Benediktinerkloster Wunibald in Plankstetten (Diözese Eichstädt), dem größten Holzballengebäude Süddeutschlands. Hier wurde mit Hilfe dieser Technik ein dreistöckiges Gebäude mit 30 Gästezimmern, Geschäftszimmern für die Verwaltung und einem Kindergarten errichtet“, so Keßler. „Ebenfalls interessant, aber weiter entfernt, ist das Ökodorf Sieben Linden in der Gemeinde Beetzendorf in Sachsen-Anhalt.“

Generell kannst du, liebe Marlena, eine Liste von Strohballenhäusern in Deutschland über den Fachverband Strohballenbau beziehen. Nach Auskunft des Fachverbandes sind derzeit rund 250 Häuser in Deutschland in dieser Bauweise errichtet.

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