Flughafen Düsseldorf will Angebot erweitern

Fragen und Antworten

Der Flughafen Düsseldorf ist bei Fluggesellschaften gefragt. Deshalb soll das Angebot an Start- und Landezeiten erweitert werden. Doch nicht alle sind von den neuen Plänen begeistert. Noch bis zum 8. Juli können Bewohner der betroffenen Gemeinden Einspruch gegen die Pläne erheben. Es wird mit bis zu 30.000 Einwendungen gerechnet.

DÜSSELDORF

, 04.07.2016, 16:15 Uhr / Lesedauer: 3 min
Der Düsseldorfer Flughafen kann derzeit nicht alle Anfragen von Fluggesellschaften positiv beantworten.

Der Düsseldorfer Flughafen kann derzeit nicht alle Anfragen von Fluggesellschaften positiv beantworten.

Was will der Flughafen konkret? Düsseldorf will seine Kapazität erweitern. Die Nachfrage der Fluggesellschaften nach „Slots“, also Start- und Landegenehmigungen, ist in den verkehrsstarken Zeiten – etwa morgens und am Abend – seit Langem schon stärker als das Angebot. Dem will man Rechnung tragen, indem die beiden vorhandenen Start- und Landebahnen flexibler genutzt werden können. Die Nordbahn durfte bislang nur sehr eingeschränkt angesteuert werden. Ändert sich das, wären statt bislang 47 genau 60 Starts und Landungen pro Stunde möglich, 38.000 pro Jahr mehr als bislang. 210.000 Flugbewegungen zählte Düsseldorf 2015, rund 256.000 wären jetzt schon möglich, mit neuer Genehmigungslage dann 318.000. Dass die mögliche Zahl an Genehmigungen nicht ausgeschöpft wird, liegt schlicht daran, dass darin auch unattraktive Zeiten enthalten sind, die die Airlines gar nicht nutzen wollen.

Wie sieht die Politik das? NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hat sich klar positioniert. Sein Ministerium muss die Erweiterung genehmigen, und Groschek hat bereits vor Monaten zu verstehen gegeben, dass er die Kapazitätserweiterung für dringend notwendig hält. Das hat ihm viel Kritik auch aus den eigenen Reihen eingebracht. Seitdem hält sich der Minister mit öffentlichen Äußerungen zurück. Der grüne Koalitionspartner hat vor Wochen den Beschluss gefasst, die Erweiterung abzulehnen. Sehr zur Verärgerung von Groschek. Das Thema scheint geeignet für einen heftigen Koalitionskrach.

Wie ist der Stand der Dinge? Der Flughafen hat den entsprechenden Antrag im Februar 2015 gestellt und ihn Ende Februar dieses Jahres nachgebessert. Zwischen dem 25. Mai und dem 24. Juni dieses Jahres wurden die Pläne in den besonders von Fluglärm betroffenen Gemeinden ausgelegt. Dies sind zwölf, nämlich Düsseldorf, Duisburg, Essen, Meerbusch, Kaarst, Heiligenhaus, Krefeld, Mülheim, Neuss, Ratingen, Tönisvorst und Willich. Am 8. Juli endet die Einspruchsfrist gegen die Pläne. Spätestens im ersten Quartal 2017 beginnt ein Erörterungsverfahren, in dem Antragsteller und Betroffene gehört werden. Für das dritte Quartal 2017 wird dann der Abschlussbericht erwartet, den die für die Aufsicht zuständige Bezirksregierung der Landeshauptstadt erstellt. Es folgt eine mindestens zweijährige Prüfung durch das Ministerium. Man rechnet dort mit bis zu 30.000 Einwendungen.

Ab wann kann dann öfter gestartet und gelandet werden? Der Flughafen geht im Idealfall von einer Genehmigung spätestens 2018 aus und würde sie dann zum Winterflugplan gern umsetzen. Gearbeitet wird derzeit mit Zahlen, die einen dauerhaften Anstieg des Bedarfs an zusätzlichen Genehmigungen bis mindestens ins Jahr 2030 prognostizieren.

Was sagt die Fluglärmkommission? Sie ist das Gremium, in dem Flughafenvertreter, Airlines und die vom Lärm besonders betroffenen Kommunen einen Interessenausgleich suchen. Das Gremium hat lediglich beratende Funktion. Die Kommunen sind mehrheitlich gegen den Ausbau und fordern die Einhaltung des „Angerlandvergleichs“, in dem unter anderem festgeschrieben wird, dass die Nordbahn des Flughafens nur nachrangig benutzt werden darf. Die Kommunen argumentieren vor allem damit, dass die letzte Kapazitätserweiterung 2005 auch damit begründet wurde, dass Verspätungen nachlassen würden. „Das Gegenteil ist eingetreten“, so der Kommissionsvorsitzende Thomas Goßen, Bürgermeister von Tönisvorst.

Wer kann Einsprüche geltend machen? Jeder, dessen Belange durch ein Vorhaben berührt werden, kann Einwendungen gegen den Plan erheben. Belange können beispielsweise die Gesundheit, Berufsausübung, Rechte als Eigentümer, Mieter oder Pächter sein. Formulare gibt es im Internet.

Was passiert bei Verspätungen? Eigentlich geht die Betriebszeit des Flughafens von 6 bis 22 Uhr. Aber es gibt eine Reihe von Ausnahmen. So genannte „Homebase Carrier“, also Fluggesellschaften, die in Düsseldorf einen Wartungsschwerpunkt haben – und das sind einige – dürfen bis Mitternacht landen und nutzen dies gerade in den Sommermonaten auch weidlich aus. Außerdem gibt es zahlreiche Ausnahmegenehmigungen, die im Grunde bereits jetzt schon bei Verspätungen Landungen bis 23 Uhr oder sogar 23.30 Uhr gestatten.

Sind von zusätzlichem Fluglärm in den Morgen- und Abendstunden nur die zwölf Anliegergemeinden betroffen? Keineswegs, auch wenn nur sie in der Kommission sitzen. Auch weiter entfernt liegende Städte, wie beispielsweise Dortmund, sind in zunehmendem Maße von Überflügen in bestimmten Stadtteilen betroffen. Diese sind oft gut zu hören, gerade abends, wenn es eng wird am Himmel. Zwar argumentiert der Flughafen, durch die flexiblere Nutzung der beiden Bahnen würden Verspätungen reduziert. Wie am Beispiel der letzten Erweiterung deutlich wird, ist das aber nicht garantiert. Gerade wegen Extremwetterlagen, von denen es immer mehr gibt, können geplante Starts und Landungen oft nicht eingehalten werden. Das bringt den Flugplan durcheinander und vielen umliegenden Städten zusätzliche Überflüge am Abend.

Welche Bedeutung hat der Flughafen für die Region? Eine große. Rund 25 Prozent der 22 Millionen Fluggäste im Jahr 2015 kamen aus dem Ruhrgebiet und dem engen Umland. Etwa 40 Prozent der Arbeitsplätze, so der Airport, gingen an Arbeitnehmer aus dieser Region. Eine Kapazitätserweiterung würde zusätzliche Arbeitsplätze und neue attraktive Flugziele schaffen.

Den vollständigen Antrag zur Kapazitätserweiterung am Flughafen Düsseldorf finden Sie .

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