Florian Ebner plant Pavillon mit Politik

Studium in Bochum

Die Biennale von Venedig ist die berühmteste Weltausstellung der Kunst im Zwei-Jahres-Rhythmus. Den Deutschen Pavillon zu gestalten, gilt als Ehre und Karriere-Kick zugleich. Florian Ebner (44) vom Essener Folkwang Museum ist der neue Kurator - und er will den Pavillon 2015 zu einem Ort der Politik und Poesie machen.

ESSEN

, 24.10.2014, 20:20 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Kurator und seine Künstler: Florian Ebner (l.) schmiedete mit dem Fotografen Tobias Zielony und der Videokünstlerin Hito Steyerl gestern Pläne für Venedig.

Der Kurator und seine Künstler: Florian Ebner (l.) schmiedete mit dem Fotografen Tobias Zielony und der Videokünstlerin Hito Steyerl gestern Pläne für Venedig.

Schon im Frühjahr war Ebner, der seit zwei Jahren die Fotografische Sammlung des Folkwang-Museums leitet und in Bochum Kunstgeschichte studiert hat, zum Kurator des Deutschen Pavillons ernannt worden. Gestern gab er in Essen bekannt, welche Künstler er dort ab Mai 2015 ausstellen möchte. Die für diese Aufgabe verblüffend junge Crew besteht aus: Videokünstlerin Hito Steyerl (geboren 1966), dem Fotografen Tobias Zielony (geboren 1973), Konzeptkünstler Olaf Nicolai (geboren 1962) und dem Künstlerpaar Jasmina Metwaly und Philip Rizk (beide geboren 1982), das in Kairo lebt.

Respekt, keine Ehrfurcht

Berühmte Fotografen wie die Eheleute Becher oder Thomas Ruff haben in dem Gebäude mit der Aufschrift "Germania" schon ausgestellt. Diesen Vorgängern gegenüber zeigte sich Ebner respektvoll, aber keineswegs ehrfürchtig. "Die Aufgabe der Fotografie stellt sich heute neu", sagte er. In einer Zeit der "Allgegenwart der Bilder" suche man Motive, "die sich aus dem großen Strom ausklinken". "Widerständige Bilder in Zeiten digitaler Überbelichtung" nennt der Kunsthistoriker sie. Zu finden sind solche Werke mit Sicherheit bei Tobias Zielony, der auch schon im Dortmunder Kunstverein ausgestellt hat. Seine Serien zeigen kalte Großstadtszenen, Strichjungen, Bootsflüchtlinge. "Es wird um Fragen der Migration gehen", sagte der gebürtige Wuppertaler über seine Pläne für Venedig. Hito Steyerl wusste noch nicht genau, was sie in sechs Monaten präsentiert - das Licht zu thematisieren, wird ihre Aufgabe sein. Olaf Nicolai, in der DDR aufgewachsen, dürfte wohl mit seinen Installationen den (1938 in Nazi-Architektur errichteten) Pavillon verwandeln, er will das Dach einbeziehen. Das Duo aus Ägypten plane eine Art experimentelles Kammerspiel, so Ebner.Formen der Teilhabe an politischen Prozessen

Neue Formen der Teilhabe an politischen Prozessen sind dem Fotokunst-Experten sehr wichtig. Mit einer Schau zu diesem Thema namens "Kairo - Offene Stadt" hatte er 2013 den Preis als Ausstellung des Jahres gewonnen.

Welche Rolle die Politik auch im Pavillon spielen wird, stellte sich schon gestern während der Pressekonferenz als die Gretchenfrage heraus. "Krisen zu zeigen, ist eine künstlerisch ungenügende Strategie", betonte Hito Steyerl. "Es soll ein Pavillon werden, der politisch, aber vielleicht auch poetisch ist", so Ebner. Er setze nicht auf Aktivismus. "Aber wir verschließen die Augen auch nicht vor der Welt."

Die 56. Kunstbiennale ist vom 9.5. bis 22. 11.2015 in Venedig zu sehen. Die Organisation auf deutscher Seite übernimmt das Institut für Auslandsbeziehungen im Auftrag des Auswärtigen Amtes.

Schlagworte: