"Fliegen lernen" ist lustig und traurig zugleich

Festival Halbstark

Es sind diese seltenen Theaterstücke, die einen zum Lachen und zum Weinen bringen, und die man nie in seinem Leben vergisst. Bei denen passiert es, dass man im Theater sitzt und gar nicht mehr weiß, dass man im Theater sitzt. „Fliegen lernen“ ist solch ein Stück.

MÜNSTER

, 24.10.2014, 22:20 Uhr / Lesedauer: 2 min
Das sorgt für Lacher: Marta (Janna Lena Koch) hat Kater Mo (Sandro Sutalo) im Arm.

Das sorgt für Lacher: Marta (Janna Lena Koch) hat Kater Mo (Sandro Sutalo) im Arm.

Die nächsten Termine: 30. Oktober, 2./3./9./10./11. November.
Karten unter Telefon (0251) 5909-100.
Alle Termine des Halbstark-Festivals unter:
 

Das Stück, eine Produktion des Jungen Theaters Münster, offenbart sehr schön, dass im Grunde niemand so richtig mit dem Tod und dem, was er auslöst, umgehen kann. Weder der Vater (Helge Tramsen), der unbeholfen mit seinen Händen über einen Stuhl streicht, als sitze seine Frau noch dort, als könne er sie mit dieser Geste noch fassen. Auch nicht Martas Lehrerin (Maike Wehmeier), die dem Kind Zeit und Ruhe geben will. Doch Marta weiß gar nicht, was sie damit soll. Martas Freund Jojo geht einigermaßen normal mit ihr um. Die beiden albern, reden, äffen köstlich den Streit seiner Eltern nach, den Jojo heimlich mit dem Handy aufgenommen hat. Doch beim Thema Tod werden auch sie sprachlos. Und erst recht wird es komisch, wenn Marta Jojo küssen will. So ein Gefühlskuddelmuddel im Innern – wie soll das alles raus?

Janna Lena Koch und Manuel Herwig meistern die Darstellung dieser kindlichen Innenräume mit all ihren Ängsten, Fragen, all den neuen Gefühlen zwischen Kindheit und Pubertät ungemein überzeugend. Das nicht immer einfache Unterfangen, als Erwachsener ein Kind zu spielen, läuft bei den beiden völlig unproblematisch. Das Bühnenbild von Janina Mendroch gibt mit einem riesigen, schrägen Tisch bestes Futter für die Fantasie der Zuschauer. Und Regisseur Thomas Hollaender findet dazu zurückhaltende, poetische Bilder, ergänzt um einen gefühlvollen Song von Markus Reyhani. Das reicht völlig. Der präzise, kluge Text von Anne Rabe trägt spielend und braucht keine großen Effekte. Hollaender verlässt sich auf die kleinen Dinge, auch bei der Komik, und bewahrt die besondere Struktur des Stückes, das nicht immer klar zwischen Fiktion und Realität unterscheidet. Die Stunde vergeht im Fluge. Nicht zuletzt, nein, natürlich vor allem durch Kater Mo. Sandro Šutalo ist ein herrlich verschrobenes Vieh. Er ist zum Piepen komisch. Aber er macht einen auch traurig. Genauso ist das oft, mit dem Leben.  

Die nächsten Termine: 30. Oktober, 2./3./9./10./11. November.
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