Sie geben sich Mühe, das ist doch die Hauptsache: Die kleinen Finger sind verklebt vom Prittstift und bunt beschmiert – eifrig basteln die Kinder ihre Wunschzettel für Weihnachten. Sie kleben als praktische Hilfe für das Christkind Ausschnitte aus Spielzeugkatalogen aus und pflastern damit farbige Papierbögen zu. Alles wird bunt bemalt. Und wie süß werden die Wünsche notiert: das liebe „Criskind“ soll doch bitte eine „Taucherbrile“ bringen oder einen „Tornistear“...
Der Wunschzettel wird digital
Das war einmal. Die Kinder haben ihre Vorfreude digitalisiert, in der Schule kommen Hefte und Stifte schließlich auch aus der Mode. Die ersten Präsentationen flimmerten dieser Tage über den heimischen Computerbildschirm.
Unsere älteste Tochter machte den Anfang: Der Brief ans Christkind wird bei ihr zu einer digitalen Show mit Effekten. Ein Vorhang öffnet sich und der himmlische User kann per Mausklick oder Tastendruck Seite für Seite Wunsch für Wunsch präsentiert bekommen.
Süße Schreibweise war früher, der Computer hat ja Rechtschreibkorrektur. Bildchen und Buntmalen, auch das war früher: Screenshot, copy and paste, fertig. Die Hilfe fürs Christkind sind jetzt Links zu Internetshops, die zu den Texten und Bildern eingeblendet werden. Anders als Papierbögen lassen sich Powerpoint-Dateien auch unendlich erweitern – wie praktisch! Und zum Schluss kommt eine Prioritätenliste: „Ich hoffe ich bekomme die ersten fünf Sachen ;-)“.
Ein schöner Brauch
So weit so gut. Jetzt sehe ich nur ein ganz praktisches Problem kommen: Wie erreichen die Wünsche die zuständige Stelle? Wir hatten bisher einen Adventsbrauch: Fertige Wunschzettel kamen in einen Umschlag, der ans Christkind adressiert wurde.
Eines Abends in der Vorweihnachtszeit gab es dann immer einen kleinen, feierlichen Akt: Die Kinder legten das „An das Christkind“ adressierte Kuvert auf die Terrasse, zusammen mit ein paar Weihnachtsplätzchen und einem Glas Milch zur Stärkung für das gestresste Engelswesen. Und – o Wunder – am nächsten Morgen war alles weg bis auf ein paar Kekskrümel als Beweis. Es war ein toller Moment für die kleinen Kinder (und, seien wir mal ehrlich: auch für die großen, die so gern noch klein wären).

Es muss eine Christmas-Cloud geben
Und nun? Sollen wir den Laptop auf die Terrasse stellen? Das fände ich etwas riskant. Sollen wir eine Speicherkarte rauslegen in der Hoffnung, dass sich kein Gartentier daran verschluckt? Kann man Weihnachtswünsche in eine Christmas-Cloud oder sowas hochladen? Ich schätze, wir müssen dem Christkind eine E-Mail schicken. Und statt Krümeln als Beweis sehen die Kinder vielleicht tags darauf eine digitale Empfangsbestätigung auf dem Rechner. Das wird ja ein toller Moment – geht so.
Wie soll denn nun vorfestliche Stimmung aufkommen? Die Kinder fragen sich das offenbar auch. Was habe ich jetzt gesehen auf einem Schreibtisch im Kinderzimmer: eine Wunschliste auf einem großen Bogen Tonpapier, handgeschrieben und schön bunt. „Macht Ihr das jetzt doch noch?“, frage ich verwundert meine Große. Bei der Antwort wurde mir dann doch weihnachtlich-warm ums Herz. „Wir müssen das doch fürs Christkind rauslegen auf die Terrasse, Papa!“
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