Experten: Tornados folgten auf Extrem-Regen
Unwetter nehmen zu
Während in Münster noch immer die Schäden des schweren Unwetters abgearbeitet werden, fegte am Sonntagabend ein Tornado durch eine Ahauser Bauernschaft und richtete massive Schäden an. Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz wütetet ein Unwetter. Experten bestätigen: Die extremen Wetterlagen nehmen zu.

Die Feuerwehr schätzt den Schaden nach dem Unwetter auf 100.000 Euro.
Auch im hessischen Bad Schwalbach wurden am Sonntagabend - vermutlich durch einen Tornado - Tausende Bäume entwurzelt, Straßen blockiert, Dächer abgedeckt und Autos beschädigt. Die Hinweise auf einen Tornado hätten sich im Lauf des Tages verdichtet, sagte DWD-Tornado-Beauftragter Andreas Friedrich. Damit wurde die Wahrscheinlichkeit geringer, dass starke Fallwinde für die Zerstörungen verantwortlich waren. In beiden Fällen kommt es zu Windgeschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde. Mehrere Augenzeugen berichteten Friedrich zufolge von hoch durch die Luft gewirbelten Trümmern, Ästen und anderen Gegenständen. Das Ganze habe nur maximal eine bis zwei Minuten gedauert. „Das ist charakteristisch für einen Tornado.“
So selten wie man glaubt, sind Tornados nach Angaben des Meteorologen Jörg Kachelmann in Deutschland nicht. "Es gibt jedes Jahr ein paar. Die werden nicht immer gesehen, es hat auch nicht immer jemand sein Handy zum Filmen dabei. Aber die Wetterlage war am Sonntag eindeutig: Es bestand die Möglichkeit von Tornados", sagte Kachelmann diesem Online-Dienst.
Angesichts von zahlreichen Unwettern in den vergangenen Monaten kritisierte Kachelmann, dass die Deutschen mit dem Begriff "Taupunkt" nichts mehr anfangen könnten. "Der Taupunkt ist ein Maß für die Schwüle. Er sagt uns – vereinfacht gesagt – wie gesättigt die Luft mit Wasser ist. Je höher der Wert, desto mehr Feuchtigkeit und Energie für schwere Unwetter", sagte Kachelmann.
Große Sturmtiefs seien meistens zwölf bis 24 Stunden vorher für eine sinnvolle Warnung einzugrenzen, sagte Kachelmann. "Schwere Gewitterlinien wie zu Pfingsten sind sechs bis zwölf Stunden vorher erkennbar." Die Vorwarnzeit bei örtlichen Gewittern oder dem Unwetter, das Münster überflutet habe, "ist deutlich unter einer Stunde – typischerweise 15 bis 30 Minuten vorher erst absehbar", sagte Kachelmann weiter.