Ex-Agent Mauss legt kuriose Ausgaben-Liste vor
Prozess vor Landgericht
Jetzt wird es ernst: Im Steuerstraf-Prozess gegen Ex-Geheimagent Werner Mauss hat die Staatsanwaltschaft vor einer Woche sechs Jahre und drei Monate Haft beantragt. Am Montag waren eigentlich die Verteidiger am Zug. Doch ihre Plädoyers wurden überraschend verschoben. Wegen einer kuriosen Liste.

Das Archivbild zeigt den Ex-Geheimagent neben seinem Verteidiger (r.).
Das Thema der seitenlangen Aufstellung, die Mauss den Richtern am Montagmorgen übergeben hat: die Kosten seiner Geheimmissionen. Und die wären teilweise gewaltig gewesen. Schließlich sei es nicht einfach, Geiseln zu befreien oder Friedensprozesse in Gang zu setzen. Dafür müssten schon weit im Vorfeld Mitarbeiter angeworben und bezahlt werden.
Die Mittel habe er ausschließlich einem Geheimfonds entnommen, der schon in den 1980er Jahren eingerichtet worden sei. Kolumbien, Malaysia, Nicaragua, Thailand oder China: Überall will Mauss Netzwerke aufgebaut und Informanten bezahlt haben. Und das habe zwischen 2002 und 2011 Millionen verschlungen.
Netzwerke aufgebaut und Informanten bezahlt
Außerdem habe er geholfen, wo er nur konnte. Er habe lebensgefährlich verletzte Guerrilla-Kämpfer ausfliegen und in Deutschland behandeln lassen oder sündhaft teure Internatsaufenthalte in der Schweiz finanziert – für die Kinder von Informanten.
Einmal sei sogar ein Hotel-Besprechungsraum mit Palmen und Sand umgestaltet worden, um ein Treffen im thailändischen Urwald nachzustellen. Die Szene soll später sogar im thailändischen Fernsehen zu sehen gewesen sein. Ein anderes Mal habe aus Geheimhaltungsgründen die komplette 1. Klasse eines Fluges nach China gebucht werden müssen.
Das Problem ist jedoch: Für die Ausgaben gibt es natürlich keine Quittungen. Das Geld hat Mauss nach eigenen Angaben immer bar abgehoben. Manchmal über 100.000 Euro auf einen Schlag. Aus Sicherheitsgründen, natürlich. Weil keine Spuren hinterlassen werden sollen.
Verteidiger sollen am Donnerstag plädieren
Ob die Aufstellung Mauss am Ende helfen wird, bleibt abzuwarten. Die Verteidiger sollen nun am kommenden Donnerstag plädieren. Als weiterer Verhandlungstag wurde Montag, der 25. September bestimmt. Möglicherweise wird dann auch schon das Urteil verkündet. Ansonsten wollen die Richter auf den 2. Oktober ausweichen.
Mauss wird vorgeworfen, zwischen 2002 und 2011 unter einem Decknahmen große Vermögenswerte im Ausland versteckt und dadurch Steuern in Höhe von fast 14 Millionen Euro hinterzogen haben. Mauss bestreitet das. Er behauptet, dass ihm das meist in Stiftungen angelegte Vermögen nicht zugerechnet werden kann, da es sich um Treuhandgeld handele – zur Finanzierung seiner Auslandseinsätze.
Dafür gibt es laut Staatsanwaltschaft jedoch keine Anhaltspunkte. Die Bochumer Ankläger gehen vielmehr davon aus, dass Mauss die Millionen absichtlich versteckt hat, um seinen luxuriösen Lebensstil (Rennpferde, Ferraris, Reisen) aufrecht zu erhalten. Oberstaatsanwältin Marie-Luise Eckermann-Meier: „Er hat sich erheblich bereichert und versucht, jedewede Spur zu verschleiern, die zu seiner Person führen könnte.“
Auch im Prozess habe Mauss seine Erklärungen immer wieder an den aktuellen Ermittlungsstand angepasst. Und sobald er in die Ecke gedrängt worden sei, habe er sich auf Geheimhaltungspflichten berufen.