EU will Frauen zu gleichem Lohn verhelfen
Die EU-Kommission will berufstätigen Frauen in Europa zum gleichen Lohn wie Männer verhelfen. Notfalls sollen Unternehmen mit Strafgeldern dazu gezwungen werden. Das kündigte EU-Justizkommissarin Viviane Reding am Freitag in Brüssel an.

Die Einkommenskluft zwischen den Geschlechtern in Deutschland ist deutlich tiefer als im EU-Durchschnitt mit 18 Prozent.
Im Schnitt verdienten Frauen fast ein Fünftel (18 Prozent) weniger als ihre männlichen Kollegen. Dieser Unterschied sei in den vergangenen 15 Jahren kaum geschrumpft, sondern in einigen Ländern noch gewachsen. Die Kommission will gemeinsam mit den 27 EU-Ländern Druck auf die Arbeitgeber ausüben.
«Gleichberechtigung ist kein Luxus, sondern stärkt die Wirtschaftskraft», sagte die Kommissarin. Wenn gut ausgebildete Frauen nur in Teilzeit oder in schlecht bezahlten Jobs arbeiteten, ginge Produktivität verloren. Laut Studien könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allein in Deutschland um 30 Prozent steigen, wenn die Lohnunterschiede beseitigt wären.
Deutschland gehört EU-weit zu den Ländern mit dem größten Unterschied bei der Bezahlung von Frauen und Männer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden verdienten Frauen 2008 in Deutschland noch immer fast ein Viertel (23,8 Prozent) brutto weniger als Männer. Als Grund dafür gilt der hohe Anteil von Teilzeitarbeit unter Frauen.
In den 27 Ländern der Europäischen Union mussten die Frauen nur in Estland (30,3 Prozent, Zahl von 2007), Tschechien (26,2 Prozent), Österreich (25,5 Prozent) und den Niederlanden (2007: 23,6 Prozent) noch größere Verdienstabstriche hinnehmen als in Deutschland. Die geringste Lohnkluft hat Italien mit 4,9 Prozent.
Die Gründe dafür sind vielfältig. «Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Jobs, sind seltener im wissenschaftlich-technischen Bereich aktiv und erleben nach der Elternzeit oft einen Karriereknick», sagte Reding. Zu selten stiegen Frauen ins Management auf.
Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März hat die EU- Kommission eine Frauencharta verabschiedet. Darin verpflichtet sich die Kommission unter Präsident José Manuel Barroso, sich dafür einzusetzen, dass Frauen bessere Löhne, wirtschaftliche Unabhängigkeit und mehr Gewicht in politischen Gremien bekommen. Zugleich will die Behörde die Gewalt gegen Frauen bekämpfen. «Nur durch wirkliche Gleichstellung können wir mehr Wachstum in Europa erreichen», sagte Barroso. Gleichberechtigung sei daher Teil der Wirtschafts- und Wachstumsstrategie «Europa 2020».
Die Zahlen der Statistik beziehen sich auf die Verdienste aller Frauen und Männer unabhängig von Beruf und Position. Sie spiegeln damit vor allem wider, dass Frauen häufiger schlechter bezahlte Jobs annehmen. Aussagen zum Unterschied in den Verdiensten von weiblichen und männlichen Beschäftigten bei gleichem Beruf und vergleichbarer Tätigkeit sind damit nicht möglich. Nach früheren Angaben der Statistiker lag das durchschnittliche Bruttogehalt von Frauen 2008 bei 14,51 Euro pro Stunde, bei Männern bei 18,90 Euro.
Pressemitteilung: http://dpaq.de/Hz7Qt