Ennepetaler Skirennfahrer: Es scheppert noch nicht

Andreas Sander im Olympia-Interview

Es geht steil bergauf mit den Jungs, die schnell bergab fahren können. Die deutschen Skirennfahrer gehören nach Jahren voller Rutschpartien wieder zur (erweiterten) Weltspitze. Einer von ihnen ist Andreas Sander (28) aus Ennepetal, der Stammgast in den Top Ten in Abfahrt und Super G geworden ist.

DORTMUND

, 05.02.2018, 13:12 Uhr / Lesedauer: 3 min
Andreas Sander, hier ein Bild von der Abfahrt in St. Moritz, hat den Sprung in die Weltspitze geschafft.

Andreas Sander, hier ein Bild von der Abfahrt in St. Moritz, hat den Sprung in die Weltspitze geschafft. © dpa

Ist im Koffer noch Platz, für den Rückflug?

Da passt schon noch was hinein, ja. Wieso?



Die Medaillen sind ja auch nicht so groß …

Ich bin nicht hier und sage, es ist einfach nur schön, bei Olympia dabei zu sein. Vor vier Jahren hätte das noch gestimmt, aber da habe ich die Norm verpasst. Jetzt ist es schon das Ziel, eine gute Leistung zu zeigen und bei den vorderen Platzierungen mitzumischen. Ich gehe aber nicht mit dem Ziel ins Rennen, eine Medaille zu holen.



Warum nicht? Sie waren in diesem Winter sieben Mal in den Top Ten in Super G und Abfahrt, bei der WM vor einem Jahr Siebter und Achter.

Das sind gute Resultate. Aber ich habe mir sogar noch mehr erhofft und habe es noch nie geschafft, ein perfektes Rennen von oben bis unten durchzubringen. Da muss alles passen.

Yesterday at #seoul airport. #germany @linusstrasser @teamdeutschland

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Bei den Rennen in Kitzbühel und Garmisch hat fast alles gepasst, sie lagen bis kurz vor dem Ziel auf Kurs Podestplatz. Ihr Trainer Mathias Berthold hat gesagt: „Wenn er es runterbringt, dann scheppert’s.“ Hat er Recht?

Theoretisch schon (lacht). Auf der anderen Seite gibt es auch einen Grund, dass es bislang noch nicht gescheppert hat mit einem Platz auf dem Podium. Mag sein, dass es an der Kraft, an der Konzentration liegt. Es ist nicht einfach, nach zwei Minuten Abfahrt und mit großer Sauerstoffschuld keine Fehler zu machen. Technisch, skifahrerisch bin ich sehr zufrieden mit mir. Die Entwicklung stimmt, das gibt Sicherheit.



Schlägt das Sportlerherz nicht höher beim Gedanken an Olympische Spiele?

Ich bin momentan, und da bin ich selber überrascht, noch recht locker. Es ist Olympia, ja, aber ich versuche, das ganze Drumherum auszublenden. Es ist etwas Besonderes. Aber mir persönlich tut es gut, mich damit nicht zu sehr zu beschäftigen.



Es gibt viele Höhepunkte im Skizirkus, aber Olympiajahre haben ihren eigenen Rhythmus, oder?

Doch, schon. Ich habe aber seit Beginn der Saison nur von Weltcup zu Weltcup geschaut und Olympia hinten angestellt. Gut war, dass ich die Qualifikation früh eingetütet habe. Und jetzt endlich gilt die volle Konzentration den Olympischen Spielen.



Was tun Sie in den Tagen vor den Rennen?

Ich versuche, den Jetlag zu überwinden, meinen Rhythmus zu finden, mich an den Schnee zu gewöhnen. Es gibt noch ein paar Skitage vor den offiziellen Trainings.



Wie schätzen Sie die Strecke in Pyeongchang ein?

Sie ist zum Glück nicht ganz so lang wie die Januar-Klassiker in Europa. Ein paar Sprünge sind drin, aber nicht so steile Rampen wie in Kitzbühel oder Garmisch. Sie ist kurvenreich, aber nicht nur etwas für Gleiter. Es hängt auch davon ab, wie eisig sie präpariert ist. Es werden viele Fahrer um Medaillen kämpfen, in der Abfahrt noch mehr als im Super G.



Woran können Sie noch feilen?

Es geht für uns noch an die Details, an die Abstimmung auf diesen trockenen Schnee.



Erklären Sie das bitte jemandem, der wie Sie weit nördlich des Weißwurst-Äquators aufgewachsen ist.

Der Schnee hier ist trocken und aggressiv, ähnlich wie in Nordamerika. Das heißt, er reagiert sehr schnell. Man benötigt weniger Kraft, weniger Aufkantwinkel, um denselben Radius zu fahren. Das sollte mir eigentlich liegen. Dazu muss man das Setup etwas entschärfen, die Skischuhe anpassen, um nicht zu viel Reibung zu haben und keine Geschwindigkeit in den Kurven zu verlieren.

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Was liegt Ihnen mehr, Abfahrt oder Super G?

Das ist schwer zu sagen. Ich gehe eins nach dem anderen an.



Die Abfahrt steht am Morgen nach der Eröffnungsfeier an. Traurig?

Wir können da nicht teilnehmen, das wäre zu anstrengend und außerdem eine Drei-Stunden-Fahrt. Das kostet zu viel Kraft und Zeit. Schade! Aber ich bin hier, um sportlich erfolgreich zu sein, nicht als Tourist.



Welche Gefühle hinterlassen die politischen Spannungen um Nord- und Südkorea?

Da habe ich ein gutes Gefühl. Vor einem Jahr sah das noch anders aus. Jetzt scheint alles so weit beruhigt zu sein.



Werden auch im Skiclub in Ennepetal die Daumen gedrückt?

Ich weiß noch gar nicht, was die planen. Die Abfahrt ist morgens um drei Uhr deutscher Zeit. Naja, vielleicht kann man da an einem Samstag so lange feiern.

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