Ein Mord und ein Lebensrückblick im Orchester

Konzerthaus Dortmund

Am Ende seines Lebens, in der 15. Sinfonie, hat Schostakowitsch dem Publikum noch einmal viele Rätsel aufgegeben. Das 1972 uraufgeführte Werk steckt voller Zitate.

DORTMUND

, 16.03.2016, 14:28 Uhr / Lesedauer: 1 min
Caroline Goulding leistete viel Rhythmus-Arbeit an der Stradivari.

Caroline Goulding leistete viel Rhythmus-Arbeit an der Stradivari.

Die Dortmunder Philharmoniker machten sie am Dienstag und Mittwoch im siebten Philharmonischen Konzert im Konzerthaus Dortmund alle hörbar: die Motive aus Rossinis "Wilhelm Tell", die aus früheren Werken von Schostakowitsch, aus Wagners "Walküre" und Tristan und Isolde".

Schostakowitsch-Experte

Am Pult stand mit dem russisch-italienischen Dirigenten Oleg Caetani ein Schostakowitsch-Experte. Und der hatte die Partitur der Sinfonie klug durchleuchtet, schichtete Klänge wie Register einer Orgel und ließ besonders den langsamen Satz (mit Trauermarschanklängen) atmosphärisch dicht musizieren. Trotzdem bleibt dieser Rückblick von Schostakowitsch auf sein Leben ein wenig Schwarzbrot für die Ohren, Musik für Kenner, die zwar klangfarblich apart ist, aber das Publikum nicht mit einem Strudel von Melodien und Pathos fesselt.

Das Gegenstück war zu Beginn Dvoraks Konzertouvertüre "Othello", ein Eifersuchtsdrama in 15 Minuten, das die Philharmoniker mit viel Leidenschaft spielten.

Viel Rhythmus-Arbeit

Präzise musiziert waren alle drei Werke dieses mit "Vollendung" überschriebenen Konzerts. Bei Schostakowitsch bezieht sich der Titel auf den Lebensrückblick, bei Dvorak auf den Mord und im zweiten Violinkonzert von Prokofjew auf den vollendeten Lebensabschnitt des russischen Komponisten 1935 vor seiner Rückkehr nach Russland. Solistin war die 23-jährige Amerikanerin Caroline Goulding.

Viel Rhythmus-Arbeit an der Stradivari musste sie leisten und konnte im Andante aber auch elegische Melodienseligkeit aufblühen lassen. Für eine so junge Geigerin war das eine ausgereifte Leistung, zumal das Werk leicht zerfasert, wenn man es nicht unter einen so guten Spannungsbogen zwingt.JG