Dvorák-Sinfonie war wie aus einer anderen Welt
Philharmonie Essen
Wo trifft prächtiger, wahrhaft "königlicher" Sound auf französische Raffinesse? Wer am Freitag in der Philharmonie Essen war, kennt die Antwort: beim Londoner Royal Philharmonic Orchestra unter seinem Chefdirigenten Charles Dutoit.

Renaud Capucon
Die Konzertouvertüre "Römischer Karneval" von Berlioz lieferte dafür ein Paradebeispiel. Der 80-jährige Maestro gestaltete die Folge aus zarter Liebes- und effektvoller Karnevalsszene wie eine ineinander geblendete Filmsequenz, die vom Reichtum an Tonschattierungen in einem weiten dynamischen Spektrum geprägt war und bei den Übergängen die Reaktionsschnelligkeit der Musiker unter Beweis stellte.
Solist Renaud Capucon
Letztere war auch gefragt in Mendelssohns Violinkonzert mit Renaud Capucon als Solisten. Der französische Geiger faszinierte mit brillanter Technik und feinem lyrischem Ton, der sich wie auf einem endlosen Bogen entfaltete. Aber er spielte gleichsam für sich und in eigenem Tempo.
Gleich sein Einstieg wirkte gehetzt, extrem verzögert dann das zweite Thema. Im letzten Satz klapperte es deutlich beim Zusammenspiel mit dem Orchester, obwohl sich Dutoit alle Mühe gab, sich auf den Solisten einzustellen. Wohl nicht von ungefähr hatte der selbst auch als Geiger und Bratscher ausgebildete Dirigent ausgerechnet und nur beim Mendelssohn Noten vor sich. Ausnehmend schön gelang der von allen empfindsam und weich gezeichnete langsame Satz des Konzerts.
Fein und magisch
Höhepunkt nach der Pause war die Sinfonie "Aus der Neuen Welt" von Dvorák: eine Referenzaufführung, packend von der ersten bis zur letzten Minute, dabei bis ins Detail durchgeformt, mit zarten und starken Farben. Und das Largo mit dem Englischhornsolo war wie aus einer anderen Welt - fein und magisch: Da schien die Zeit still zu stehen.