Doppelmoral? Holzwickeder SC reagiert auf Kritik an seiner Transferpolitik

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Doppelmoral? Holzwickeder SC reagiert auf Kritik an seiner Transferpolitik

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Die jüngste Transfer-Offensive des Holzwickeder SC ruft die Kritiker auf den Plan: Der HSC habe Spieler angesprochen, die bei anderen Klubs im Wort standen. HSC-Sportchef Harbott sieht das anders.

Holzwickede

, 26.04.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Holzwickeder SC hat seine Personalplanung in den vergangenen Wochen erheblich vorangetrieben - und erntet dafür nicht nur Lob. Nach den Transfers von Henri Böcker (kommt vom SuS Kaiserau) und Maurice Majewski (SC Neheim) wurden kritische Stimmen laut, der HSC spreche bewusst Spieler an, die bereits bei anderen Vereinen zugesagt hätten.

Kritik hinter vorgehaltener Hand

Von „Doppelmoral“ war hinter vorgehaltener Hand - keiner der Kritiker wollte sich gegenüber dieser Redaktion öffentlich äußern - die Rede. Denn zugleich, so der Vorwurf, echauffiere sich der Holzwickeder SC darüber, dass Spieler den HSC verlassen, die dem Emscherklub eigentlich ihre Zusage für die kommende Saison gegeben haben. So wie etwa in den Fällen von René Richter und David Kampa.

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Nach der jüngsten Transfer-Offensive des Holzwickeder SC sieht sich nun wiederum der Fußball-Oberligist selbst dem Vorwurf ausgesetzt, Spieler anderer Klubs abgeworben zu haben. Und das ist nicht das erste Mal. Bereits bei der Verpflichtung von Tim Breuer Anfang April war aus der örtlichen Presse zu vernehmen, Breuer habe der Hammer SpVg längst seine Zusage für die kommende Spielzeit gegeben.

„Können nicht Wasser predigen und Wein saufen“

HSC-Sportchef Tim Harbott erklärte damals, dass es laut Breuers Spielerberater keine Zusage in Hamm gegeben habe - und dass der HSC bei seiner Anfrage an Breuer auch nichts von einer angeblichen Zusage gewusst habe. Den Vorwurf einer gelebten Doppelmoral wollte Harbott nicht auf sich sitzen lassen: „Wir können ja nicht Wasser predigen und Wein saufen“, beteuerte er seinerzeit gegenüber dieser Redaktion.

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Im Zuge der Verpflichtungen von Henri Böcker und Maurice Majewski hat die Kritik am HSC nun neuen Aufwind erhalten. Denn dem Vernehmen nach hatte Landesligist SuS Kaiserau fest mit Stammspieler Böcker für die kommende Saison geplant. Die Wechseloption habe sich für Böcker „kurzfristig ergeben“, ließen die Schwarz-Gelben auf ihrer Facebook-Seite verlauten. Den Sprung in die Oberliga wollte der SuS seinem Spieler am Ende aber auf keinen Fall verwehren.

Marc Woller nahm Kontakt zu SuS Kaiserau auf

HSC-Sportchef Tim Harbott betont, dass man bei Henri Böcker den offiziellen Weg gegangen sei - und zwar über den künftigen HSC-Trainer Marc Woller, der von 2017 bis 2019 beim SuS an der Seitenlinie stand. „Marc hat den Kontakt zum SuS Kaiserau aufgenommen und der Verein hat zugestimmt, dass wir mit Henri sprechen“, erklärt Harbott. Woller und der SuS hätten noch immer ein „fantastisches Verhältnis. Wir würden es unter keinen Umständen wollen, dass es da zum Bruch kommt“, so Harbott weiter.

Tim Harbott, Sportlicher Leiter des Holzwickeder SC, rechtfertigt seine Transferpolitik.

Tim Harbott, Sportlicher Leiter des Holzwickeder SC, rechtfertigt seine Transferpolitik. © HSC

Etwas inoffizieller erfolgte hingegen die erste Kontaktaufnahme im Fall von Maurice Majewski. Tim Harbott habe ihn kontaktiert, „wir haben unverbindlich geredet“, erklärte Majewski jüngst im Interview mit dieser Redaktion. Direkt im Anschluss habe er seinen derzeitigen Verein, den Westfalenligisten SC Neheim, angerufen und darum gebeten, offiziell mit dem HSC sprechen zu dürfen, so Majewski weiter. So schildert es auch Tim Harbott auf Nachfrage: „Maurice hat den Kontakt zu Neheim gesucht und sich grünes Licht geholt.“

HSC wusste von Majewskis Zusage in Neheim

Die Krux an der Sache: Majewski hatte dem Westfalenligisten bereits vor Monaten eigentlich seine Zusage für die kommende Saison gegeben, wie er ebenfalls im Interview offen zugibt. Und auch in Holzwickede war dieser Fakt bekannt. Schließlich ist HSC-Pressesprecher Lars Rohwer gleichzeitig Majewskis Spielerberater und verkündete dessen Vertragsverlängerung vor 13 Wochen auf der Instagram-Seite seiner Beratungsagentur.

Vor diesem Hintergrund wäre es zweifelsohne die elegantere Lösung gewesen, hätte der HSC direkt den Kontakt zum SC Neheim gesucht und sich das Okay geholt, mit Majewski sprechen zu dürfen. Jetzt kann man dem Emscherklub natürlich zugutehalten, dass Majewski eng mit dem Verein verbandelt ist, noch immer viele Kontakte pflegt, in Holzwickede wohnt und eine Rückkehr so oder so nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Die Kritiker dürfte das aber kaum besänftigen.

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