Diese Kinder- und Jugendbücher lohnen sich
Literatur-Tipps
Von wegen unsere Kinder lesen nicht. Laut einer neuen Studie greifen 38 Prozent der 12- bis 19-Jährigen mehrmals pro Woche zum Buch. Und das ganz freiwillig. Hier sind vier Tipps - nicht nur für Jugendliche - für die sich der Griff zum Buch lohnt.

Warum muss der Weihnachtsmann immer rot sein? Und ist die Sonne gelb oder orange? In dem Bilderbuch "Der Streik der Farben" klagen die Stifte auf sehr unterhaltsame Weise ihr Leid.
Märchenfiguren drücken die Schulbank
Dass man seine Zeit mit Soman Chainanis Büchern verbringen möchte, liegt alleine schon an der grandiosen Idee, die er für seine Trilogie hatte: Die Hexe im Märchen ist nicht von ungefähr so niederträchtig und der Prinz nicht von allein so strahlend. Auf der Schule der Guten und der Schule der Bösen bekommen Jugendliche alles mit, was man für eine spätere Karriere als Märchenfigur braucht.
Um ein bisschen frischen Wind in die Märchenwelt zu bringen, werden jedes Jahr zwei Leser entführt. Ein Jugendlicher, der mit einem schäbigen Charakter aufwarten kann, darf seine Fähigkeiten in der Schule der Bösen verfeinern. Wer mit Herzensgüte ausgestattet ist, empfiehlt sich für die Schule der Guten.
Die Leserin Sophie fühlt: Sie ist zu Höherem geboren. Immer gestylt, immer schön - das prädestiniert sie zur Prinzessin. Ihre Freundin Agatha trägt vorzugsweise schwarz, und hat einen Klumpfuß. Die beiden werden tatsächlich in die Märchenwelt entführt. Allerdings anders als erwartet: Sophie findet sich in der Schule des Bösen wider und Agatha in der der Guten.
Mittlerweile sind Band eins und zwei erschienen. Im Februar wird es hoffentlich ein Happy End in Band drei geben. Wie auch die Trilogie ausgehen mag, sie hat alles, was ein gutes Märchen braucht: viel Spannung, eine phantastische Handlung, eine Liebesgeschichte. Was will man mehr?
Gemeinsam statt einsam
Die Außenseiter-Rolle gehört zu den unbeliebten. So stellt sich keiner seine Jugend vor. Auch Max nicht. Um so willkommener ist die mysteriöse Einladung des Chaos-Clubs. Jener Club, der seit 40 Jahren die Asheville-Highschool um viele glorreiche Aktionen bereichert hat. Alle extrem cool und legendär.
Die Aussicht, dazu zu gehören, lässt Max nachts zum Schulgelände schleichen. Dort trifft er auf Ellie, Tim, Dave und Kate. Willkommen im Reich der Außenseiter. Doch statt mit dieser Aktion in die Ruhmeshalle der Coolen aufgenommen zu werden, ist das Loser-Grüppchen vom Chaos-Club reingelegt worden. Manchmal reicht es schon, nicht mehr allein zu sein, um sich stark zu fühlen. Und so wachsen die Fünf zusammen und sinnen auf Rache.
Das Cover mit der Kuh zu "Wir sind nicht zu fassen" lässt schon erahnen, die Geschichte ist schräg und lässig. Kurt Dinan schafft es, mit vielen Einfällen und noch mehr Humor den meisten Jugendlichen aus dem Herzen zu sprechen bei dem Wunsch nach Freundschaft, Anerkennung, Rückgrat und Selbstvertrauen.
Wo ist der rettende Schatz?
Nicholas kennt die Quadratwurzel von 2209. Aus dem Stand. Und er misst sein Leben in Primzahlen. Es klingt schon durch: Nicholas ist hyperintelligent. Eine Tatsache, die ihn nicht unbedingt beliebt macht. Aber das sind nicht seine einzigen Sorgen.
Seine Eltern müssen aus Geldnöten das Haus verkaufen. Ein bitterer Verlust. Denn damit würde er seinen Bruder verlieren. Ein zweites Mal. Denn der Bruder ist vor Jahren gestorben. Um ihm nahe zu sein, nutzt Nicholas den Baum im Garten.
Plötzlich taucht mit dem demenzkranken Opa Rose ein Hoffnungsschimmer auf: Er faselt etwas von Erbstücken. Der Schatz muss nur noch gefunden werden. Vielleicht in dem verlassenen Geisterhaus?
"Diebe, Lügner und Helden wie wir" ist eine Geschichte, die noch viel mehr ist als nur spannend. Sie hat feine Zwischentöne und schickt dem Leser viele Denkanstöße. Nur die winzigen Anmerkungen wie forte und piano, die den Verben beistehen, machen das Lesen etwas anstrengend.
Farben sind auch sensibel
Hat sich einer jemals um die Befindlichkeiten der Farben gekümmert? Nein? Ein Fehler. Wie unterhaltsam das sein kann, beweist Drew Daywalt in "Der Streik der Farben". Statt seiner geliebten Stifte findet Duncan nur ein Päckchen Briefe.
Jede Farbe hat ihm eine Botschaft geschrieben. "Ich bin's, dein roter Farbstift. Wir müssen reden! Ich muss viel härter als die anderen Farbstifte arbeiten", mault der rote Stift. Klar, Feuerwehr, Äpfel, Erdbeeren - alles rot.
Und jetzt in der Weihnachtszeit muss er besonders oft ran. Lila beschwert sich, dass Duncan immer mit dieser prächtigen Farbe über den Rand malt und Schwarz, dass es nie in den Regenbogen darf.
Mit dem "Der Streik der Farben" kann man noch viel mehr lernen, als die Nuancen auf der Farbskala. Nämlich wie feiner Humor funktioniert und wie bunt doch die Welt ist.