Die Suche nach dem richtigen Trainer hat begonnen
Fußball: Bundesliga
Das Trainerkarussell in der Bundesliga könnte in den kommenden Wochen ordentlich in Schwung kommen. Wir zeigen, wer die Favoriten sind und welche Charaktere die Klubs brauchen. Im Fokus dabei: Borussia Dortmund, Bayern München, Werder Bremen und der 1. FC Köln, die - zumindest perspektivisch - einen Coach suchen.

Hannes Wolf ist ein möglicher Kandidat auf den Trainerposten beim BVB. © dpa
Borussia Dortmund und die drei Fragezeichen
Borussia Dortmunds Bosse müssen drei Fragen beantworten. Und das fast zeitgleich. Erstens: Wie lange geht es noch weiter mit Peter Bosz? Zweitens: Welcher Trainer kann diese Saison retten und den BVB am Ende sicher in die Champions League führen? Und drittens: Wer könnte der neue Jürgen Klopp werden, der Coach, der langfristig und erfolgreich mit der Mannschaft arbeitet?
Kein überzeugender Interimstrainer verfügbar
Die erste Frage wird sich in den nächsten Tagen klären. Gehen die Borussen am Samstag in Leverkusen unter, kann es mit Bosz nicht mehr weitergehen. Das Problem, das den Niederländer im Amt hält: Es ist kein überzeugender Interimstrainer verfügbar. Ottmar Hitzfeld hat bereits abgewunken, auch Matthias Sammer lässt sich nicht zu einem Comeback erweichen. Eine charmante, weil schwarzgelbe Lösung wäre das Ungarn-Duo Bernd Storck/Andreas Möller. Auch Kandidaten wie Bruno Labbadia oder Armin Veh könnten vorübergehend aushelfen.
Am liebsten würden die Klubchefs schon jetzt mit dem zukünftigen Cheftrainer in die Planung einsteigen. Die Wunschkandidaten heißen Hannes Wolf (VfB Stuttgart) und Julian Nagelsmann (TSG 1899 Hoffenheim). Beide sind jung und innovativ, deutsch-sprachig und erfolgshungrig, beide kennen die Bundesliga. Ihnen trauen die Bosse zu, mit dem BVB in eine neue Ära zu starten. Gegen Ablöse wären beide im Sommer zuhaben. Bis dahin bleiben Fragezeichen.
Die Bayern fahnden nach einem Neuaufbauer
Jupp Heynckes’ Freundschaftsdienst für die Bayern endet im Sommer 2018. Ohne Wenn und Aber geht’s zurück in die Rente. Was der Meister dann braucht? Einen führungsstarken Trainer, der den Kader verjüngt, ihn für die Zeit nach Robben und Ribery rüstet. Der mit Stars und Talenten gleichermaßen gut zurecht kommt.
Ruf könnte Klopps Gehör finden
Eben einen wie Jürgen Klopp. Sollte der 50-Jährige in dieser Saison mit dem FC Liverpool in der englischen Liga erneut nicht die hohen Erwartungen erfüllen, könnte womöglich ein Ruf aus München Gehör finden. Klopp steht zwar nicht für den bayerischen Ballbesitzfußball, sondern eher fürs überfallartige Kontern. Aber die Bayern-Bosse würden sich in dem früheren Dortmunder Meistercoach Erfahrung, einen klaren Plan und extreme Power an Bord holen. Bleibt Klopp lieber seiner Liverpooler Mission treu - und will Bundestrainer Joachim Löw auch nach der WM seine DFB-Oase nicht gegen einen täglichen Vollgas-Job in München tauschen, könnte Thomas Tuchel plötzlich wieder in den Blickpunkt rücken.
Der in Dortmund im Sommer entlassene gewiefte Taktiker steht für sportlichen Erfolg - er holte mit dem BVB den DFB-Pokal und führte ihn in die Champions League. Seine schwierige menschliche Art lässt es allerdings unwahrscheinlich klingen, dass Tuchel längerfristig mit den Alphatieren Hoeneß und Rummenigge entspannt zusammenarbeiten könnte. Also pokern am Ende die Bayern womöglich mit dem BVB um Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann? Nicht ausgeschlossen
Kohfeldt scheint Werders logische Lösung zu sein
Der ominöse Stallgeruch, der schon Alexander Nouri und Viktor Skripnik ins Amt brachte, hievte auch Florian Kohfeldt auf den Cheftrainerposten bei Werder Bremen. Sollte es mit Kohfeldt aber nicht klappen, könnte der Weg vorbei sein. Ein möglicher Kandidat dann: Thorsten Fink, der derzeit erfolgreich Austria Wien trainiert und dort aber noch vertraglich gebunden ist. Anders sieht das bei André Schubert aus. Er ist sofort verfügbar und machte durch sein fulminantes Trainerdebüt in der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach mit sechs Siegen aus den ersten sechs Spielen auf sich aufmerksam. Nur ein Sieg aus elf Spielen ließ Schubert jedoch ebenso fulminant scheitern, wie er startete.
Ruhiges Umfeld in Bremen
Eine weitere interessante Personalie ist Markus Weinzierl. Der 42-Jährige musste beim FC Schalke 04 nach nur einer Saison wieder gehen. Doch das Umfeld bei den Hanseaten ist ein anderes als im Ruhrgebiet. Während bei den Königsblauen stete Unruhe herrscht, zeichnet sich die Atmosphäre bei den Grün-Weißen durch Ruhe aus - ähnliche Voraussetzungen, wie sie Weinzierl bei seiner Trainerstation in Augsburg vorfand. Schalke würde dem noch unter Vertrag stehenden Trainer sicher keine Steine in den Weg legen.
Kohfeldt scheint dennoch die logische Lösung bei Werder: Die Bremer würden die typische hanseatische Gelassenheit beweisen, die den Verein schon seit Langem auszeichnet
Der 1. FC Köln braucht einen „Retter“
Die Tage von Peter Stöger als Trainer des 1. FC Köln neigen sich nach zwei Punkten in 13 Spielen dem Ende entgegen. Derzeit erscheint der Abstieg in die 2. Bundesliga wahrscheinlich. Oder kann sich der FC doch noch retten? Mit seiner Erfahrung wäre der vereinslose Armin Veh ein Kandidat für die Stöger-Nachfolge. 2007 führte er den VfB Stuttgart zur Meisterschaft und qualifizierte sich 2013 mit Eintracht Frankfurt für die Europa League.
Labbadia denkbare Lösung
Ebenfalls eine denkbare Lösung wäre Bruno Labbadia. Der 51-Jährige spielte in der Saison 1994/95 für den 1. FC Köln und würde somit an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren. Er rettete bereits 2011 den VfB Stuttgart und 2015 den Hamburger SV mit einem Sieg in der Relegation. Ein Szenario, das in Köln gar nicht so abwegig wäre. Die gleiche Reputation hat Lucien Favre als ehemaliger Coach des Rivalen Borussia Mönchengladbach. Er übernahm die Fohlen im Jahr 2011 mit einem Rückstand von sieben Punkten auf den Relegationsplatz.
Sollte es doch in die 2. Bundesliga gehen, könnte Markus Weinzierl mit dem Team an der Rückkehr in die erste Spielklasse arbeiten. Dem FC Augsburg impfte er eine neue spielerische Klasse ein und qualifizierte sich mit dem Klub 2015 für die Europa League. Dort spielte der 1. FC Köln ja bereits in dieser Saison – und dort soll es so schnell wie möglich auch wieder hingehen