Die Pizza als Popkultur
Weltkulturerbe
Das NRW-Forum in Düsseldorf huldigt dem belegten Teigfladen als jüngstem Weltkulturerbe mit skurrilen Arbeiten von zwei Dutzend Künstlern. Neben internationalen Künstlern war auch ein Dortmunder dabei.

Monströs und täuschend echt: Tom Friedmans „Untitled Pizza“ aus bemaltem Styropor zeigt den Teigfladen als monumentales Kultobjekt. Foto Babic © Frau Babic Fotografie
Die Pizza als Kultobjekt – das musste auch die Kunst auf den Plan rufen. Zwei Dutzend Künstler setzen sich in der Ausstellung „Pizza is God“ im Düsseldorfer NRW-Forum mit dem belegten italienischen Teigfladen auseinander. Augenzwinkernd, huldigend im Geist der Popkultur und auch mal monströs.
Diese Schau kommt passend, nachdem die Unesco die Pizza Ende letzten Jahres auf ihre Liste des immateriellen Weltkulturerbes gesetzt hat. Der Ausstellungstitel ist einem Schwarzweiß-Bild des New Yorker Underground-Künstlers Spencer Sweeney nachempfunden. Sein aufgequollener „Pizza God“ verquickt Comic und Mythologie. Wie eine Monstranz hält der lässig Hockende den Fladen in die Höhe.
Kevin futtert allein eine Pizza
An eine ehemals sakrale Form, das Altar-Triptychon, knüpft der australische Videokünstler Simon M. Benedict an. Einem Film des Dänen Jörgen Leth entlehnte er eine Szene, die Andy Warhol als Großmeister der Pop Art beim Verzehr eines Hamburgers zeigt.
Der Schauspieler Macaulay Culkin, bekannt als ehemaliger Kinderstar aus „Kevin allein zu Haus“, futtert in einer Huldigung an Warhol eine Pizza. Ob der Künstler Benedict damit typische Produkte der Konsumkultur hinterfragt, sei dahingestellt.

Recycelte und bemalte Sonnenschirmstreifen im Pizza-Format: Claude Viallats Arbeit „1990/112“ ist der älteste Beitrag der Ausstellung „Pizza is God“. Foto: Aurelien Mole
Ironische Verfremdung als subtile Kritik findet sich in den wenigsten Beiträgen. Manches ist flach ausgewalzt wie der 1889 in Neapel als Arme-Leute-Kost erfundene Teigfladen.
Von einem Dortmunder stammt eine der köstlichsten Arbeiten. Martin Kippenberger, bis zu seinem frühen Tod mit 44 stets zu hintergründigen Späßen und Aktionen im Geist von Dada und Fluxus aufgelegter Schalk, gibt in seiner „Schlecht belegten Studentenpizza“ den Jackson Pollock. In dessen Dripping-Manier spritzte er rote und gelbe Schlieren wie verlaufenen Käse und Tomatensud auf die Bildfläche.
Dortmunder zeigt die Pizza als Massenprodukt
Zum Reinbeißen lädt Tom Friedman in seiner monströsen „Pizza untitled“ ein. Mit bemaltem Styropor hat er den Fladen an die Wand geklatscht – als übermächtiges Massenprodukt. Schon vor einem Vierteljahrhundert konnte man Pizzen im Netz bestellen.
So feiern die vier Ausstellungsmacher, von denen zwei 2015 am Pizza-Pavillon der Biennale in Venedig beteiligt waren, den Fladen als „Leibspeise der Internet-Generation“.
Auch internationale Künstler wirken an der Ausstellung mit
Der Däne Lars Bent Petersen wirft mit seinem „Unregistered Work“ als täuschend echt wirkendem, achtlos liegen gelassenen Pizza-Rest aus Polystyrol und Emaille einen durchaus skeptischen Blick.
Konsumkritik spielt dagegen keine Rolle in den drei monumentalen Türmen, die Daniel van Straalen aus Pizza-Kartons aufgehäuft hat. Und mit recycelten Sonnenschirm-Bahnen als Pizza wartet der Franzose Claude Viallat auf.