Die Kunst der Wiederholung

Westfälischer Kunstverein

Das Prinzip der Wiederholung in der Kunst beschäftigt in diesem Jahr gleich mehrere Institutionen der Stadt. Das Kunsthaus Kannen hat bereits eine Ausstellung dazu eröffnet. Der Westfälische Kunstverein eröffnet seine am Freitag (16. Mai) – begleitet von einer Tagung, die Anfang Juli in der Kunstakademie stattfindet.

MÜNSTER

, 15.05.2014, 22:14 Uhr / Lesedauer: 2 min
Künstler Saadane Afif schafft Kunst, die mit ihm selbst zu tun hat.

Künstler Saadane Afif schafft Kunst, die mit ihm selbst zu tun hat.

FOTOSTRECKE
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Westfälischer Kunstverein

Im Westfälischen Kunstverein sind vom 17. Mai bis 27. Juli 2014 Werke von acht internationalen Künstlern zu sehen, die sich mit dem Thema Wiederholung befassen.
15.05.2014
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Shahryar Nashat zeigt in einem Video einen Turner, der im Louvre vor Rubens Medici-Zyklus einen Handstand macht. Es wirkt so, als würden sich die Nackten im Gemälde über den Mann mit nacktem Oberkörper wundern. Der Künstler scheint zu fragen: Welche Haltung hat der Betrachter zur Kunst?© Foto: Sabine Müller
Matti Braun hat hier auf Seide mit Wachs gemalt, das Tuch gefärbt und das Wachs ausgebügelt. Die mit Wachs bedeckten Schichten sind weiß geblieben.© Foto: Westfälischer Kunstverein
Saadane Afif vervielfältigt sich selbst: Als Song, Tanz und Porzellanfigur.© Foto: Sabine Müller
Saadane Afif vervielfältigt sich selbst: Als Song, Tanz und Porzellanfigur.© Foto: Sabine Müller
Rachal Bradley kopiert ganz offensiv Bilder von Bridget Riley. Sie scannt sie aus Katalogen ab: Die Falz ist deutlich zu sehen. Was ist Original, was ist Kopie, wie verhalten sie sich zueinander?© Foto: Sabine Müller
Blick in den Ausstellungsraum: Die Vitrinen-Arbeit von Alexandra Leykauf steht mitten im Raum.© Foto: Sabine Müller
Natalie Czech hat in Texten, die den Tango erklären, Worte und Buchstaben markiert, die ein Gedicht von Bruce Hainley ergeben.© Foto: Sabine Müller
Schlagworte Münster

Zusammen mit Kuratorin Anna Sabrina Schmid hat sie acht internationale Künstler nach Münster geholt, die auf ganz unterschiedliche Art kopieren. Selbsterklärend ist die Arbeit von Alexandra Leykauf. Sie hat Ausstellungsvitrinen in Museen fotografiert und diese Bilder wie eine Tapete um graue Blöcke geklebt, so dass diese selbst wie Vitrinen erscheinen. Allerdings sind die Fotos nicht aufpoliert in Hochglanz-Optik, sondern grob und schwarz-weiß. Zudem sind alle Spiegelungen des Original-Glases zu sehen. Altbacken und unprofessionell wirken diese Bilder – und damit auch diese Art der Objektpräsentation in einem Museum.

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Westfälischer Kunstverein

Im Westfälischen Kunstverein sind vom 17. Mai bis 27. Juli 2014 Werke von acht internationalen Künstlern zu sehen, die sich mit dem Thema Wiederholung befassen.
15.05.2014
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Shahryar Nashat zeigt in einem Video einen Turner, der im Louvre vor Rubens Medici-Zyklus einen Handstand macht. Es wirkt so, als würden sich die Nackten im Gemälde über den Mann mit nacktem Oberkörper wundern. Der Künstler scheint zu fragen: Welche Haltung hat der Betrachter zur Kunst?© Foto: Sabine Müller
Matti Braun hat hier auf Seide mit Wachs gemalt, das Tuch gefärbt und das Wachs ausgebügelt. Die mit Wachs bedeckten Schichten sind weiß geblieben.© Foto: Westfälischer Kunstverein
Saadane Afif vervielfältigt sich selbst: Als Song, Tanz und Porzellanfigur.© Foto: Sabine Müller
Saadane Afif vervielfältigt sich selbst: Als Song, Tanz und Porzellanfigur.© Foto: Sabine Müller
Rachal Bradley kopiert ganz offensiv Bilder von Bridget Riley. Sie scannt sie aus Katalogen ab: Die Falz ist deutlich zu sehen. Was ist Original, was ist Kopie, wie verhalten sie sich zueinander?© Foto: Sabine Müller
Blick in den Ausstellungsraum: Die Vitrinen-Arbeit von Alexandra Leykauf steht mitten im Raum.© Foto: Sabine Müller
Natalie Czech hat in Texten, die den Tango erklären, Worte und Buchstaben markiert, die ein Gedicht von Bruce Hainley ergeben.© Foto: Sabine Müller
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Natalie Czech sucht Wiederholungen, wo eigentlich gar keine sind. Sie versucht Gedichte, die sich mit Wiederholungen beschäftigen, in anderen Texten, Bildern und Medien wiederzufinden: So markiert sie zum Beispiel einzelne Worte oder Buchstaben auf Zeitungsseiten. Das ist wie eine Schatzsuche.

Harald Popp macht es sich auch nicht einfach: Seine Fotos zeigen Objekte vor verschiedenfarbigen Hintergründen. Es sieht so aus, als habe er mal eben mit einem Computerprogramm die Farbe gewechselt, dabei steckt dahinter aufwändige Handarbeit: Er fotografiert die Objekte alle vor farbigen Pappplatten. Ein ähnliches Konzept verfolgt Matti Braun: Seine schwarzen 3-D-Bilder sehen aus wie frisch aus dem Fotokopierer gekommen, dabei sind es Seidentücher, die mit Wachs bemalt und gefärbt wurden. Das Wachs wird hinterher ausgebügelt, die Fläche darunter bleibt Weiß.

Saadane Afif treibt das Spiel auf die Spitze: Er dekliniert alle Kunstgattungen durch – quasi mit sich selbst. Der Franzose bat acht befreundete Künstler, Songs für ihn zu schreiben. Diese Songs ließ Afif von einer Tänzerin choreografieren. Mit den Anfangsposen der Tänze schmückte er nicht nur ein Plakat, er ließ sie bei einer Porzellanmanufaktur als Figürchen fertigen, die auf den Deckeln von Vasen thronen. Afif sprach den Songtext in die Vasen hinein und ließ sie versiegeln. Das hat fast schon etwas Mystisches – und Einmaliges.  

Eröffnung/Zeiten: 16. Mai 2014, 19 Uhr, zu sehen bis 27. Juli, Di bis So 11-19 Uhr, Rothenburg 30.
Führung mit Kristina Scepanski: 22. Mai (Do) um 18 Uhr, 13. Juni (Fr) um 18 Uhr, 6. Juli (So) um 14 Uhr.
Filmreihe: Gemeinsam mit dem Filmclub gibt es eine Filmreihe zum Thema Wiederholung im Schloßtheater. Programm unter:
 
Tagung: 3. bis 5. Juli, Kunstakademie: „Wiederholung. Revision eines ästhetischen Grundbegriffs“.