Der Mensch verschwindet aus dem Arbeitsleben
„Changing of the Guard“ am Schauspiel Bochum
„Changing of the Guard“ bringt am Schauspielhaus Bochum Schauspieler und Berufstätige in Paraden und einem Abschlussfest zusammen.

Der Theatervorplatz als Schauplatz für „Changing of the Guard“ © Ronny von Wangenheim
Der Wandel und Verlust von Arbeitsplätzen, ja ganzen Berufen, begleitet die Menschen im Ruhrgebiet. Für den Komponisten Ari Benjamin Meyers braucht es ein Ritual, um den Übergang zu feiern, um loslassen zu können und etwas Neues zu beginnen. „Changing of the Guard“ ist solch ein Ritual, ein Fest, ein Happening – und auch ein politischer Abend auf dem Vorplatz des Bochumer Schauspielhauses.
Parade von 60 Berufstätigen
Dort erwartet der Chor von sieben Schauspielern die Paraden, die an der Arbeitsagentur, an der IHK, an sechs Orten mit insgesamt 60 Berufstätigen, Musikern und einigen Zuschauern gestartet sind. Passanten oder Anwohner in ihren Fenstern haben leicht verwundert die kleinen Züge hin zum Schauspielhaus beobachtet.
Jetzt stehen die 60 Berufstätigen – Handwerker, Sozialarbeiter, Priester, Schüler – in einer Manege. „Du wirst sie verlieren, deine Arbeit“, ruft der Chor ihnen zu. Die Komposition von Ari Benjamin Meyer, sehr rhythmisch und bassbetont, gibt den Takt vor.
Am siebten Tage sollst Du ruhen
Sabine Reich (Text und Dramaturgie) hat den Abend, angelehnt an die Schöpfungsgeschichte, in sieben Tage unterteilt.
Wie Arbeit verschwindet, welche Bedeutung die Arbeit für den Menschen hat, wie er selbst dafür sorgt, dass Arbeit von Maschinen, Robotern und künstlicher Intelligenz übernommen wird, wie er spät, zu spät, die Folgen bedauert – das alles wird im Zusammenspiel von Chor und Menge eindrucksvoll thematisiert. Am Ende, am siebten Tag, darf, muss der Mensch ruhen, andere haben übernommen.
Die Uraufführung wird zum Erlebnis
Jeder Akteur, auch die Schauspieler, wird freigesprochen, frei von seinem Beruf, frei von seinem Namen.
Die Formel könnte auch für die Zuschauer gelten, setzt sich im Kopf fest. So wird die Uraufführung zu einem Erlebnis, dass das politisch und gesellschaftlich wichtige Thema auf sehr persönliche Weise erfahrbar macht.